Tourismus - Rechlin:Hausboot ohne Führerschein steuern: Touristiker zufrieden

Berlin
Hausboote und Motorboote sind auf dem Milow Kanal unterwegs. Foto: Jens Büttner/zb/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Röbel/Berlin (dpa) - Der sogenannte Charterschein, mit dem Hobby-Skipper seit 20 Jahren ohne Führerschein Hausboote steuern können, hat den Tourismus an der Mecklenburgischen Seenplatte und in Brandenburg stark angekurbelt. "Durch die Regelung hat sich der Wassertourismus als Markt überhaupt erst entwickeln können", sagte Tourismusverbandsgeschäftsführer Bert Balke in Röbel. Die Regelung galt ab dem Jahr 2000 erst als Modellversuch auf rund 300 Kilometern zwischen Schwerin und südlich von Berlin, dann wurde die Region abschnittsweise immer wieder erweitert. Dabei dürfen bis zu 15 Meter lange Hausboote mit Motoren mit mehr als 15 PS Leistung gefahren werden, sofern nicht mehr als zwölf Personen an Bord sind und die Schiffe nicht schneller als zwölf Stundenkilometer unterwegs sind.

"Das hat die vorhandenen Firmen gefestigt und viele Neugründungen ermöglicht", sagte Dagmar Kuhnle, Sprecherin der Kuhnle-Gruppe. Der Gründer der Rechliner Gruppe, Harald Kuhnle, hatte die Neuregelung 1999 mit angeschoben. Das Charter- und Bootsbauunternehmen hat 160 Boote an neun Standorten sowie rund 90 Beschäftigte. "Anfangs wurden 20 Prozent unserer Törns so gebucht, jetzt sind es schon ein Drittel", sagt die Sprecherin. Viele Charterschein-Hausboote haben Motoren um die 55 PS.

"Der Erfolg der Regelung zeigt, wie wichtig die Nebenwasserstraßen des Bundes sind und auch die Schleusen", erläutert Kuhnle. Einzige Voraussetzung für Hobby-Skipper ist eine dreistündige theoretische und praktische Einweisung durch den Vermieter. Das sollte man auch ernst nehmen, denn die Behörden lassen sich die Protokolle auch manchmal vorlegen. "Durch den Charterschein kann jeder Mann und jede Frau zum Bootstouristen werden", erläuterte Balke.

So hat der Verband ausgerechnet, dass man im Umfeld von Berlin und an der Mecklenburgischen Seenplatte über unzählige Seen und Flüsse rund vier Wochen unterwegs sein müsste, um das gesamte Revier zu erkunden, zu dem auch die Peene gehört. "Das sind rund 1000 Kilometer Wasserstraßen", sagte Kuhnle.

Ein paar Wünsche habe die Branche, die sich nun wieder bei der Messe "boot" in Düsseldorf trifft, aber trotzdem noch. 2019 war die Branche durch die lange gesperrte Schleuse Zaaren bei Templin stark behindert worden. Nun hoffe man zudem, dass die Schleuse Quitzöbel an der Havel endlich saniert werde und es müsse einen direkten Zugang von der Oberen Havel-Wasserstraße zu den Ruppiner Gewässern geben.

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