Steigende Energiepreise:Warme Eishalle, kaltes Büro?

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Erneuerbare Energien werden immer wichtiger - hier eine Photovoltaik-Anlage auf der Kita Kraxlbaum in Ebersberg. (Foto: Stadt Ebersberg/oh)

Kommunen im Landkreis Ebersberg versuchen, auf die hohen Energiepreise zu reagieren. Manche mit voller Kraft, andere eher zögerlich.

Von Mathilde Wicht

Den internationalen Krisen und dem Klimawandel geschuldet steigen die Energiepreise immer weiter an, und auch die Gemeinden sind gehalten, mehr Sparsamkeit im Umgang mit Strom und Wärme walten zu lassen. Oftmals steht der Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund, hinzu kommt aber nun auch das Nachdenken über mögliche Einsparungen und eine effizientere Nutzung von Energiequellen. Wie gehen die Gemeinden mit der aktuellen Situation um, wo wird eingespart, wo wird umgedacht, um dem befürchteten Mangel im kommenden Winter zu begegnen? Einige Beispiele aus dem Landkreis:

Ebersberg

Ebersberg hat sich zum Ziel gesetzt, sich bei der Wärme- und Strombereitstellung bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. Schon seit 2015 wird an einer Langzeit-Energiemanagement-Strategie gearbeitet, welche unter anderem die Erneuerung und Modernisierung der Straßenbeleuchtung beinhaltet. Ein Projekt, das in der Stadt Ebersberg nun Ende August fertiggestellt wird: Die Straßenbeleuchtung wird komplett durch LED-Leuchten ersetzt, was mit einer Stromeinsparung von etwa 80 Prozent einhergehen wird. So haben sich auch die zwei Jahre Vorbereitungszeit und die hohen Kosten, die angefallen sind und bei ungefähr 500 000 Euro lagen, durchaus gelohnt.

Für die Zukunft sei die Solarenergie am wichtigsten, erklärt Christian Siebel, Klimaschutzbeauftragter der Stadt. So hat man dort im November vergangenen Jahres eine Solarpflicht für Neubauten auf privaten Dächern eingeführt - wenn es wirtschaftlich möglich ist. Neben der Solarenergie sei auch die Windenergie von großer Bedeutung, es werden aktiv Flächen gesucht, die hierfür sinnvoll genutzt werden könnten, wie Siebel erklärt.

Kurzfristige Maßnahmen würden in Ebersberg - auch nach Hinweisen von Bürgerinnen und Bürgern - ebenfalls durchgesetzt. Beispielsweise wurde die Fassadenbeleuchtung der kommunalen Gebäuden in der Stadt abgeschaltet, das habe zwar nur einen verhältnismäßig kleinen Effekt, symbolisch sei das aber sehr wichtig, so Siebel. "Die Bürgerinnen und Bürger wären gerne noch aktiver, das merkt man." Die Stadt Ebersberg konzentriere sich im Hinblick auf die Zukunft auf den weiteren Ausbau von Solar- und Windkraft und auf die weitere Reduzierung von unnötigem Energieverbrauch.

Grafing

In Grafing wurde zu Beginn der Freibadsaison die Temperatur um zwei Grad runtergedreht, was zu einer Energieeinsparung von zwölf Prozent führt. Ansonsten gebe es keine anderen konkreten, akuten Pläne, sagt der Grafinger Bürgermeister Christian Bauer (CSU). Man überlege aber natürlich schon, wo man Gas und Energie einsparen könne. Auch Langzeitpläne, wie der Ausbau von erneuerbaren Energien, zum Beispiel der Photovoltaik, seien durchaus in Arbeit.

Alles in allem sei der Energieverbrauch in Grafing aber weitaus geringer als in vergleichbaren Städten. In einigen Einrichtungen, etwa in Schulen, sei es auch nicht unbedingt die richtige Lösung, alles abzuschalten. Lüftungsanlagen etwa seien zur Bekämpfung der Pandemie in Räumen mit vielen Personen sehr wichtig. Unternehmen in Grafing hätten aber keine konkreten Anweisungen von der Stadtverwaltung erhalten. Es sei unmöglich und unnötig, die Unternehmen zu etwas zu zwingen.

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Die Eisfläche der Sporthalle in Grafing sorgte schon in der Vergangenheit immer wieder für Gesprächsstoff, denn die Eisherstellung beginnt bereits im Sommer, was hohe Energiekosten mit sich bringt und aus Klimaschutzgründen kritisch gesehen wird. Dafür sei aber der EHC selbst zuständig, so Bauer. In den vergangenen Jahren seien aber die Pumpen, die zur Herstellung des Eises genutzt werden, verbessert und auch ausgetauscht worden.

Poing

In Poing setzt man bereits seit einiger Zeit auf Geothermie. Alternative Energiequellen werden ausgebaut, trotzdem bleibt der konstante Preisanstieg ein großes Problem. Intern seien noch keine konkreten Pläne gemacht worden, aber das Thema sei bekannt und präsent, erklärt Thomas Stark (CSU), Bürgermeister von Poing. Die Kommune habe eine Vorbildfunktion, also seien Gespräche vor allem mit dem Gebäudemanagement geplant, um zu sehen, welche Maßnahmen nötig und welche sinnvoll sind, und wie schnell sie durchgesetzt werden können.

Der Landkreis Ebersberg bezieht zunehmend Energie von der Sonne, etwa auf dieser Tiefgarage in Poing. Für viele Firmen aber, so Michael Wühle, sei Nachhaltigkeit noch negativ besetzt. Zu unrecht, wie er sagt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was man tun könne, werde schon getan: Ausschalten der Lichter, Senkung der Raumtemperatur. Bis zum Herbst und Winter habe man ja noch etwas Zeit, so Stark. "Wir bereiten uns vor, denn wir haben ja auch eine Vorbildfunktion, die wir erfüllen möchten."

Vaterstetten

In Vaterstetten ist in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Energiewende und weiteren lokalen Akteuren ein Klimaschutzkonzept mit einem detaillierten Maßnahmenkatalog erarbeitet worden. Auch hier wurde die Temperatur im Hallenbad geprüft und daraufhin abgesenkt, wie Tobias Aschwer, Klimaschutzmanager der Gemeinde, berichtet. Das Sachgebiet Gebäudemanagement habe auch eine Handlungsempfehlung an Angestellte versendet mit Vorschlägen, wie und wo im Büro und zu Hause effizientes Energiesparen möglich ist. Die Straßenbeleuchtung in der Gemeinde sei in der Vergangenheit der größte Stromverbraucher gewesen, und so habe man bereits vor zwei Jahren die komplette kommunale Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt, was zu einer Senkung des Verbrauchs um 70 Prozent geführt habe. Zusätzlich werde in diesem Jahr noch eine Photovoltaik-Anlage installiert, um die Eigenstromversorgung anzukurbeln.

In Vaterstetten muss erst mal nach Erdwärme gebohrt werden, so wie in der Gemeinde Oberhaching bereits vor einem Jahrzehnt. (Foto: Claus Schunk)

Momentan arbeite die Gemeinde zusammen mit dem eigenen Gemeindewerk an der Umsetzung einer Tiefengeothermiebohrung, um das kommunale Wärmenetz mit regenerativer Wärme versorgen zu können, so Aschwer. Der derzeitige Projektplan verspricht die erste Wärmelieferung aus regenerativen Quellen im Jahr 2025, dementsprechend soll das kommunale Wärmenetz ausgebaut werden.

Glonn

In Glonn spiele Energie aus regenerativen Quellen bereits eine große Rolle, alle Liegenschaften würden bereits aus solchen Quellen beheizt, berichtet Bürgermeister Josef Oswald (CSU). Wie auch in Ebersberg wurde in Glonn die Straßenbeleuchtung bereits durch LED ersetzt. Das seit weitaus sparsamer als andere Arten der Beleuchtung, so Oswald. Auch die Mittelschule in Glonn sei in den vergangenen Jahren generalsaniert und eine 30 Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert worden, welche zum Eigenverbrauch genutzt wird.

Kirchseeon

In der Gemeinde Kirchseeon ist man sich einig: Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und die globale Herausforderung des Klimawandels muss daher auch auf kommunaler Ebene bewältigt werden. Das sagt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). Die Situation bereite allen Bauchschmerzen, eine Gruppe habe sich bereits zusammengeschlossen, um mögliche Maßnahmen zu besprechen. Kleinere und größere Maßnahmen zu finden, um Energie einzusparen, habe Priorität. Es würden Handzettel vorbereitet, eine Art Merkblatt, um Tipps zum Energiesparen an die Öffentlichkeit zu tragen. Auch in Kirchseeon sei das Hallenbad betroffen, die Temperatur sei hier ebenfalls um einige Grad abgesenkt worden.

Das Kirchseeoner Hallenbad ist in einem schlechten Zustand. Eine Sanierung würde die Gemeinde bis zu acht Millionen Euro kosten. (Foto: Christian Endt)

Zorneding

Die Gemeinde Zorneding hat bereits im Jahr 2019 den Klimanotstand ausgerufen, und auch dort sieht man nach Worten der Klimaschutzmanagerin Elisabeth Buchmann die Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität. Hier werden alle Bürger, Unternehmen, Vereine und sonstige Akteure der Gemeinde dazu aufgerufen, sich an dem Energiewende-Ziel der Gemeinde zu beteiligen. Das Hauptziel sei es, so viel wie möglich auf erneuerbare Energien zu setzen und die Bürgerinnen und Bürger klar mit einzubeziehen. Auch kurzfristige Maßnahmen, wie aktives Kühlen zu vermeiden und im Winter niedrigere Temperaturen etwa in den Büros auszuhalten, seien wichtig. Buchmann sagt jedoch auch ganz klar, dass der Erfolg solch kurzfristigen Maßnahmen mit den Menschen der Gemeinde stehe und falle. Man könne Empfehlungen aussprechen, aber erfolgreich seien sie nur dann, wenn so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich ihren Part dazu beitragen.

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