Schauspielerin Paula Beer:"Ich bin ein nostalgischer Gucker"

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Die "Bad Banks"-Hauptdarstellerin über ihre neue Rolle als Jurorin beim ersten "Canneseries"-Festival - und warum persönlicher Geschmack zweitrangig ist.

Interview von Karoline Meta Beisel

An diesem Mittwoch beginnt in Cannes die erste Ausgabe von "Canneseries", einem neuen internationalen Fernsehserienfestival. Im Wettbewerb stellen sich zehn Produktionen aus aller Welt dem Urteil der Jury. Sie entscheidet, wer nach einer Woche die berühmte Palme entgegennehmen darf - in diesem Fall allerdings keine goldene, sondern eine neonfarbene. Zur Jury gehört neben dem Thriller-Autor Harlan Coben und dem Schauspieler Michael Kenneth Williams ( The Wire) auch die Deutsche Paula Beer, die mit ihrer Rolle als ehrgeizige Bankerin Jana Liekam in der hochgelobten ZDF-Serie Bad Banks schlagartig bekannt geworden ist. Am Tag vor der Abreise erreicht man sie am Telefon.

SZ: Frau Beer, wie wird man Juror in Cannes?

Paula Beer: Das habe ich mich auch gefragt! Ich glaube, der französische Produzent von Bad Banks hat mich da ins Spiel gebracht. Ich war auch überrascht, dass es geklappt hat, ich habe ja erst eine Serie gemacht und bin auch noch nicht so lange im Geschäft. Ich glaube aber, dass es für die Jury gut ist, wenn sie so durchmischt ist. Serien gucken ja auch Menschen zwischen 14 und 70.

Sind Sie ein Serienfan?

Wenn ich drehe, ist es mir meistens zu viel, tagsüber eine Geschichte zu erzählen und abends eine andere weiterzuverfolgen. Ich bin auch ein eher kritischer Gucker, der nicht fünf Folgen durchhält, nur weil jemand gesagt hat: Ab der zweiten Staffel wird es richtig toll. Aber gut erzählte Serien finde ich super - es gibt da einfach so viele Möglichkeiten, wo ein Kino- oder Fernsehfilm schon aus Zeitgründen begrenzt ist.

Wenn ich am Wochenende eine Serie gucken möchte - welche empfehlen Sie mir?

Natürlich so Dauerbrenner, Breaking Bad zum Beispiel, Borgen oder Fargo. Wobei ich bei Fargo die zweite Staffel nur angefangen habe. Ich fand die Idee spannend, die Geschichte auf einer anderen Zeitebene und mit anderen Schauspielern weiterzuerzählen. Aber ich bin ein nostalgischer Gucker: Wenn ich mich einmal in eine Serie verliebt habe, dann soll sie auch so weitergehen.

Schauen Sie auch deutsche Serien?

Ja, schon zur Formatrecherche: Was funktioniert, was nicht, und was machen die Kollegen gerade? 4 Blocks hat mir am besten gefallen. Wenn man in Berlin wohnt, kennt man die Ecke und das Milieu ist sehr spannend. Die Folgen habe ich an einem verregneten Tag alle nacheinander geguckt.

Bad Banks hatte auf der diesjährigen Berlinale Premiere, auch in Toronto, in Sundance und in Cannes laufen Serien mittlerweile im Rahmen von Filmfestivals. Braucht man da überhaupt noch ein eigenes Festival für Serien?

Gefühlt ploppt ja jede Woche eine neue Serie auf oder zwei oder drei. So wie es Kurzfilme gibt oder Kinofilme, ist die Serie eben auch eine eigene Gattung, darum finde ich das schon berechtigt, dass die Serien ein eigenes Festival bekommen.

Nach welchen Kriterien wollen Sie entscheiden?

Das wird sich noch zeigen, ich habe das ja auch noch nie gemacht. Zehn Serien in einer Woche - das wird eine echte Herausforderung. Generell finde ich es wichtig, dass der Zuschauer mitgenommen wird. Vor allem bei Serien, wo man als Macher ja möchte, dass der Zuschauer sich alle Folgen ansieht. Ich will darauf achten, wie die Geschichte aufgebaut wird, wie die Figuren vorgestellt werden, wie viel Geheimnis ist da am Anfang noch dabei? Ob die Serie dann am Ende meinen persönlichen Geschmack trifft, ist zweitrangig.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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