Equal-Pay-Gap:Gleichstellung „weit entfernt“: 18 Prozent weniger Lohn

Lesezeit: 2 min

Andreas Philippi (SPD), Gleichstellungsminister in Niedersachsen, spricht. (Foto: Michael Matthey/dpa/Archivbild)

Vor dem Frauentag sieht Niedersachsens Landespolitik noch viel Arbeit vor sich, um die Gleichstellung von Frauen und Männern tatsächlich zu erreichen. Besonders deutlich werden die Unterschiede im Job.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Gleichstellungsminister Andreas Philippi hat Frauen wie Männer dazu aufgerufen, sich für die Angleichung ihrer Lebensverhältnisse einzusetzen. Vor dem Gesetz seien Frauen und Männer zwar gleichberechtigt, sagte der SPD-Politiker am Dienstag anlässlich des Frauentags am 8. März. „Doch jenseits von Rechtsnormen, Blumen und Pralinen erinnert uns der 8. März daran, dass wir von einer echten Gleichstellung zwischen Frauen und Männern noch weit entfernt sind und einiges tun müssen, bis Gleichstellung in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen und auf allen Ebenen gelebte Wirklichkeit wird.“

Greifbar wird der Unterschied etwa in der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. So bekamen Frauen in Niedersachsen im vergangenen Jahr 18 Prozent weniger Geld als Männer, bezogen auf den durchschnittlichen Bruttoverdienst pro Stunde. Das teilte das Landesamt für Statistik zum Equal Pay Day am Dienstag mit. Der Tag steht symbolisch für die Lohnlücke: Je später im Jahr der Aktionstag stattfindet, desto größer ist die Lohnungleichheit. Im Land Bremen lag die Lohnlücke bei 20 Prozent, deutschlandweit bei 18 Prozent.

Minister Philippi sagte, Frauen seien zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und in der Sorgearbeit benachteiligt. Darüber hinaus gebe es aber auch strukturelle Defizite in Arbeit und Karriere, Ehrenamt, Medien, Kunst, Kultur und Politik.

Zur Gleichstellung könnten alle einen Beitrag leisten, betonte der Minister: „Indem wir Frauen fördern und be-fördern, ihnen gleich hohe Gehälter zahlen, Männer wie Frauen gleichberechtigt Familien- und Sorgeaufgaben wahrnehmen. Und das Wichtigste, jeder von uns muss die Belange von Frauen ernst nehmen.“

Landtagspräsidentin Hanna Naber kritisierte, dass Frauen auch im aktuellen Landtag mit einem Anteil von rund 36 Prozent deutlich unterrepräsentiert seien. „Wir müssen feststellen: Die etablierten Instrumente zur Förderung von Gleichstellung funktionieren nicht. Das ist nicht hinnehmbar“, sagte die SPD-Politikerin. Auch außerhalb des Parlaments gebe es in Sachen Gleichstellung noch viel zu tun.

Am Donnerstag (17.00 Uhr) findet im Landtag eine Veranstaltung zur Frauenpolitik statt, an der auch Naber und Minister Philippi teilnehmen. Kern ist eine Diskussion der frauenpolitischen Sprecherinnen der vier Fraktionen SPD, CDU, Grüne und AfD.

SPD und Grüne haben im Koalitionsvertrag vereinbart, sich für ein Paritätsgesetz einzusetzen, mit dem der Frauenanteil im Landtag auf die Hälfte angehoben werden soll. Allerdings brauchen die Koalitionspartner dafür Unterstützung der Opposition, da sie alleine nicht auf die für eine Verfassungsänderung benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit kommen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund rief zum Equal Pay Day dazu auf, Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt würden, besser zu bezahlen. „Gerade Beschäftigte in frauendominierten Berufen wie in der Pflege und in den Kitas müssen schlicht mehr verdienen“, sagte Merle Mangels vom DGB. Sie betonte, die Entgeltgleichheit sei auch ein „wichtiger Faktor“ für die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit. In der Debatte um die Gewinnung von Fachkräften gehe das oft unter.

Der Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Johannes Pfeiffer, sagte: „Frauen sind ein ganz wichtiges Potenzial im Kampf gegen den Fachkräftemangel - wir müssen noch mehr Frauen motivieren, überhaupt oder in größerem Umfang zu arbeiten.“

Laut Arbeitsagentur waren im vergangenen Jahr 58 Prozent der erwerbsfähigen Frauen in Niedersachsen auf dem Arbeitsmarkt aktiv - im Vergleich zu 66 Prozent der Männer. Zudem habe mehr als jede zweite erwerbstätige Frau in Teilzeit gearbeitet. Bei den Männern traf das nur auf rund jeden Neunten zu.

© dpa-infocom, dpa:230307-99-860436/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: