Es gibt ja dieses berühmte erste Treffen zweier Menschen, die sich vielleicht über irgendein Datingportal kennengelernt haben und bei der lang ersehnten Zusammenkunftspremiere feststellen müssen, dass sie sich in der realen Welt doch sehr wenig zu sagen haben. Sie ringen dann um Themen und halten mit viel Mühe ein bisschen Smalltalk aufrecht, schauen aber in Wahrheit immer wieder auf die Uhr, um zu prüfen, wann sie sich verabschieden dürfen, ohne unhöflich zu erscheinen. Man ist am falschen Platz, und Verlegenheit macht die Luft dick.
Es tritt also genau das Gefühl ein, das man am Montagabend bei Hart aber fair diagnostizieren konnte, nur mit dem Unterschied, dass dort statt zweier Menschen ganze fünf zusammenkamen und dass da ein Moderator war, der sich redlich mühte, den Gästen Wortbeiträge aus der Nase zu ziehen.
Aber so geht das manchmal, wenn die Themenlage eine unklare ist, obwohl doch eine deutliche Überschrift über der Sendung stand. "Merkels Teilrückzug: Was gerät jetzt noch ins Rutschen?", lautete die und sollte signalisieren, dass man in der Redaktion schwer auf Zack ist.
Neues Thema, alte Gästeliste
Am Montagmorgen hatte die Kanzlerin verkündet, dass sie nicht mehr für den CDU-Vorsitz kandidieren will. Bis dahin hieß das Thema noch: "Im Abwärtssog: Sind die Volksparteien am Ende?" Weil sich das nach dem Merkel-Knaller vermutlich überholt anfühlte, wurde flugs der Titel ausgetauscht. Die Gästeliste blieb allerdings so, wie sie bereits am Freitag, noch vor der Hessenwahl, verkündet worden war. Polit- und Fernsehprofis können zu jedem Thema was sagen. Dachte man wohl.
Natürlich wurde am Anfang gefragt, wen der Merkel-Move vom Morgen denn überrascht habe. Es entwickelte sich ganz kurz eine beinahe launige Plauderei. Es sei ein guter Tag für die CDU, urteilte Paul Ziemiak, der Bundesvorsitzende der Jungen Union, während Werner Hansch als Sportreporter-Urgestein die Lage in eine flotte Formel fasste. "Es ist wie beim Fernsehen auch. Menschen, die zu oft ihre Nase in die Mattscheibe halten, verbrennen", sagte er, und irgendwie erwartete man kurz, dass es im Sportreporter-Jargon, der ja immer häufiger die Wahlberichterstattung prägt, weitergehen würde.
Aber es ging erst einmal wenig weiter. Mehr oder weniger ziellos mäanderte das Gespräch, das selten ein solches war, sondern eher einer länglichen Abfragerei ähnelte. Es wäre sicherlich bald zum Erliegen gekommen, wenn sich Frank Plasberg nicht immer wieder um die Wiederbelebung verdient gemacht hätte.
Hat Ralf Stegner noch Puls?
Nach einer halben Stunde wurde aber auch bei ihm die Luft knapp, und er schwenkte mehr oder minder heimlich zurück zum ursprünglich am Freitag geplanten Thema mit dem drohenden Ende der Volksparteien. Doch auch das wollte nicht so recht zünden. Sichtlich müde saßen die Diskutanten herum, und zwischendrin hätte man gerne bei Ralf Stegner, dem stellvertretenden SPD-Vorsitzenden, gefühlt, ob er noch Puls hat.
In dieser allgemeinen Müdigkeit erkannte Annalena Baerbock ihre Chance. Mit einem Hauch von Verve begann die Vorsitzende der Grünen eine Art Rede zu halten, stieß aber damit beim Moderator auf wenig Gegenliebe. Man redet halt nicht lang in einer Talkshow, weil dann die anderen auch gerne lang reden wollen. Ob sie was zu sagen haben oder nicht. Selbst wenn Plasberg eine Frage stellt, darf die Antwort nur fernsehgerecht kurz ausfallen, sonst wird der Gesprächsleiter hibbelig.