Lokal in bester Lage:Gastronomischer Stillstand im Alten Hof

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Übergroße Flaschen, doch kein Betrieb dahinter: Das Weinlokal im Alten Hof soll neu verpachtet werden. (Foto: Catherina Hess)

Das fränkische Weinrestaurant hat seinen Betrieb schon seit Längerem eingestellt, eine junge Kreativagentur soll an dem historisch bedeutsamen Ort Nachfolger werden.

Von Franz Kotteder

Verwitterte Holzbuden, von denen sich Dachpappe ablöst, eine mannshohe Bocksbeutelflasche, eine verschlossene Glastür, hinter der es dunkel ist: Das Restaurant Lump, Stein & Küchenmeister macht schon seit einigen Monaten keinen besonders guten Eindruck mehr. Manche Passanten sprechen gar von einem Schandfleck. Dabei liegt das Lokal mit seinem Innenhof in allerbester Lage und an einem historisch bedeutsamen Ort: an der Dienerstraße beim Feinkosthaus Dallmayr und im Alten Hof, der ersten Fürstenresidenz Münchens.

Der Trakt, in dem es sich befindet, ist vom Freistaat Bayern an den Fränkischen Weinbauverband verpachtet. Dieser darf dort ein Weinrestaurant betreiben - quasi zum Ausgleich dafür, dass die Pfälzer Winzer in der neuen Residenz beim Odeonsplatz das Restaurant Pfälzer Weinprobierstube betreiben dürfen. Der Schönheitsfehler an der Sache ist: Der Unterpächter der Franken, das Lokal Lump, Stein & Küchenmeister, das auch den Weingarten im Durchgang zum Alten Hof betrieb, hat längst das Handtuch geworfen und seinen Betrieb eingestellt. Sein Wirt Stefan Holzheu ist telefonisch nicht zu erreichen.

Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, bestätigt aber, dass Holzheu die Räumlichkeiten aufgibt, die bereits seit der Corona-Pandemie im Wesentlichen nur noch für Events und Verkostungen genutzt worden waren. Nachfolger soll "Off Events" werden, eine junge Kreativagentur aus München. "Die haben im Herbst bereits den Weingarten zum Oktoberfest gemacht." Ein neues Konzept für das Weinrestaurant werde nach Ostern ausgearbeitet und vorgestellt, es seien aber bislang nicht alle Verträge unter Dach und Fach. Auch der Staatsbetrieb Immobilien Freistaat Bayern müsse noch zustimmen. Man hoffe, mit einem neuen, modernen Konzept wieder mehr Publikum in den Alten Hof zu locken.

Der Weingarten im Alten Hof macht derzeit keinen guten Eindruck. (Foto: Catherina Hess)

Jonathan Olbrich und Christian Uffing, die beiden Chefs von "Off Events", halten sich noch bedeckt, was ihre Pläne angeht: "Solange nichts unterschrieben ist, möchten wir uns nicht dazu äußern." Aus den bisherigen Aktivitäten lässt sich wenig schließen. Der Weingarten zum Oktoberfest war unter dem Titel "Wiesnquartier" eher eine Gaudi- und Partyveranstaltung, die vor allem wegen der historischen Filmplakate von schlechten Bayern-Softporno-Filmen ("Beim Jodeln juckt die Lederhose" oder "Auf ins blaukarierte Himmelbett") in Erinnerung blieb.

Und die neue Weinbar Dosage ("A Contemporary Franconian Wine Bar") im Untergeschoss des Restaurants, die als Öffnungszeiten freitags und samstags von 18 Uhr an vermeldet, wird offenbar nur mäßig frequentiert. Auf der Instagram-Seite der Bar finden sich genau elf Fotos, nur auf einem davon sieht man auch Menschen. Das Restaurant selbst wird nicht bespielt. Es hat ohnehin den Makel, dass es dort kein Tageslicht gibt und es manchen potenziellen Gästen dort schlicht zu dunkel ist.

Bis zum Sommer wird sich an der Vakanz wohl nicht allzu viel ändern, denn bis dahin läuft noch der Pachtvertrag des bisherigen Wirts. Der Verpächter Immobilien Freistaat Bayern hat noch nicht entschieden, wie es weitergehen soll, eine entsprechende Anfrage der SZ blieb bislang unbeantwortet. Möglicherweise wird zumindest der Weingarten im nahenden Frühling wiederbelebt, um die Pachtkosten, die Lump, Stein & Küchenmeister zahlen muss, zu senken.

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