Zoom-Chat mit Michael Schrodi:"Das war reine Willkür"

Lesezeit: 2 min

Michael Schrodi wirbt für seine Wiederwahl und die Wahl von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. (Foto: N.P.JØRGENSEN)

Der SPD-Bundestags­abgeordnete Michael Schrodi übt scharfe Kritik an Landrat Stefan Löwl und wirbt für seine Partei

Von Viktoria Hausmann, Dachau

Als die Sprache auf die Abschiebung des in Hebertshausen gut integrierten Asylbewerbers und Bäckerlehrlings Moussa Nomoko kommt, wird Michael Schrodi emotional. Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck hat deswegen sogar einen offenen Brief an Landrat Löwl geschrieben: "Diese Abschiebung war absolut unrechtmäßig. Nomoko wurden zu schlechte Deutschkenntnisse unterstellt, weil er eine Fünf in seinem Deutschtest hatte. Für jemanden, der davor Analphabet war, ist das beachtlich," echauffiert sich der ehemalige Lehrer: "Außerdem wurde behauptet, er lehne das Grundgesetz ab. Unserem Kenntnisstand nach hat er bloß gesagt, er könne es leider nicht lesen und verstehen. Er war gut integriert, hat gearbeitet, war nicht kriminell. Das, was da passiert, ist rein willkürlich und darf nie wieder passieren." Der Fall hatte auch bei vielen Bürgern im Landkreis Entsetzen ausgelöst.

Das Thema seines Zoom-Chats, zu dem er am Donnerstag eingeladen hat, heißt eigentlich "Post Corona - Wie wollen wir in Zukunft leben". Und natürlich geht es dabei um den Umgang mit Flüchtlingen. Und es geht natürlich auch darum, bei den Bürgern zu punkten, im September will Michel Schrodi schließlich wieder gewählt werden.

Unter den knapp 30 Teilnehmern sind aber vor allem Genossen, darunter der frühere Haimhausener SPD-Ortsvorsitzende Michael Kausch, der als Moderator durch den Abend führt. Des weiteren die Dachauer Stadträtin Sofia Kyriakidou, die Karlsfelder Gemeinderätin Venera Sansone, die Indersdorfer SPD-Unterbezirksvorsitzende Martina Tschirge, der dritte Bürgermeister von Vierkirchen, Michael Grimmer, und die Juso-Kreisvorsitzenden Ludwig Prischek und Stefan Brix. Ebenfalls dabei: die stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Dachau, Anita Engelbrecht.

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Schrodi erzählt zunächst von seinen eigenen Schwierigkeiten im Lockdown. Er ist Vater einer Tochter, die eigentlich nun in die erste Klasse kommen sollte, und er weiß, dass Kinder und Jugendliche die großen Verlierer der Pandemie sind. Dieses Problem möchte er auf mehreren Ebenen angehen: Mit dem Digitalpakt den Ausbau des Internets an Schulen fördern und den Kinderfreibetrag am liebsten durch eine Kindergrundsicherung von bis zu 450 Euro ersetzen, damit arme Familien und Alleinerziehende profitieren. "Der Kinderfreibetrag belohnt vor allem Gutverdiener. Das ist ungerecht, weil gerade Alleinerziehende häufig halbtags arbeiten und so meistens Geringverdiener sind," erklärt Schrodi. Ungerecht sei auch die Wohnsituation vieler Menschen. Deshalb wünscht Schrodi eine Mietpreisbremse und möchte mehr Investitionen in Wohnen und Infrastruktur und dabei gleichzeitig die Kommunen entlasten. Schließlich leiden Kommunen am meisten unter den eingebrochenen Steuereinnahmen. Man muss dafür nur einen Blick nach Karlsfeld werfen.

Für die von den Grünen dominierten Themen Klimaschutz und Energiewende, stellt Michael Schrodi klar, dass auch die SPD eine Klimaschutzpartei sei: "Die CO₂-Steuer der Grünen kann nicht die einzige Lösung sein!", sagt er. Außerdem sei sie unverhältnismäßig, weil dann vor allem Geringverdiener nicht heizen könnten. Abgesehen davon sieht Schrodi eher Sinn darin, Unternehmen, die sich für die Klimawende engagieren, finanziell zu fördern. So könne beispielsweise ein Unternehmen wie die MTU beim Solarzellenausbau im Dachauer Landkreis helfen.

Im Kampf gegen Corona will Schrodi "Impfanreize schaffen". Für ihn heißt das: "Wie brauchen eine Impfvorschrift. Wir müssen Geimpften ihre Rechte wieder geben und Menschen, die sich nicht an die Coronaregeln halten, bestrafen."

Am Schluss kommen Kausch und Schrodi noch auf Olaf Scholz zu sprechen, der ihrer Meinung nach natürlich der authentischste und beste Kanzlerkandidat ist. Das spiegelt sich auch in aktuellen Umfragen wieder: In der Gunst der Wähler liegt Scholz derzeit vorne. Auch Schrodi konnte als Abgeordneter einige Akzente setzen. Die Aussichten für die SPD bleiben trotzdem schwierig.

© SZ vom 05.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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