Wiesbaden:Schuldnerberatungen sorgen sich um Mittelschicht

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Ein Mann klingelt bei einer Schuldnerberatung. (Foto: Angelika Warmuth/dpa/Archivbild/Illustration)

Die Corona-Pandemie und ihre finanziellen Folgen treffen nach Meinung der Schuldnerberatungen in Hessen immer mehr auch die Mittelschicht. "Es kommen vermehrt...

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Corona-Pandemie und ihre finanziellen Folgen treffen nach Meinung der Schuldnerberatungen in Hessen immer mehr auch die Mittelschicht. „Es kommen vermehrt Menschen, die bislang ein gesichertes Einkommen hatten und jetzt in die Verschuldung abzurutschen drohen, weil etwa das Kurzarbeitergeld nicht ausreicht“, sagte Stefan Gillich von der Diakonie in Hessen. „Das ist ein ganz neues Klientel.“ Auch Inhaber von Kleinstbetrieben und Soloselbstständige seien stark betroffen, zudem Menschen mit befristeten Arbeitsverträgen.

Diesen Trend bestätigen die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung Hessen (LAG-SB) sowie der Caritas-Verband. „Wir machen uns zunehmend Sorgen um die Mittelschicht“, sagte Stefan Baudach von der Caritas. Es sei problematisch, dass diese Gruppe die staatlichen Schuldnerberatungen nicht in Anspruch nehmen dürfe. Dies steht nur den Beziehern von Hartz IV und Sozialhilfe zu.

Seit einigen Wochen registrieren die Schuldnerberatungen insgesamt deutlich mehr Anfragen. So stieg die Zahl der Hilfesuchenden bei den elf Einrichtungen der Caritas in Hessen im Vergleich zum Herbst 2019 um 67 Prozent. „Die große Welle steht jedoch noch aus“, sagte Baudach. Damit werde Ende dieses Jahres gerechnet.

Dabei sind laut der LAG-SB viele Schuldnerberatungsstellen in Hessen personell nur sehr dünn ausgestattet. „Es kann nur eine Minderheit der überschuldeten Haushalte beraten werden“, sagte Michael Franke von der Arbeitsgemeinschaft.

Einen Anstieg der Privatinsolvenzen gab es laut Auskunft des Statistischen Landesamts in Wiesbaden zumindest bis Mitte dieses Jahres indes nicht. Die Zahl war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar rückläufig. Für das dritte Quartal 2020 lagen die Zahlen zunächst noch nicht vor. Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel sieht einen Grund für die sinkenden Zahlen in tendenziell längeren Bearbeitungszeiten der Insolvenzgerichte während der Corona-Pandemie.

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