Katastrophenschutz:Ein Plan für jeden Notfall

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Hagelschauer und Starkregen haben im Sommer 2021 für Überschwemmungen in der Kreisstadt Ebersberg gesorgt. Für Szenarien wie dieses wollen die Feuerwehren künftig besser vorbereitet sein. (Foto: Christian Endt)

Der Feuerwehr- und Katastrophenschutzplan des Landkreises Ebersberg soll fortgeschrieben werden. Künftig wird der Fokus verstärkt auf konkrete Bedrohungsszenarien wie Extremwetter, Waldbrände oder Blackouts gelegt.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Starkregen, Überschwemmungen, Hitzesommer. Extreme Wetterlagen machen auch dem Landkreis Ebersberg zunehmend zu schaffen. Um sich gegen Bedrohungsszenarien aller Art zu rüsten, gibt es seit 2019 den sogenannten Feuerwehr- und Katastrophenschutzbedarfsplan - ein Konzeptpapier, das die Ausstattung, die Bedarfe sowie die Koordination und Kooperation der verschiedenen Rettungsdienste bündelt. Dadurch sollen diese stets gut ausgestattet und für einen möglichen Einsatz gerüstet sein. Zunächst war der Plan für fünf Jahre ausgelegt, weil sich dieser aber als wichtiges Instrument für Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und die weiteren Rettungsdienste im Landkreis entpuppt hat, wird das Projekt nun fortgesetzt. Künftig soll der Fokus verstärkt auf konkrete Bedrohungslagen gelegt werden.

Rot ist eigentlich eine Farbe, die der Feuerwehr gefallen müsste. In dem Fall verheißen die roten Pfeile jedoch nichts Gutes. "Die Umsetzung schreitet nicht so voran, wie man das gerne hätte", sagte Andreas Wenzel, Sachgebietsleiter öffentliche Sicherheit am Landratsamt, in der jüngsten Sitzung des Kreis-Liegenschaftsausschusses. Dort stellte er die bisherige Umsetzung des aktuellen Bedarfsplans vor, in dem vor allem die vielen zeitlichen Verschiebungen auffallen. So hätte etwa ein Einsatzleitwagen für Lagebesprechungen bereits im Jahr 2020 angeschafft werden sollen, Haushaltsmittel dafür sind jedoch erstmals heuer freigegeben worden. Verzögerungen gibt es außerdem beim Kauf eines Notstromaggregats für das THW sowie bei zwei Löschfahrzeugen, die angesichts der erhöhten Waldbrandgefahr im südlichen Landkreis dringend nötig wären.

Wegen Lieferengpässen verzögern sich die Anschaffungen für die Rettungskräfte

Dass bei manchen Anschaffungen nichts vorangeht, liegt jedoch nicht unbedingt am Landkreis selbst, wie Andreas Wenzel erklärte: "Die Firmen kommen wegen der Auftragslage nicht mehr hinterher." Umso wichtiger sei es, den Katastrophenschutzjahr über das eigentliche Ende im Jahr 2024 hinaus fortzuschreiben, damit die Bedarfe der Rettungsdienste weiterhin gebündelt erfasst werden können.

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Mit der Technik allein ist es jedoch nicht getan. Es werde künftig darum gehen, eine "Ebersberger Strategie" gegen Katastrophen und Bedrohungslagen zu entwickeln, sagte Wenzel. Grundlage dafür sollen die Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen sowie der bayerische Plan zum Katastrophenschutz sein, aus denen sich der Landkreis die für ihn wichtigsten Elemente herauspicken will. Was zunächst recht abstrakt klingt, macht Wenzel an einem Beispiel deutlich: "Neben der Anschaffung der Ausstattung treiben uns auch konkrete Szenarien um, etwa ein Blackout." Man müsse sich die Frage stellen, was alles auf den Landkreis zukommen könne. Aus dieser Überlegung sollen schließlich Strategien entwickelt werden, wie im Ernstfall zu reagieren ist. "Das soll eine Art Baukasten werden mit Modulen für die einzelnen Szenarien", so Wenzel. Neben Hochwasser oder Stürmen könnten das etwa auch Hackerangriffe, Seuchen, Erdbeben oder Zugunglücke sein.

"Was in Marokko oder Libyen passiert ist, kann jederzeit auch bei uns passieren."

Der oberste Feuerwehrler im Landkreis, Kreisbrandrat Andreas Heiß, lobte in der Sitzung den politischen Willen, den Katastrophenschutzplan fortzuschreiben und zu erweitern: "Das ist eine ganz wichtige Sache", sagte er. Das Konzeptpapier diene schließlich nicht nur den Rettungsdiensten als Stütze, sondern auch den Lokalpolitikern als Leitfaden dafür, welche Investitionen auf den Landkreis zukommen werden. Diese nämlich dürften auch in den kommenden Jahren nicht weniger werden, wie Andreas Wenzel bereits ankündigte. Konkret geht es etwa um einen Versorgungslastwagen für das Bayerische Rote Kreuz, Ausstattung für Wald- und Vegetationsbrände für die Kreisbrandinspektion oder die Anschaffung von Lehrgangsverwaltungssoftware, um den Feuerwehrlern die notwendigen Schulungen anbieten zu können.

Auf die Unterstützung des Landkreises können die Einsatzkräfte dabei jedenfalls bauen, das bekräftigte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der Sitzung. "Es ist wichtig, dass wir uns auf mögliche Ereignisse entsprechend vorbereiten." Gerade im Ebersberger Forst sei die Waldbrandgefahr durch die trockenen Sommer hoch, so Niedergesäß, der aber auch Starkregen oder Blackouts als Szenarien nannte, gegen die es sich zu wappnen gelte. Der Landkreis habe den Katastrophenschutzplan 2019 als einer der ersten in ganz Bayern eingeführt, inzwischen sei ein solches Konzept in den Kommunen Standard. Auch deshalb sprach sich der Landrat für dessen Fortschreibung aus. "Wir stellen uns im Landkreis gemeinsam dieser Zukunftsherausforderung", so Niedergesäß. Unterstützung kam auch von Manfred Schmidt (AfD), der mit Blick auf die weltweiten Naturkatastrophen sagte: "Was in Marokko oder Libyen passiert ist, kann jederzeit auch bei uns passieren."

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