Klinikum Großhadern:Eine der größten Universitätskliniken Europas wird 50

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Festredner Ferenc Krausz (links) und sein Dankeschön-Präsent vom Ärztlichen Direktor Markus Lerch: ein edler Toaster. (Foto: LMU-Klinikum)

Das Klinikum Großhadern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der innovativsten Kompetenzzentren der Medizin entwickelt. Wer zum Festakt gekommen ist, welche Pläne es für die Zukunft gibt und was es mit dem "Toaster" auf sich hat.

Von Nicole Graner

Normalerweise sind es ja Blumen, die einem Festredner für seine Worte überreicht werden. In diesem Fall spricht sogar ein Nobelpreisträger, druckreif, über Infrarot-Fingerabdrücke von Blutplasma und herum sausende Elektronen. Doch Ferenc Krausz, der den Preis 2023 für Physik erhalten hat, bekommt keine Blumen. Sondern einen weißen, edel designten Toaster in Riffeloptik. Er freut sich richtig darüber. "Geträumt" habe er schon seit Jahren von so einem Gerät. Echt jetzt?

Eine Rede später in der großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität hält auch Karl-Walter Jauch einen Toaster in seinen Händen. Der ehemalige Ärztliche Direktor des LMU Klinikums wurde gerade beim Jahresempfang "50 Jahre Großhadern" für sein besonderes Engagement für diese Klinik mit der Heinz-Goerke-Medaille ausgezeichnet. Das neue Küchenutensil? "Wunderbar", sagt er glücklich. Und Staatsminister Markus Blume verrät in seiner Ansprache: Auch er habe sich Hoffnung auf so ein Teil gemacht.

Warum ein Toaster? Als das Klinikum Großhadern, eine der größten Universitätskliniken in Deutschland und Europa, in den Jahren von 1967 bis 1977 gebaut wurde, waren Bauten aus Sichtbeton en vogue. Ein Gebäude verkörpert diesen architektonischen Stil besonders: das Bettenhaus. Mit seinen 205 Metern Länge und einer Höhe von 63 Metern sieht es - von der Ferne und aus der Vogelperspektive - aus wie ein überdimensionaler, aber nicht sonderlich hübscher Toaster. Ein Spitzname ist geboren.

Im größten Toaster der Welt und den vielen anderen Gebäuden der LMU-Kliniken arbeiten derzeit 11 412 Mitarbeiter aus 115 Ländern. 56 861 Operationen und 247 Organtransplantationen wurden vergangenes Jahr ausgeführt. Im Bettenhaus lagen 73 976 Patienten. In 50 Jahren ist ein großer Campus entstanden, der auch noch weiter wächst. Die neue, modernste Kinderklinik Europas wird in den nächsten Jahren dort entstehen. Das Klinikum Großhadern steht für innovative Entwicklungen in der Medizin, für Meilensteine in der Onkologie und Transplantationsmedizin. Das sehen alle Redner des Abends so.

Er hätte auch gerne einen schönen Toaster bekommen: Minister Markus Blume. (Foto: LMU-Klinikum)

Alles an diesem Abend, den der Ärztliche Direktor der LMU Kliniken, Markus Lerch, mit viel Humor und Leichtigkeit moderiert, ist irgendwie mit Großhadern verbunden. Die Redner, die Ehrengäste, sogar die Band besteht aus Klinik-Treuen. Fast verwunderlich, dass nicht auch noch Ärzte oder Studierende für die Häppchen und Fingerfood-Gläschen Gemüse geschnippelt haben.

Vor allem aber, und das ist das Schönste, erzählt der Abend viele Geschichten. Von Otto Schmidt zum Beispiel. Er war von 1969 bis 1983 Bauleiter für den Neubau und hat die lange Baugeschichte des Klinikums in 250 Schwarz-Weiß-Skizzen festgehalten; sie werden auf die große Leinwand der Aula projiziert. Auch Bernd Ullrich ist da. Der 84-Jährige bekam vor 41 Jahren in Großhadern sein neues Herz und ist der am längsten überlebende Patient nach einer Herztransplantation weltweit.

Theresa Vilsmaier im Gespräch mit Ernst-Rainer Weissenbacher, Orsolya Genzel-Boroviczény und Markus Lerch (von rechts). Die Tochter von Regisseur Joseph Vilsmaier kam in der Klinik Großhadern zur Welt, vor laufender Kamera. (Foto: LMU-Klinikum)

Plötzlich sitzen die Festgäste auch noch im Kino. Ein Ausschnitt aus dem Film "Rama dama" von Joseph Vilsmaier (1939-2020) aus dem Jahr 1991 wird gezeigt. Ein Kind wird da geboren. Es ist das zweite Kind des Regisseurs, das da seinen ersten Filmauftritt hat. "Vilsmaier wollte es unbedingt, dass seine Frau und Hauptdarstellerin Dana Vávrová ihr Kind vor laufender Kamera bekommt", erinnert sich Ernst-Rainer Weissenbacher. Der Gynäkologe und ehemalige Leiter der Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU hat unzählige Kinder auf die Welt gebracht. Er ist mit dem Regisseur befreundet und macht es möglich: Theresa Vilsmaier wird am 8. Juni 1989 geboren. In Großhadern. "Ein berührender Augenblick", sagt Weissenbacher, der für einen kurzen Moment auch im Film zu sehen ist.

Dann tritt Theresa Vilsmaier selbst auf die Bühne. Die heute 35-Jährige ist mittlerweile Ärztin am Kinderwunschzentrum Großhadern. Eigentlich habe sie Jura in London studieren wollen, aber dann sei ihre Mutter so schwer an Krebs erkrankt und sie sofort nach Deutschland zurückgekehrt. Dana Vávrová stirbt 2009. "Ein Grund, warum ich dann Medizin studiert habe", sagt ihre Tochter. Und hält am Ende zusammen mit Weissenbacher die nächste Festrede. Großhadern sei einer der Orte, an dem zwei Dinge vereint seien: herausragende Exzellenz und Menschlichkeit. "Diese Empathie", sagt Weissenbacher, "gilt es zu bewahren".

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