Bei der Recherche über das Dorf Obersalzberg, den Wohnort und zweiten Regierungssitz Hitlers in der Nähe von Berchtesgaden, stieß der vielfach für seine investigativen Arbeiten etwa zum Oktoberfestattentat ausgezeichnete Autor Ulrich Chaussy auf Arthur Eichengrün. Ein jüdischer Chemiker, Erfinder und Unternehmer in Personalunion, der auf dem Obersalzberg ein Ferienhaus nahe dem späteren Anwesen Hitlers besaß. Eichengrün war maßgeblich an der Forschung zu Aspirin beteiligt, erfand den unbrennbaren Kinofilm und schuf mit "Cellon" einen Urstoff, der beim Bau der Flugzeuge und Zeppeline, in der Textil- und Elektroindustrie in Deutschland und international Verwendung fand.
Der Aufstieg des 1867 geborenen jüdischen Tuchfabrikantensohnes zu einem der vielseitigsten Chemiker der Kaiserzeit setzte sich in der Weimarer Republik fort und verschaffte ihm Wohlstand und Ansehen. Doch ab 1933 gelten seine Verdienste nichts mehr, er verliert seinen Besitz, wird im Mai 1944 ins KZ Theresienstadt deportiert. Er überlebt, zieht schließlich nach Bad Wiessee, wo er 1949 im Alter von 82 Jahren stirbt.
Ulrich Chaussy hat dem großen Chemiker eine Biografie gewidmet (Herder Verlag), die er am 10. September mit dem Schauspieler Peter Weiß und dem Blues-Musiker Schorsch Hampel in der Israelitischen Kultusgemeinde vorstellt; das Gespräch moderiert Ellen Presser.
Ulrich Chaussy: Arthur Eichengrün, Buchpremiere, So., 10. Sep., 12 Uhr, Israelitische Kultusgemeinde, St.-Jakobs-Platz 18, Eintritt frei. Anmeldung unter: karten@ikg-m.de