Terror in Russland:Putins Zorn

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Russlands Fahne, Russlands Terrorruine: die Crocus City Hall im Nordwesten Moskaus nach dem Angriff. (Foto: Vitaly Smolnikov/dpa)

Der mutmaßlich islamistische Angriff trifft das russische System im Kern. Das Regime verliert die Kontrolle über sein Feindbild. Der Präsident wird das nicht lange erlauben.

Kommentar von Stefan Kornelius

Wladimir Putin verdankt seinen Aufstieg dem Terror. Im August 1999, als er nach rasanter Karrierefahrt an der Seite von Präsident Boris Jelzin den Inlandsgeheimdienst FSB steuerte und schließlich das Amt des Ministerpräsidenten übertragen bekam, erschütterte eine Serie mysteriöser Bombenschläge das Land. Die fünf schweren Explosionen und ein verhinderter Anschlag geben bis heute Anlass zu Spekulationen über die Verwicklung des Geheimdienstes. Echte, aber auch fingierte Spuren deuteten auf Täter aus Tschetschenien und Dagestan hin; Putins FSB hinterließ allerdings auch einen gewaltigen Fußabdruck. Die Angriffe und die grassierende Angst waren für den gerade ernannten Ministerpräsidenten hilfreich. Sie boten ihm die Gelegenheit, den zweiten Einmarsch nach Tschetschenien einzuleiten, die Zentralgewalt Moskaus über die Regionen zu stärken und seinen Nimbus als autoritative Führungsfigur zu begründen.

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