Coronavirus:Ein neuer Online-Sender als digitale Bühne

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"Sweet Lemon" beim Digital Analog Festival im Gasteig. Einen Online-Auftritt bei One München hat die Band zugesagt. (Foto: Robert Haas)

Von Mittwoch an soll "One München" auf Sendung gehen. Die Macher wollen dem kulturellen Leben in der Stadt eine Plattform bieten und so dem Shutdown trotzen.

Von Jürgen Moises, München

Die Corona-Krise erfordert schnelle Maßnahmen. Das hat die Politik kapiert, und sie hat das gesamte Kulturleben in München lahmgelegt. Das erfordert wiederum schnelle Gegenmaßnahmen. Deswegen haben Oliver Rothstein und Thomas Tomski von der Wunderland Media GmbH mit ihrem Team innerhalb von vier Tagen einen Online-Sender aus dem Boden gestampft, auf dem sie von diesem Mittwoch, 18. März, an um 15 Uhr all das senden wollen, was in den nächsten Wochen sonst brachliegt. Das heißt: Live-Konzerte, DJ-Sets, Lesungen und Diskussionsrunden. Eine Kochsendung ist ebenfalls in Planung, ein "Live-Cocktail-Mixing für die Corona-WG", eventuell auch ein Theaterstück oder ein Podcast mit dem Schauspieler Hannes Jaenicke.

"One München" nennt sich der Sender, online zu finden unter one-muc.de, bei dem im Moment, so erfährt man von Oliver Rothstein am Telefon, so gut wie alles noch provisorisch ist. Der Ort? Das könne der Blitz-Club, der Cord-Club oder das Metropoltheater werden. Mit diesen sind sie jedenfalls im Gespräch, damit sie dort, sobald die Entscheidung fällt, am Mittwochmorgen ihre Technik aufbauen können. Das Team? Das besteht unter anderem aus Mitarbeitern des von Wunderland Media betriebenen Online-Magazins "Geheimtipp München" sowie aktuell mindestens 20 Freelancern. Die Finanzierung? Da sind sie mit zahlreichen möglichen Sponsoren im Gespräch und, wie Rothstein meint, zum Teil auch schon sehr weit gekommen.

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Was ein gutes Zeichen ist. Denn "One München" soll nicht nur Unterhaltung in harten Zeiten bieten, sondern es ist, so der Wunderland-Media-Geschäftsführer, als Solidaritätsprojekt für nun arbeitslos gewordene Künstler und Kreative gedacht. Und das soll im Idealfall auch für alle Beteiligten Geld einbringen. Darüber hinaus wollen sie ein breites Netzwerk generieren, und so sind etwa Kooperationen mit anderen Medien wie dem Online-Sender Radio 80 000 in Planung. Was das teilweise auch in Hamburg entstehende Programm angeht: Da wird es nach dem "Kick Off" um 15 Uhr ein "Corona-Update" von einer Virologin geben. Die Whiskey Foundation wird am Freitag spielen, E mbryo, die Express Brass Band und Sweet Lemon haben für Konzerte und Tim Pröse hat für eine Lesung zugesagt. Zum Gesprächszeitpunkt war aber vieles noch nicht "terminiert".

Wie es nach Corona mit "One München" weitergehen wird und ob der Sender dann noch "Relevanz" hat, das sei, sagt Rothstein, völlig offen. Und bis dahin heiße die Devise einfach: Durchhalten. Dass das allen besser gelingt, dazu könnte "One München" jedenfalls einen guten Beitrag leisten, was ganz ähnlich übrigens auch für dringeblieben.de gilt. Auf dieser von den Machern von "Rausgegangen" und "Ask Helmut" betriebenen Website soll es nämlich ebenfalls Livestreams von Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen geben sowie die Möglichkeit, mit Künstlern zu chatten und sie finanziell zu unterstützen.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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