Erneuerbare Energien:Wo der Wind weht

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Bisher gibt es lediglich ein Windrad im Landkreis Ebersberg - jenes in Hamberg bei Bruck. Das Potenzial für weitere Anlagen ist in der Region allerdings groß. (Foto: Christian Endt)

Der Regionale Planungsverband München legt eine neue Untersuchung zu geeigneten Windkraft-Standorten rund um die Landeshauptstadt vor. Auf der Liste taucht der Landkreis Ebersberg zwar ganz weit oben auf, es gibt allerdings ein Problem.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Die Rotoren von bis zu fünf Windrädern werden sich künftig über den Baumwipfeln im Ebersberger Forst drehen. Das ist das Ergebnis eines Bürgerentscheids, den der Landkreis im Frühjahr 2021 abgehalten hatte. Eine knappe Mehrheit der Bevölkerung sprach sich damals für den Bau der Anlagen auf dem Gebiet der Bayerischen Staatsforsten aus. Mit diesem Votum wurde die Anzahl der Windräder jedoch auf maximal fünf Stück begrenzt - dabei gäbe es im Ebersberger Forst deutlich mehr Potenzial für die Nutzung von Windenergie. Zu diesem Ergebnis kommt der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (RPV), der nun besonders geeignete Flächen im Umland identifiziert hat. Dabei taucht der Landkreis, nicht zuletzt wegen des Ebersberger Forsts, ganz weit oben in der Liste auf.

(Foto: Quelle: Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München)

Wobei Liste eigentlich der falsche Begriff ist, denn der RPV präsentiert seine Ergebnisse in ein Form einer Karte - und diese weist mitten im Landkreis einen großen blauen Fleck auf. Damit sind Einzelflächen gekennzeichnet, die sich für den Bau von Windrädern eignen und mehr als zehn Hektar groß sind. In dem Fall handelt es sich um den Ebersberger Forst. Dieser trägt mit seiner Größe einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei, warum der RPV in seiner Untersuchung auf insgesamt rund 400 Quadratkilometer geeigneter Flächen im Münchner Umland kommt. Dem Planungsverband zufolge kämen damit etwa 7,4 Prozent der gesamten Regionsfläche rund um die Landeshauptstadt für die Nutzung von Windenergie infrage.

Auch in Starnberg und Landsberg am Lech sehen die Planer Potenzial für Windenergie

Die größten Areale liegen dabei im Süden und Südosten der Region. Neben dem Landkreis Ebersberg sehen die Planer auch in Starnberg, München und Landsberg am Lech großes Potenzial für den Bau von Windrädern. Ob dieses allerdings an allen in der Karte eingezeichneten Standorten ausgeschöpft werden kann, steht auf einem anderen Blatt, wie auch der RPV selbst einräumen muss. Nicht alle der ausgewiesenen Flächen würden sich gleich gut für Windenergie eignen, heißt es in einer Pressemeldung. Einige Flächen seien mit Hindernissen versehen, zum Beispiel hinsichtlich Artenschutz, ziviler Luftfahrt und militärischer Restriktionen sowie Trinkwasserschutz. "Wir wollten die Flächen nicht von vornherein für die Nutzung von Windenergieanlagen verbieten. So haben wir mehr Spielraum, um die vorgegebenen Flächenziele zu erreichen, denn das wird noch ein herausfordernder Abstimmungsprozess", sagt dazu RPV-Geschäftsführer Marc Wißmann.

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Jene Flächenziele hat die Bundesregierung per Gesetz festgelegt. Demnach muss der RPV bis Ende 2027 mindestens 1,1 Prozent seiner Regionsfläche für die Errichtung von Windenergieanlagen ausweisen, was umgerechnet 60 Quadratkilometern entspricht. Bis Ende 2032 muss der Freistaat Bayern in Summe 1,8 Prozent seiner Landesfläche ausweisen. Wie das allerdings auf die 18 bayerischen Planungsregionen verteilt werde, sei derzeit noch offen, wie es vom RPV heißt. Mit den nun identifizierten Potenzialflächen scheint der Münchner Planungsraum für den Moment zwar auf der sicheren Seite zu stehen, wie viel davon am Ende jedoch übrig bleibt, muss sich erst noch zeigen.

Das liegt unter anderem daran, dass es für den Bau von Windrädern nach wie vor viele Einschränkungen gibt. "Wir möchten eine Zersiedelung unserer Landschaft durch Windenergieanlagen und eine Umzingelung von Dörfern verhindern. Standorte, die für Windenergie vorteilhaft scheinen, sind dies nicht unbedingt für das Landschaftsbild und die Menschen", sagt Marc Wißmann. Daher brauche es ein räumliches Konzept, das neben Aspekten wie Arten-, Natur- und Denkmalschutz auch Blickrichtungen in Wohngebieten und die Sichtbeziehung zu den Alpen berücksichtige. Weitere Abwägungskriterien sind dem RPV zufolge die räumliche Verteilung der Vorranggebiete, die Wasserwirtschaft sowie bereits laufende kommunale Projektplanungen.

In Ebersberg will man an der Obergrenze von fünf Windrädern im Forst festhalten

Eine solche sind etwa eben jene fünf Windräder, die im Ebersberger Forst gebaut werden sollen - und die das nun vorgelegte Konzept des RPV ordentlich durcheinanderwirbeln könnten. Zwar könnten im Ebersberger Forst theoretisch viel mehr Anlagen gebaut werden, durch die Vereinbarung zwischen dem Landkreis und den Bayerischen Staatsforsten als Grundstückeigentümer ist die Anzahl jedoch klar begrenzt. Bisher gibt es keine Signale, dass sich daran etwas ändern wird. "Der Standortsicherungsvertrag ist die Garantie dafür, dass es nicht mehr als fünf Windräder werden", sagte dazu jüngst Landrat Robert Niedergesäß (CSU), als es um die von der Bayerischen Staatsregierung beschlossene Lockerung der 10-H-Regelung ging, die den Bau solcher Anlagen in Waldgebieten deutlich vereinfacht.

Auch deshalb setzt der RPV in seiner Regionskarte vor allem auf solche Areale. Wie viel von den nun identifizierten 7,4 Prozent an Potenzialfläche allerdings noch übrig bleiben, wenn der Ebersberger Forst wegen seiner Windkraft-Obergrenze quasi wegfällt, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Auf Basis der Regionskarte nämlich soll nun ein Steuerungskonzept zur Windenergienutzung erarbeitet werden, das konkrete Vorschläge für Vorranggebiete ausweist. Dabei werden auch alle RPV-Mitglieder und einzelne Träger öffentlicher Belange eingebunden sein, um einen politischen Konsens zu schaffen, wie es vom Planungsverband heißt. Am Ende des Prozesses soll dann eine verbindliche Erklärung zur Änderung des Regionalplans hinsichtlich der Teilfortschreibung stehen - und dann wird sich auch zeigen, wo sich die Windräder wirklich drehen werden.

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