Landwirtschaft in Ebersberg:Gewitter und Hagel machen Landwirten zu schaffen

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Von Sturm und Hagel zerstört ist dieses Maisfeld in der Nähe von Ebersberg. Die Wetterkapriolen dieses Sommer machen den Landwirten in der Region schwer zu schaffen. Nun hoffen sie auf einige trockene Tage am Stück, damit die Ernte trotzdem nicht allzu schlecht ausfällt. (Foto: Christian Endt)

Die Ernte im Landkreis Ebersberg wird vielerorts darunter leiden. Wie gut oder schlecht wird sie ausfallen?

Von Karin Pill, Ebersberg

Zu viel Regen, zu kurze Schönwetterperioden und zu heftige Gewitter, teils mit Hagel - so lautet in aller Kürze zusammengefasst die ernüchternde Bilanz des bisherigen Sommers. Die regionale Landwirtschaft leidet besonders darunter, viele Bauern im Landkreis Ebersberg haben mit einer geringeren Ernte als sonst zu rechnen.

"Für Kartoffeln kann es eigentlich nicht genug regnen", sagt etwa Landwirt Franz Rauch junior aus Neufarn. Doch der schier endlose Dauerregen in den vergangenen Wochen war womöglich doch zu viel. Der Kartoffelbauer erwartet Qualitäts- und Ertragseinbußen. Besonders die Gewitter mit Hagelfall Ende Juni hätten seinen Kartoffelpflänzchen geschadet, so Rauch. Das Problem sei, dass sich an den verletzten Stellen der Pflanze schnell Pilze und Bakterien ansiedeln können. Der Experte nennt das "einen erhöhten Pilzdruck". Dennoch gibt Rauch die Hoffnung für die diesjährige Ernte nicht auf: "Noch ist es nicht zu spät."

Auch die Kartoffeln von Franz Lenz, Landwirt in Zorneding und Kreisobmann des Bauernverbandes, stecken aktuell noch in der Erde. Das derzeitige Wetter habe zur Folge, dass "wir dieses Jahr ziemlich spät dran sind". Die Gemeinde Zorneding sei von Hagelschäden zwar verschont geblieben, dennoch mache dem Obst und Gemüse sowie dem Getreide das "feuchte und warme Wetter zu schaffen". Für Landwirte wie Lenz erhöhe das den Arbeitsaufwand enorm. Auch wenn Lenz bei den Kartoffeln nicht mit einem Totalausfall rechnet, so besteht immer noch die Gefahr, dass die geerntete und gelagerte Kartoffel später noch zu faulen anfange. "Wichtig wäre jetzt, dass wir mal durchgängig zehn bis 14 Tage gutes Wetter haben", so Lenz.

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Katharina Binsteiner, Bereichsleiterin Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg-Erding, erklärt, dass die Äcker ja durch den anhaltenden Regen gar nicht mehr trocknen würden. Das habe nicht nur Einbußen bei der Kartoffelernte, sondern auch Ernteverzögerungen beim Getreide zur Folge. "Dieses Jahr sind wir einfach zwei Wochen später dran bei der Ernte", so auch Binsteiner.

"Das Ganze hat ja auch Vorteile."

Schon der Winter habe lang gedauert, und auch der Mai sei dann sehr kalt gewesen, resümiert sie. Doch während die Kartoffel- und Getreideernte Landwirte unter Druck setze, stehe immerhin der Silomais "bombastisch" da. Alles in allem findet Binsteiner, sei der Landkreis immer noch gut davongekommen. "Das war halt ein durchwachsener Sommer, nur sind wir das nicht mehr gewohnt", so die Expertin.

"Das Ganze hat ja auch Vorteile: Wir mussten weniger gießen", sagt Florian Böck, Inhaber der Gärtnerei Böck in Neufarn, und versucht damit, dem häufigen Regenwetter mit ein wenig Humor zu begegnen. Dennoch ist auch der Familienbetrieb Böck nicht ohne Einschränkungen durch den bisherigen Sommer gekommen. Die Regenfälle hätten nicht nur Auswirkungen auf ihren Anbau im Freiland gehabt. Auf den Gewächshäusern staute sich das Wasser und lief schließlich auch hinein.

Aber am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde freilich das Freiland, wovon die Böcks aufs Jahr gesehen etwa 100 Hektar bewirtschaften. Der Geschäftsinhaber verzeichnet besonders schwere Schäden an Salat und Kohlgewächsen. Verantwortlich macht er dafür die Gewitter mit starkem Wind. "Das Problem ist beim Salat, dass es dafür keine Pflanzenschutzmittel gibt. Die Salatköpfe verfaulen dann einfach."

Doch auch dieser Tatsache kann Böck etwas Gutes abgewinnen. Da vielerorts in Bayern die Salaternte extrem schlecht ausfalle, könne er davon profitieren und sehr viel verkaufen. Trotz manchem verfaultem Salatkopf blieben von jedem seiner Äcker rund 20 bis 25 Prozent über. "Verluste rechnen wir standardmäßig mit ein und pflanzen deshalb mehr an", so Böck. Einen Totalausfall gebe es also auch bei ihm nicht.

Ob sich die durchwachsene Ernte auch auf die Preise auswirke, beantwortet Florian Böck zumindest für seine Produkte mit einem klaren Nein.

© SZ vom 17.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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