Das Geschäft mit dem Sterben brummt, auch an den Kammerspielen. Dort waren und sind seit der Premiere des Stücks "A scheene Leich" Ende Januar 2023 die meisten Aufführungen ausverkauft, was natürlich am Mitwirken von Gerhard Polt und den Well-Brüdern liegt. Wer bis dato kein Glück hatte, die "Erblastkomödie" über das Leben im Altersheim, das Kreuz mit dem Sterben und das Business der letzten Dinge live im Theater zu sehen (Regie: Ruedi Häusermann), der kann sich in diesen Tagen auf die Fernsehfassung freuen: Am Dienstag, 31. Oktober, 20.15 Uhr, wird eine Aufzeichnung aus den Kammerspielen vom 3. Juli im BR ausgestrahlt (danach bis Sonntag, 5. November, in der ARD-Mediathek).
Für die gesellschaftskritische Revue aus morbiden Miniaturen - Kabarettnummern, Gstanzln und Singspiel - braucht's Sinn für schwarzen Humor. "Da ist ein Kunde drin", sagt Polt als Bestatter und schaut besorgt auf eine Urne, "wenn der rausfällt, dann können Sie ihn mit dem Staubsauger wieder aufsaugen." Wer das nicht lustig findet, der wird auch mit dem Sendetermin kurz vor Allerheiligen ein Problem haben. Wer aber trotz aller Beschwerlichkeiten, die das Altwerden einem selbst oder den Liebsten auflastet, an die Wunderkraft des Lachens glaubt, der mag sich gut amüsieren.
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Man schmunzelt dann über die Einlagen der Well-Brüder (Stofferl, Michael und Karl), wenn sie sinnstiftend frohlocken: "Carpe diem, liebe Leit, die letzte Mass steht schon bereit. Carpe diem, oans, zwoa, drei, und bisd schaugst, is Lebn vorbei." Man kichert, wenn Meister Polt in seiner Hauptrolle dahinsüffisiert: "Wir wollen entlasten, nicht entsorgen." Man kommt ins Grübeln angesichts der Themen Pflegemangel, Leichenschmaus-Traditionen, Beerdigungs-Vandalismus und Erbschleicherei.
Verantwortlich für die Fernseh-Regie ist Marcus H. Rosenmüller; es ist die erste Zusammenarbeit von Rosi und Polt. Mehr als eine hübsche Randnotiz ist das freilich nicht eingedenk der geringen Gestaltungsmöglichkeiten, die sich einem Profi wie Rosenmüller hier bieten: Halbtotale, Nahaufnahme, Totale, Fokus auf die Schauspieler, Close-up, Publikum als Schnittbild und so weiter.
Ein Polt setzt sich sowieso selbst in Szene. Immer. Und wegen Sätzen wie diesen sieht man auch über kleine Schwächen wie die eine oder andere schrill überzeichnete Nebenfigur hinweg: "Mit 1100 Euro Rente wird's mit der Würde ganz schnell eng." Oder: "Der Tod verdankt dem Leben seine Existenz."
A scheene Leich, mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern, BR, Di., 31. Okt., 20.15 Uhr, anschließend fünf Tage in der ARD-Mediathek; nächste Live-Termine an den Kammerspielen: 9., 25. und 26. Nov., muenchner-kammerspiele.de