Bundesregierung:Scholz im Glück

Für den Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidaten läuft es im Moment nicht schlecht. Das liegt auch an Corona.

Von Cerstin Gammelin

Wenn Wahlkampf ist, geht es ja um Glaubwürdigkeit, und in dieser Hinsicht ist Olaf Scholz, dem Kanzlerkandidaten der SPD, ein Kunststückchen gelungen. Aus dem sozialdemokratischen Finanzminister, der sich vorwerfen lassen musste, sich das Mäntelchen der Schwarze-Null-Politik seines Vorgängers Wolfgang Schäuble übergeworfen zu haben, ist ein K-Kandidat geworden, der die Union in der Haushalts- und Krisenpolitik blass aussehen lässt.

Scholz scheint ganz bei sich zu sein, wenn er seit einem Jahr beinahe im Monatsrhythmus anzukündigen hat, dass es Milliardennachschläge gibt - für die Wirtschaft, für Familien oder die Sozialversicherungen. Scholz beschwört den Sozialstaat und Unternehmenshilfen. Dass er plötzlich so glaubwürdig erscheint, liegt daran, dass diese Politik wirkt. Die Entwicklung von Konjunktur, Kaufkraft und Arbeitslosenzahlen spricht für den Ansatz von Scholz.

Seine Glaubwürdigkeit steigt noch mit der Vehemenz, mit der CDU und CSU um ihre einst großen Symbole streiten. Als Kanzleramtschef Helge Braun eine Reform der Schuldenbremse vorschlug, bügelte Armin Laschet ihn ab. Inzwischen schwurbelt der Unions-K-Kandidat von Budgets außerhalb des Haushalts; die eigenen Wirtschaftsleute pfeifen ihn dann zurück. Wenn die Union so weitermacht, kann Scholz getrost zusehen.

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