Der 27. April soll für den Einzelhandel so etwas wie der Anfang der Rückkehr in die Normalität werden. Von diesem Montag an dürfen Läden bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern wieder öffnen - eine Woche später als in den anderen Bundesländern und unter bestimmten Auflagen. Kunden sollen Atemschutzmasken tragen, oder "Community-Masken", wie sie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nennt.
Jeder Kunde soll eine theoretische Fläche von 20 Quadratmetern für sich haben, insgesamt sollen sich höchstens 40 Menschen gleichzeitig in einem Geschäft aufhalten dürfen. Einkaufszentren und Kaufhäuser bleiben nach wie vor geschlossen. Auto- und Fahrradhändler sowie Buchhandlungen sind von der Quadratmetergrenze ausgenommen. Auch die Läden in den Stachus-Passagen werden wohl wieder öffnen dürfen, wie Center-Managerin Inge Vogt erklärt. Baumärkte und Gartencenter dürfen bereits am 20. April wieder öffnen, so wie es die bundesweite Lockerung der Geschäftsschließungen vorsieht.
Ladenöffnungen:Der Quadratmeter-Streit
Bundeskabinett und Länderchefs waren sich lange nicht einig, bis zu welcher Größe Geschäfte wieder aufmachen dürfen. Jetzt gibt es einen Kompromiss - der aber doch in jedem Bundesland anders umgesetzt wird.
Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Münchner Gewerbevereins Citypartner, äußert für die Verzögerung von einer Woche Verständnis. Die Läden bräuchten einen zeitlichen Vorlauf, der Termin am 20. April wäre aus Sicht Fischers "sehr sportlich" gewesen. Die Betreiber der Läden müssten sich erst auf die Sicherheitsvorkehrungen vorbereiten. Citypartner sei gerade dabei, zentral für Läden in der Innenstadt Masken zu besorgen. Die Geschäfte könnten dann ihre Mitarbeiter damit ausrüsten oder sie auch an die Kunden verteilen. Dabei sei es auch vorstellbar, dass die Läden ihr Firmenlogo auf die Masken drucken lassen.
Während Fischer bei der Begrenzung der Ladenfläche auf 800 Quadratmeter darauf hinweist, dass dies immerhin doppelt so viel sei wie in Österreich und deshalb zahlreiche Läden wieder öffnen könnten, sehen viele Händler das komplett anders, wie der Handelsverband Bayern (HBE) betont. Es sei nicht so recht einzusehen, warum es größere Läden nicht schaffen sollten, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, sagt HBE-Sprecher Bernd Ohlmann. "Das ist wettbewerbsverzerrend."
Auch was den Zeitplan der Wiedereröffnung angeht, sieht er Bayern klar im Nachteil. In Regionen, die an andere Bundesländer grenzen, würden die Leute halt dann dorthin zum Einkaufen fahren, so Ohlmann. Wie auch Fischer betont er, dass gerade für kleinere Läden jeder einzelne Tag zähle. Immerhin sei die Regelung "ein kleiner Schritt Richtung Normalität".
Flori Schuster, Chef des Sporthauses Schuster in der Altstadt, kritisiert die Beschränkung auf 800 Quadratmeter sowie die von der Größe unabhängige Freigabe für andere Branchen ebenfalls. Er hat sich nun an das Wirtschaftsreferat gewandt. Die Behörde solle "mit allem Nachdruck" darauf hinwirken, dass auch größere Häuser an den Lockerungen der Sperrung teilhaben können, indem sie nur Teilflächen öffnen - selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass Abstandsregelungen eingehalten und alle Hygiene-Maßnahmen beachtet werden.
Das Münchner Modeunternehmen Hallhuber hat ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, "um eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden". Das Amtsgericht habe dem Antrag stattgegeben, teilte das Unternehmen mit, dem die behördlich angeordneten Schließungen zusetzten. Der Vorstand muss jetzt innerhalb von drei Monaten einen Sanierungsplan ausarbeiten. Die Löhne der 2000 Mitarbeiter seien gesichert.