KZ-Gedenkstätte:Dachauer Erinnerungswoche

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Jubel über das Ende des NS-Terrors: Am 29. April 1945 befreit die US-Armee rund 30 000 Gefangene des Konzentrationslagers Dachau. (Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers findet eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen statt. Ein Überblick zu allen Terminen.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Zahlreiche Gedenkfeiern, Gottesdienste und Zeitzeugengespräche gehen in der Woche ab Montag, 29. April, aus Anlass des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau über die Bühne. Die größte Veranstaltung ist die zentrale Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau am Sonntag, 5. Mai. An ihr nehmen auch KZ-Überlebende mit ihren Angehörigen teil. Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, verwies vor den Feierlichkeiten auf die Zunahme antisemitischer Straftaten und demokratiefeindlicher Tendenzen. Er sagte: "Die bewusste Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten, an die Leiden der Opfer und die Befreiung durch die alliierten Streitkräfte ist uns heute wichtiger denn je."

Den Auftakt zu Dachauer Erinnerungswoche bildet ein Online-Zeitzeugengespräch mit dem KZ-Überlebenden Ivor Perl, das an diesem Montag um 19 Uhr via Zoom stattfindet. Im September 1944 wurde Perl als Zwölfjähriger gemeinsam mit seinem Vater und einem älteren Bruder aus dem KZ Auschwitz in das Dachauer Außenlager Kaufering verlegt. Dort musste er Zwangsarbeit verrichten, Ende April 1945 gelang ihm und seinem Bruder die Flucht. Nach der Befreiung gingen beide nach England. Im Gespräch mit Christoph Thonfeld, dem wissenschaftlichen Leiter der KZ-Gedenkstätte, berichtet Perl von seinen Erlebnissen und Erinnerungen. Interessierte müssen sich über Eventbrite bis Montag um 13 Uhr anmelden.

Lichterkette, Themenrundgang, religiöse Gedenkstunden

Das Demokratiebündnis im Dachauer Land ruft ebenfalls für Montagabend zur Teilnahme an eine Lichterkette in Markt Indersdorf auf. Unter dem Titel "Lichter des Erinnerns" versammeln sich Menschen ab 20.30 Uhr am Indersdorfer Wasserturm, um ein "deutliches Signal der Zuversicht" in demokratiegefährdenden Zeiten zu setzen.

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Am Samstag, 4. Mai, können sich Besucher der KZ-Gedenkstätte bei einem Themenrundgang über die historischen Ereignisse rund um die Befreiung des Konzentrationslagers informieren. Kerstin Schwenke von der Bildungsabteilung der Gedenkstätte leitet den Rundgang, der um 14 Uhr beginnt. Dabei soll es auch um die Erschießungen von SS-Männern durch US-Soldaten, die Organisation des befreiten Lagers durch die US-amerikanischen Truppen und das Internationale Häftlingskomitee sowie den Ablauf der Rückführungen der befreiten Menschen und ihr Weiterleben gehen.

In Kooperation mit der Gedenkstätte lädt die Initiative "Jahrestag der Befreiung" am Samstag, 4. Mai, um 16 Uhr zur Gedenkstunde am ehemaligen SS-Schießplatz in Hebertshausen ein. In den Jahren 1941 bis 1944 ermordete die SS dort mehr als 4000 sowjetische Kriegsgefangene. "Aktuell steht das Gedenken an die hier ermordeten Soldaten der Roten Armee unter einer besonderen Belastung aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der damit zusammenhängenden Aufrüstungsspirale", heißt es in einer Ankündigung. Die Reden halten in diesem Jahr Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, Carlotta Seidel, Freiwillige im Max-Mannheimer-Studienzentrum, und Norbert Göttler, Autor und ehemaliger Bezirksheimatpfleger. Die Veranstalter weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Gedenkstunde in Hebertshausen heuer erstmals am Samstag und nicht wie in den Jahren zuvor am Sonntag stattfindet.

Josef Schuster und Charlotte Knobloch halten Ansprachen

Den Abschluss der Woche bildet die Befreiungsfeier auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte am Sonntag, 5. Mai, an der auch acht KZ-Überlebende teilnehmen. Start ist um 9.15 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst im Kloster Karmel Heilig Blut. Um 9.30 Uhr beginnt ein russisch-orthodoxer Gottesdienst in der Auferstehungskapelle. Um 9.45 Uhr findet eine Gedenkstunde des Landesverbandes israelitischer Kultusgemeinden in Bayern vor der jüdischen Gedenkstätte statt. Die Ansprachen halten Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Anschließend sprechen Abba Naor, der Vizepräsident des Comité International de Dachau (CID), und Florian Hartmann, Dachaus Oberbürgermeister (SPD), bei einem Gedenken am ehemaligen Krematorium.

Bei der zentralen Gedenkfeier auf dem ehemaligen Appellplatz um 11.30 Uhr gibt es eine längere Rednerliste, unter anderem mit der Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann, CID-Präsident Dominique Boueilh oder Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Zudem werden Gedenkbotschaften von Überlebenden verlesen. Im Anschluss an die Gedenkfeier findet der Tag der Begegnung im Max-Mannheimer-Haus statt.

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