Die internationale Ausschreibung um das härteste Präsidenten-Cover aller Zeiten ist noch nicht entschieden. Wie auch, so lange der Wettbewerb unter den Präsidenten noch läuft, wer von ihnen nun wirklich der härteste ist. "Das ist ja das Verstörende an Autokraten und Despoten, wenn man so will", sagt Christian Krug, 51, Chefredakteur des Stern: "Da kommt immer noch etwas. Die haben immer noch einen Pfeil im Köcher."
Der Stern hat sich für den inoffiziellen Wettbewerb neulich mit einem Cover über Recep Tayyip Erdoğan beworben, das den türkischen Staatschef wie zufällig so vor die Fahne seines Landes drapiert, dass die Enden des Halbmondes ihm wie Teufelshörnchen wachsen. Der Economist hat Erdoğan als Sultan in voller Pracht gezeigt, man sah ihn auf Titeln als selbstverliebten Selfie-Macher, als Mafia-Boss, als Luftballon und des Öfteren, Schnauzbart sei dank, auch ein bisschen angehitlert.
Zum Wachrüttel braucht es ein Megafon
Nur US-Präsident Donald Trump beflügelt die Kreativität der Titelreadaktionen noch mehr. "Wachrütteln kann man nicht durch ein leises Flöten im Ohr, da braucht man schon ein Megafon", sagt Christian Krug.
Im Fall Donald Trumps steht das Megafon schon länger am Anschlag. In Elvis-Montur, als Poker-Spieler und in der Rolle des Batman-Bösewichts Joker hat es der US-Präsident, derzeit eindeutig der Posterboy der politischen Blattmacher, schon auf Seite eins geschafft. Das sind noch die netteren Varianten.
In Deutschland hat der Spiegel die Messlatte für den schärfsten Titel gleich zweimal mit Trump nach oben gewuppt: Einmal ließen die Hamburger den White-House-Boss als Komet auf die Erde zurasen - Botschaft: Das Ende der Welt ist nahe, liebes Publikum. Ein anderes Mal schlug Trump der Freiheitsstatue im Stile eines IS-Mörders den Kopf ab und hielt ihn als blutige Trophäe in der Hand. Botschaft: Das Ende der Welt ist inzwischen noch näher. Leises Flöten geht anders, und manche stellen sich die Frage: Kann da wirklich noch was kommen?
Rainer Wörtmann, 72, hat zehn Jahre lang Titelseiten beim Spiegel gestaltet, rund 500 Hefte fallen in seine Verantwortung. In seiner Hamburger Wohnung bewahrt er zwei dicke schwarze Bücher auf, in denen er die Skizzen eingeklebt hat, die er einst für die Titelgeschichten mit Bleistift angefertigte, auf hübschen kleinen Spiegel-Notizblöcken. Die hat er dann an den jeweiligen Illustrator geschickt.
Heute sind es wertvolle Dokumente vor allem der Wendejahre. Wörtmann gab dem Spiegel von 1984 bis 1994 ein Gesicht. Damals war Montag noch Spiegel-Tag, und die Republik sprach über das, was das Hamburger Nachrichtenhaus auf seinem Umschlag als Diskussionsstoff lieferte.