Kunst - München:Der Cranach, den es nie gab: Gelübde Luthers im Gewitter

München (dpa/lby) - Dutzende Porträts des Reformators Martin Luther hat Lucas Cranach der Ältere geschaffen. Doch eines malte er nie: Den ganz entscheidenden Moment des Gelübdes Luthers im Gewitter, mit dem er Mönch wurde. Der ehemalige Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hat das Motiv nun in der Handschrift Cranachs gemalt.

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München (dpa/lby) - Dutzende Porträts des Reformators Martin Luther hat Lucas Cranach der Ältere geschaffen. Doch eines malte er nie: Den ganz entscheidenden Moment des Gelübdes Luthers im Gewitter, mit dem er Mönch wurde. Der ehemalige Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hat das Motiv nun in der Handschrift Cranachs gemalt.

Just zum 500. Jahrestag der Reformation ist das Werk fertig. Es gehört zu dem Projekt "Kairos. Der richtige Moment" des Unternehmers und Kunstliebhabers Christian Zott. Beltracchi, der mit seinen Fälschungen namhafter Maler berühmt geworden war und dafür im Gefängnis saß, soll dabei wichtige Momente der Geschichte im Stil der jeweils passenden Künstler malen.

Dass Cranach selbst diese Luther-Szene nicht ins Bild umsetzte, habe vermutlich verschiedene Gründe, sagte Marlies Schmidt, stellvertretende Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung Wittenberg. Damals habe großes Interesse an Porträts geherrscht: Die Menschen wollten wissen, wer dieser Luther war.

Vor allem aber habe Luther den Heiligenkult abgelehnt. Damals seien oft Szenen aus dem Leben von Heiligen dargestellt worden. "Luther war aber gegen diese Heiligenverehrung. Ich glaube, das ist ein Grund, warum Cranach dieses Erweckungserlebnis nicht gemalt hat." Cranach und Luther waren eng verbunden. Unter anderem war Luther Taufpate von Cranachs Tochter Anna - Cranach hätte also nichts gegen Luthers Willen gemalt.

Im Juli 1505 war Luther auf dem Heimweg von seinen Eltern in ein Gewitter geraten. Er fiel auf die Knie, rief die Mutter Marias, die heilige Anna, um Hilfe an und gelobte: "Ich will Mönch werden".

"Aus Sicht von Luther und Cranach stellt das jetzige Motiv keine Leerstelle dar", sagt der Projektinitiator Zott. "Aus gegenwärtiger Sicht, im Rückblick auf die Reformation jedoch sehr wohl." Das Gemälde - und dass es erst jetzt entstehe - könne viel über den Reformator und seinen Künstlerfreund vermitteln.

Die Cranach-Stifung plant im nächsten Jahr eine Ausstellung, die sich mit historischen Kopien und Fälschungen sowie der Rezeption Cranachs auseinandersetzt. Dort soll auch Beltracchis "Cranach" gezeigt werden. Beltracchi habe die Handschrift bis in kleine Details nachvollzogen, etwa mit verspielten Rehen im Hintergrund.

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