Belastendes Flugblatt:"Wir waren selbst überrascht über die Vorwürfe"

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Die Kreisvorsitzende der Freien Wähler Dachau, Michaela Steiner, wird derzeit oft auf die Recherchen um Hubert Aiwanger angesprochen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Der Kreisverband der Freien Wähler Dachau diskutiert über die Vorwürfe gegen seinen Landesvorsitzenden Hubert Aiwanger - und distanziert sich von rechtem Gedankengut.

Von Jonas Junack, Dachau

Drei Tage ist es her, dass die SZ erstmals über das Flugblatt berichtet hatte, das Hubert Aiwanger, den Vizeministerpräsidenten und Landesvorsitzenden der Freien Wähler, nun schwer belastet. Die Landesregierung aus CSU und Freien Wählern steht seitdem unter Druck.

Für Dienstagvormittag hat Ministerpräsident Markus Söder seinen Vize zu einer Sondersitzung des Koalitionsausschusses einbestellt. Unterdessen äußert sich auch die Kreisvorsitzende der Freien Wähler Dachau, Michaela Steiner, gegenüber der SZ.

Der Kreisverband sei bereits zusammengekommen, um die Geschehnisse zu diskutieren und sich zu beraten. "Wir waren selbst überrascht über die Vorwürfe", sagt Steiner. Der Kreisverband distanziere sich "ganz klar von jedem rechten Gedankengut".

Steiner will sich zur Frage nicht äußern, ob man an Aiwanger festhalten wolle

Mit Blick auf den bevorstehenden Wahlkampf ändere sich jedoch wenig. "Wir stehen für den Landkreis Dachau und wollen als Kandidaten einen guten Wahlkampf hinlegen", sagt Steiner. Dass Markus Söder Hubert Aiwanger einbestellt, sei selbstverständlich: Steiner ist überzeugt, dass der Ministerpräsident "die Aufklärung vorantreiben" müsse.

Ob man vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen an Aiwanger festhalte? Dazu will sich die Kreisvorsitzende nicht äußern.

Aiwanger wurde zunächst vorgeworfen, als 17-Jähriger ein Flugblatt mit antisemitischem Inhalt verfasst zu haben: Darin wird eine Art Wettbewerb beworben. Anmelden könne man sich im "Konzentrationslager Dachau", heißt es. Als Preis wird unter anderem ein "Genickschuss" oder ein "einjähriger Aufenthalt in Dachau (Freie Kost und Logie)" ausgelobt. Auch vom "Vergnügungsviertel Auschwitz" ist im Flugblatt die Rede. Aiwanger bestreitet die Urheberschaft. Er selbst bezeichnet den Inhalt als "ekelhaft und menschenverachtend". Am Sonntag bekennt sich sein Bruder Helmut als Autor.

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