Asyl:Flucht und Fluch

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Das Mittelmeer überlebt: ankommende Flüchtlinge auf Lampedusa, dirigiert von einem italienischen Polizisten. (Foto: Yara Nardi/Reuters)

Was der Mensch dem Menschen schuldet: In der tobenden Migrationsdebatte spielt die Menschlichkeit keine Rolle.

Kolumne von Heribert Prantl

Flüchtlinge haben nichts davon, wenn man ihnen einen anderen Namen gibt: Es ist in den vergangenen Jahren üblich geworden, sie als "Geflüchtete" statt als Flüchtlinge zu bezeichnen. Das muss ein Irrtum sein: Sie suchen Schutz und Hilfe, keinen neuen Namen. Die Stimmung für oder gegen Flüchtlinge hängt nicht an einem Wort; und eine Flüchtlingskrise bleibt eine Krise, auch wenn man sie Geflüchtetenkrise nennt. Im Jahr 2015, also im "Wir-schaffen-das-Jahr", hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort "Flüchtling" zum Wort des Jahres ausgerufen. Daraufhin wurde kritisiert, dieses "ling"-Wort habe eine tendenziell abschätzige Bedeutung - so wie etwa Eindringling, Feigling oder Fiesling. Deshalb kreierte man als Alternative das Wort "Geflüchtete", das auch den angeblichen Vorteil habe, dass die Migration damit gegendert werde. In der Tat: "Flüchtling" ist maskulin, "Geflüchtete" kann männlich und weiblich gebraucht werden.

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