Gewässer in Glonn:Kastensee erhält öffentlichen Zugang

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Derzeit kann das öffentliche Gelände am Kastensee betreten werden, die Badestelle mit Seecafé ist davon allerdings mit einem Zaun abgetrennt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach jahrelangen Verhandlungen ist der Zwist beigelegt. Badegäste dürfen das Ufer allerdings nur nutzen, wenn es draußen kalt ist.

Von Anja Blum, Glonn

Wer an einem schönen Herbsttag zum Beispiel am Egglburger See in Ebersberg vorbeispaziert, versteht sofort, was damit gemeint ist: Das Recht auf "Naturgenuss", zu dem auch ein öffentlicher Zugang zu den Seen gehört, ist in der bayerischen Verfassung festgeschrieben. Schöne Landschaften wie diese tragen zu Wohlbefinden und Erholung der Bevölkerung bei. Insofern schmerzte es viele Landkreisbürger lange sehr, dass der Kastensee zwischen Glonn und Egmating für die Öffentlichkeit bisher nicht, oder zumindest nicht kostenlos, erreichbar war. Jetzt aber ist das anders, wer möchte, kann nun unentgeltlich Zeit am Ufer verbringen, sei es mit dem Hund, einem Picknickkorb oder einem guten Buch. Das einzige Problem: Baden kann hier nur, wer relativ kälteunempfindlich ist. Denn geöffnet ist der neue Zugang nur im Herbst und Frühjahr, beziehungsweise im Sommer nur bei schlechtem Wetter.

Mit der Öffnung des Kastensees endet ein jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelanges Ringen zwischen zwei Parteien: dem Landratsamt Ebersberg und Manfred Lamm, dem Besitzer eines Strandbads an eben jenem Glonner See. Das Problem nämlich war, dass der Landkreis zwar ein Ufergrundstück besaß, Dieses Areal hatte aber keine Verbindung zur Straße, zu anderem öffentlichem Grund also, sodass für Badegäste kein Zugang ans Wasser geschaffen werden konnte. "Einen Rechtsstreit wollten wir deswegen aber nicht vom Zaun brechen, uns war sehr an einer einvernehmlichen Lösung gelegen", erklärt Michael Ottl, der Büroleiter des Ebersberger Landrats und mit dem Projekt betraut. Denn alles andere sei in der Regel wenig tragfähig, so der Jurist.

Lange sah es so aus, als könne in dieser Sache keine Einigung erzielt werden. Allein Ottl, der die Sache erst Anfang 2019 übernahm, blickt beim Gespräch auf drei dicke Leitz-Ordner. Erst nach zähen Verhandlungen sei es gelungen, einen Kompromiss zu finden: Landkreis und Badbetreiber tauschten Grundstücke, so dass das öffentliche Ufer nun endlich auch von außen zugänglich ist. Außerdem wurden Vereinbarungen zur Nutzung getroffen und per notarieller Urkunde verbrieft.

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Die Vereinbarungen besagen, grob skizziert, dass der Strand des Landkreises nur dann kostenlos betreten werden darf, wenn das Strandbad geschlossen ist. Schließlich sei das ein Unternehmen wie jedes andere auch, und dem wolle man natürlich nicht schaden, so Ottl. "Zumal Herr Lamm damit ohnehin nicht reich wird, sondern nur versucht, das Bad und sein Café kostendeckend zu betreiben." Tatsächlich sind, im Vergleich zu anderen Badestellen, die Preise moderat: Der Eintritt kostet für Erwachsene vier Euro, für Kinder von sechs bis 15 Jahre zwei Euro und für alle Kleineren ist er frei. Überdies gibt es einen günstigen Früh- und Abendtarif. Außerdem, so Ottl, gehe es bei dem öffentlichen Zugang ja nicht nur ums Baden, sondern ganz generell um einen schönen Aufenthalt am Wasser.

Das Gelände des Landkreises, links der Wasserwachthütte gelegen, ist etwa 1500 Quadratmeter groß. Im Herbst und Frühjahr, von 1. Oktober bis 30. April, können alle Erholungssuchenden den Kastensee dort durchgehend kostenlos genießen. Von 1. Mai bis 30. September jedoch ist kein Gratis-Seebesuch möglich - außer, das Strandbad ist wegen schlechten Wetters nicht geöffnet. Auch abends, wenn das Café schließt, wird das Ufer nicht zugänglich sein, nächtliches Schwimmen ist nicht vorgesehen. Überhaupt müsse der Landkreis aus Haftungsgründen strenge Regeln erlassen, so Ottl: Baden nur auf eigene Gefahr, Fischen nur mit Berechtigung, Betreten der Eisfläche im Winter verboten.

Geregelt werden soll die ganze Situation am Kastensee mit einer automatischen Schließanlage, die allerdings erst geplant, genehmigt und errichtet werden muss. "Das ist alles ziemlich aufwendig", sagt Ottl, deswegen rechne er mit einer Installation erst im Herbst 2022. Dann soll es drei Eingänge geben: Den gewohnten Einlass mit Drehkreuz am Strandbad, ein Schiebetor zwischen dessen Liegewiese und dem öffentlichen Ufer sowie eben jenen neuen, kostenlosen Durchgang. "All das wird miteinander gekoppelt und soll auch aus der Ferne per Knopfdruck steuerbar sein."

Bis es soweit ist, müssen alle Beteiligten indes mit einem Provisorium leben, einem Zaun, der nur per Hand verschlossen und geöffnet werden kann. "Wir wollten einfach nicht warten mit der Öffnung, sondern ein Zeichen setzen, dass jetzt was vorangeht", sagt Ottl. Schließlich hätten ihn immer wieder Anfragen erreicht, wann der Kastensee denn endlich freigegeben werde. "Und jetzt sollen die Menschen das endlich auch auskosten können." Überhaupt freuten er und der Ebersberger Landrat, Robert Niedergesäß, sich sehr über den endlich gefundenen Kompromiss. "Das ist - gerade in dieser speziellen, komplizierten Situation - einfach das bestmögliche Ergebnis und ein großer Gewinn."

© SZ vom 19.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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