Eklat in Ebersberg:Haase gegen Igel

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Sitzungsleiter Walter Brilmayer offenbart ob der Stimulation durch einen stadtbekannten Gast ungeahnte Kratzbürstigkeit.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Bürgermeister Brilmayer. Schon die Alliteration hatte etwas Harmonisches. Und auch sonst war Walter Brilmayer in drei Jahrzehnten Amtszeit nicht gerade für seine Kratzbürstigkeit bekannt. Doch die Zeiten als Chef im Ebersberger Rathaus sind vorbei. Und manchmal kommt man eben nicht umhin, sich wehrhaft zu zeigen. Am Mittwoch hat Walter Brilmayer (CSU) seine Krallen ausgefahren. Oder besser: seine Stacheln.

Verantwortlich für die Anstachelung im großen Sparkassensaal in Ebersberg war ein nicht ganz unbekannter Stadtbewohner: Klaus Haase, dessen Harmoniebedürfnis weitaus weniger ausgeprägt ist, ergriff während des Liegenschaftsausschusses des Kreistags das Wort. Dazu hatte er gutes Recht, da er den Tagesordnungspunkt zwei, Bürgeranfragen, für eben solche nutzte. Problem daran: Der Fragesteller stellte sehr viele sehr lange Fragen. So lange, bis unter den Kreispolitikern im Gremium Beschwerden laut wurden - und Walter Brilmayer reagierte. Im Stile eines Igels im Kampfmodus.

Brilmayer vertrat seinen Parteikollegen Robert Niedergesäß, normalerweise leitet der Landrat den Ebersberger LSV-Ausschuss selbst. Und so kam es zur Konfrontation zweier Männer, die sich schon lange kennen, aber womöglich nicht über die Maßen schätzen: Walter Brilmayer, dessen Blicke auf dem Podiumstisch zunehmend Ungeduld signalisierten. Und Klaus Haase, der in zwei Metern Entfernung am Rednermikro stand und Paragrafen-zitierend über die Folgen seines Rauswurfes aus dem Ebersberger Impfzentrum referierte. Wobei er dabei tatsächlich auch nicht wenige Fragen stellte - die an den Landrat gerichtet waren.

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Nach 15 Minute Redezeit, Klaus Haase referierte gerade seine Frage 6c (oder war es bereits 6d?), versuchte der Sitzungsleiter es noch höflich. Er bat Haase, zum Ende zu kommen und seine letzte Frage zu stellen. Daraufhin fuhr der Mann am Mikrofon fort, wobei er nicht nachhaltig den Eindruck vermittelte, bald fertig sein zu wollen. Das Grummeln im Gremium wurde alsbald lauter. Nicht wenige hatten längst eigene Gespräche begonnen oder zeigten durch Körperhaltung deutlich, dass sie auf Durchzug schalteten. In diesem Moment bewahrheitete sich einmal das Vorurteil, dass Politiker lieber sich selbst sprechen hören als andere.

Es gipfelte darin, dass Haase bei Punkt sieben nicht nur die Frage stellte, sondern auch die Antwort lieferte. Nach einer guten Viertelstunde kam es zum Eklat. "Ich entziehe Ihnen das Wort", polterte Brilmayer mit ungeahnter Vehemenz. Haase aber verweigerte weiter den Wegtritt vom Mikro. Also verdeutlichte der Sitzungsleiter seinen Standpunkt. "Ich unterbreche jetzt die Sitzung und rufe die Polizei an", rief Brilmayer und gab seinem Assistenten ein Zeichen, wie um die Ernsthaftigkeit seines Plans zu verdeutlichen. "Behindern Sie uns nicht bei der Sitzung", sagte er noch in Richtung Haase. Und tatsächlich: Es funktionierte. Haase hörte auf.

Im Kern der sieben Fragen in Geleit von elf Unterfragen ging es um eine Fehde zwischen dem Bürger Klaus Haase und dem Ebersberger Impfzentrum, genauer dessen Leiter. Haase, seit vielen Jahren bei diversen Veranstaltungen durch Wortbeiträge auffällig - nicht zwingend positiv - fühlt sich demnach ungerecht behandelt. Seine Behauptung: Der Leiter des Impfzentrums habe anlässlich eines Konflikts mit Haase Mitte April "den gewaltsamen Weg gewählt"; detailliert hatte Haase den Vorgang in E-Mails ans Landratsamt und die Kreistagsmitglieder auch schon beschrieben. Die Antworten aus dem Büro des Landrats werde er schriftlich erhalten, erklärte Brilmayer. Die Polizei musste dann doch nicht kommen - die Harmonie war zurück.

© SZ vom 23.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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