Umgang mit Corona im Landkreis Dachau:In kleinen Schritten zu mehr Normalität

Lesezeit: 3 min

Die älteren Schulkinder machen weiter Schnelltests, für die Jüngeren wurden Pooltests eingeführt. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

In Innenräumen gilt die sogenannte 3G-Regel, an den Grundschulen werden seit kurzem Pooltests durchgeführt, am Montag schließen die Impfzentren, eine Woche später werden Tests für Ungeimpfte kostenpflichtig. Ein Überblick

Von Eva Waltl, Dachau

Seit etwa vier Wochen gelten in Bayern weitgehend gelockerte Corona-Regeln. Die FFP2-Maskenpflicht ist gefallen, Wechsel- und Distanzunterricht sind aufgehoben und etwaige Einschränkungen sind nicht mehr von dem örtlichen Sieben-Tage-Inzidenzwert abhängig. Auch im Landkreis Dachau gelten die Lockerungen, doch bis zur vollständigen Normalität ist es trotzdem noch ein weiter weg. Ein Überblick.

Gastronomie

Eine große Veränderung hat die sogenannte 3-G-Regel mit sich gebracht. Demnach erhalten in vielen Innenräumen nur noch vollständig Geimpfte, Genesene oder negativ auf das Coronavirus Getestete Zutritt. Das gilt für Sportstätten, Veranstaltungen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Pflegeheime und Krankenhäuser und natürlich auch die Gastronomie. Letztere musste sich erst einmal auf das neue Konzept einspielen. Claudia Augustin, Betreiberin des Cafés Zaunkönig in Dachau, beschreibt, dass die Gäste mittlerweile "sehr verantwortungsvoll" mit der Regelung umgingen. Auch laut Gabi Eser, stellvertretende Dehoga-Kreisvorsitzende und Wirtin der Schlossbrauerei Odelzhausen, hat sich die 3-G-Regel "gut eingependelt". Allerdings bemerken die beiden Gastronominnen auch, dass die Gäste derzeit noch bevorzugt vor allem die Außenbereiche nutzen. Jene Bereiche also, wo keine 3-G-Regeln greifen. Im Innenbereich seien Gäste noch immer etwas zögerlich: "Bei Regenwetter ist es kein Vergleich zu Zeiten vor Corona", klagt Augustin. Die Regeln würden auch die Stimmung in den Dachauer Lokalen trüben, ergänzt sie: "Mir ist es unangenehm, meine Gäste so zu kontrollieren." Das stellt auch Gabi Eser fest: "Wir entwickeln uns eher zu Polizeihunden und Hygieneaposteln", beschreibt sie den neuen Gastronomiealltag. Beide Gastronominnen hoffen nun, dass die folgenden Monate etwas planbarer werden und keine großen Änderungen auf sie zukommen werden. Vor allem mit Sicht auf das Personal sei das wichtig, so Augustin. Der Wechsel zwischen Öffnung und Schließung erschwere es den Inhabern, dieses zu halten. Einige hätten sich während der Lockdowns anderweitig orientiert: "Nun suchen wir alle händeringend nach Mitarbeitern."

Schulen

An den Dachauer Schulen gilt seit Schulbeginn wieder generell Präsenzunterricht. Damit dieser möglichst virusfrei stattfinden kann, müssen sich Schüler regelmäßigen Tests unterziehen und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Nun, nach etwa zwei Wochen Unterricht und Anlaufschwierigkeiten, hätten sich Schüler der Dachauer Grund- und Mittelschulen "daran gewöhnt und erledigen die Tests sehr routiniert", erklärt Schulamtsdirektorin Petra Fuchsbichler. Vor allem in den Pooltests, die die Grundschüler neuerdings zweimal wöchentlich durchführen, sieht sie zwei wesentliche Vorteile: "Die Anwendung ist für die Kinder einfacher und die Tests sind sicherer." Landrat Stefan Löwl (CSU) sieht in den engmaschigen Testungen und der Maskenpflicht an den Schulen den Grund dafür, dass es seit Schulstart Mitte September keine Infektion innerhalb der Schulen im Landkreis gegeben hat: "Natürlich infizieren sich Schüler außerhalb, aber aufgrund der Tests und Masken erkennen wir diese Schüler schnell." Wann die Schüler aber von der Maskenpflicht befreit sein werden, darüber weiß Schulamtsdirektorin Fuchsbichler keine Aussage zu treffen.

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Impfen und Testen

Ein wichtiger Baustein in der Bekämpfung der Pandemie ist noch immer die Impfung. Im Landkreis Dachau steigt die Zahl an Erstimpfungen auf 102 602 (Stand: 20. September). Die Zweitimpfquote liegt aktuell bei 64,4 Prozent. Allerdings hat der Landkreis weiterhin mit einem Stagnieren im Impfgeschehen zu kämpfen. Damit der Impfstoff leichter an den Bürger gelangt, sind ab Montag, 4. Oktober, mobile Impfteams in Einsatz, die Impfzentren in Dachau und Karlsfeld stellen ihren Dienst ein. Dass der Impfstoff frei wählbar sei, die Impfung wohnortnah und ohne Voranmeldung stattfinden kann, sind laut Löwl entscheidende Vorteile der mobilen Impfteams. "Wir versuchen, die Hürden so gering wie möglich zu halten", erklärt der Landrat. Auch mit der Einführung der kostenpflichtigen Coronatests ab Montag, 11. Oktober, hofft Löwl, weitere Landkreisbürger zum Impfen zu bewegen. Jene Personengruppen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können oder jünger als 12 Jahre sind, bleiben auch weiterhin von den Kosten für Coronatests befreit. Löwl appelliert aber klar an alle Bürger, die von eben diesen Sonderregelungen ausgenommen sind, das Impfangebot anzunehmen: "Wir sehen an den Zahlen, dass die Impfung hilft." Dennoch, und das bemerkt auch Max Frisch, Leiter des Dachauer Impfzentrums, werde man trotz eindeutiger Zahlen, flächendeckendem Impfangebot und kostenpflichtigen Tests gewisse Menschen, die von der Impfung nicht überzeugt sind, durch diese Maßnahmen nicht erreichen können.

Krankenhaus

Im Helios Amper-Klinikum Dachau macht sich die gestiegene Zahl der Geimpften bemerkbar: Derzeit befinden sich lediglich zwei Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, auf der Intensivstation des Klinikums. Alexander von Freyburg, Pandemiebeauftragter und leitender Oberarzt der Nothilfe am Klinikum, erklärt, dass "der überwiegende Anteil der stationären Aufnahmen, mehr als 90 Prozent, nicht geimpfte Personen", seien. Vor allem Patienten, die sich mit der Deltavariante infiziert hätten, seien häufiger auf stationäre Therapie angewiesen: "Insbesondere auch junge Menschen ohne begleitende Risikofaktoren - das sehen wir auch bei den Patienten in Dachau." Der Altersdurchschnitt, ergänzt er, sei deutlich gesunken. Eine Impfung, so der Oberarzt, unterstütze er und hofft auf eine noch deutlich höhere Impfquote, weil diese den Arbeitsalltag des medizinischen Personals enorm erleichtern würde.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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