Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Im bestreikten Paris geht gar nichts mehr - Laure Calamy in "Julie - Eine Frau gibt nicht auf". (Foto: Fugu Film)

Aus Frankreich kommt ein hyperrealistisches Drama über den Stress der Mutterschaft - und aus dem erweiterten Coen-Clan ein wilder lesbischer Schenkelklopfer. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Fritz Göttler, Josef Grübl, Ann-Marlen Hoolt, Tobias Kniebe, Doris Kuhn, Annett Scheffel, Anna Steinbauer und Anke Sterneborg

America

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Josef Grübl: Augen zu, tief durchatmen und treiben lassen: Als Schwimmlehrer in Chicago bringt der Israeli Eli selbst ängstliche Kinder ins Wasser, er selbst hat vor Jahren sein Land aus Angst vor dem gewalttätigen Vater verlassen. Als dieser stirbt, muss er zurück nach Tel Aviv. Dort trifft er einen Jugendfreund wieder, von dem er sich ebenso angezogen fühlt wie von dessen Lebensgefährtin. Ofir Raul Graizer hat einen sehr sinnlichen Film über Abschiede und Neubeginne gemacht, er zeigt ein Israel, das es so gerade nicht mehr gibt: lebensfroh, blühend, bunt und sehr vital.

Der dritte Gast

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Doris Kuhn: Malte Wirtz, Regisseur ohne Förderung, aber mit hohem Output, probiert den Horrorfilm. Er nutzt dafür ein leeres Berliner Hostel, in dem ein junges Paar die erste gemeinsame Nacht verbringen will. Der Grusel entsteht durch ein Blaubart-Motiv und einen schnapsfreudigen Geist, der sich für die Körper der zwei Gäste interessiert. Die wandern viel im Flur auf und ab, das macht das Szenario etwas artifiziell, dafür zeigt es schön genre-untypisch die Verwirrung, die Menschen befällt, sobald sie sich in unerklärlichen Vorgängen befinden.

Drive-Away Dolls

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Tobias Kniebe: Schon klar, die unzertrennlichen Coen-Brüder sind derzeit zertrennlich. Auch Ethan Coen (der Kleinere, Rothaarige) führt jetzt mal allein Regie. Beziehungsweise in enger Verbindung mit Schreib- und Schnittpartnerin Tricia Cooke, die zwar seit Jahrzehnten mit ihm verheiratet ist, sich aber klar als queer definiert. Sie ist die entscheidende Kraft hinter dem Film. Das Ergebnis ist eine sehr lesbische, freizügige, gewollt trashige Sex-and-Crime-Komödie mit Margaret Qualley und Geraldine Viswanathan, gejagt von trotteligen Coen-Kriminellen und einem Nichts an Story. Das soll an die seligen Neunzigerjahre erinnern, als Sex und Trash noch sehr gut zusammengingen. Wirkt jetzt aber doch auf eher quälende Weise forciert.

Gondola

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Ann-Marlen Hoolt: Zwei Gondel-Schaffnerinnen verlieben sich ineinander, begegnen sich aber nur, wenn ihre Gondeln aneinander vorbeifahren. Ein Film, der in vielerlei Hinsicht in einem Paralleluniversum spielt. Zum einen, weil hier alles übermäßig schön und positiv ist. Und weil Veit Helmer die Situationskomik manchmal aberwitzig wirken lässt, wie in einem Comic. Zum anderen fehlen die Dialoge. Die Figuren kommunizieren ohne Worte, nur mit Blicken und Gesten, manchmal auch mit lautem Lachen. Den Rest macht die Musik. Das funktioniert und macht gute Laune.

Helke Sander: Aufräumen

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Fritz Göttler: "Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen!" Das Flugblatt macht klar, dass auch 1968 nicht wirklich funktionieren kann, wenn die Unterdrückung der Frauen nicht aufgelöst wird. Also gründet Helke Sander den Aktionsrat der Frauen, zur Irritation ihrer männlichen Mitrevolutionäre. Die politische Filmemacherin ("Redupers", "Der Beginn aller Schrecken ist Liebe") hat lange in Finnland gearbeitet (ihr Schwiegervater dort bügelt seine Hemden selbst!), in Deutschland wurde ihr Filmförderung oft verweigert, sie hat einen Sohn allein erzogen und zeigt in diesem Film beim Aufräumen ihres Lebens und in den Gesprächen mit Claudia Richarz eine kluge Bedächtigkeit ... Man erlebt ungemein lebendig das vergangene halbe Jahrhundert in seiner doppelten Bewegung, zwischen Revolution und bourgeoiser Stupidität.

Ihr Jahrhundert - Frauen erzählen

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Anke Sterneborg: "Die Weltgeschichte wurde fast ausschließlich aus männlicher Sicht geschrieben", sagt Uli Gaulke ("Sunset over Hollywood"). Er verknüpft die Historie des vergangenen Jahrhunderts mit den Lebensgeschichten von fünf erstaunlichen Frauen aus Indien, Kuba, Israel, Österreich und der Türkei. Sie alle sind um die hundert geworden und haben sich ein Leben lang, im Alleingang und ohne Vorbilder, auf unterschiedliche Weise gegen die Grenzen aufgelehnt, die Frauen bis heute gesetzt werden. Anfangs ringt man noch um Orientierung zwischen den sprunghaft ausgebreiteten Lebenslinien, doch dann entfaltet der unbeirrbare Mut dieser Protagonistinnen eine ungeheure Kraft - die Art, wie sie auf unterschiedliche Weise mit ihren Ideen und ihrem Engagement vielen Mädchen und Frauen Chancen eröffnet haben.

Julie - Eine Frau gibt nicht auf

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Annett Scheffel: Der deutsche Titel trifft es weniger gut als der des französischen Originals: "À plein temps" - Vollzeit. Regisseur Eric Gravel ist ein atemloses Porträt der modernen Arbeitswelt gelungen. Mit Laure Calamy als alleinerziehender Mutter, die inmitten eines Bahnstreiks an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gerät, macht er aus dem alltäglichen Wettlauf gegen die Zeit einen kinetischen Thriller, wie man ihn so noch nicht gesehen hat. Das ist nicht nur spannend, sondern auch glaubwürdig und sehr genau beobachtet: In seinem Streben nach gesellschaftlichem Realismus geht Gravel in mancherlei Hinsicht weiter als selbst der Meister des britischen Working-Class-Kinos, Ken Loach.

Maria Montessori

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Anna Steinbauer: Das eigene Kind wächst bei einer Amme auf dem Land auf, während sie ihre Vision von Bildung verfolgt und das Konzept von Schule revolutioniert: Léa Todorov baut der weltbekannten Reformpädagogin Maria Montessori ein filmisches Denkmal und stellt diese in ihrer ganzen Ambivalenz als unabhängige moderne Frau, feministische Kämpferin, Workaholic (natürlich unbezahlt), liebende Mutter und Komplizin dar, die mit ihren Erziehungsmethoden große Erfolge in der Arbeit mit beeinträchtigten Kindern erzielt - die Lorbeeren dafür heimst jedoch ihr Partner, der Psychologe Giuseppe Montesano, ein. Der Film zeigt den privaten Konflikt der ersten Medizinstudentin Italiens als großes Emanzipationsdrama, das allerdings eine kritische Auseinandersetzung mit der durchaus zwiespältigen historischen Persönlichkeit ausspart, die faschistischen Ideen nicht abgeneigt war. Mitunter zu viel rückwärtsgewandter Mütter-Pathos, der die Story seltsam konterkariert.

Der Zopf

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Anke Sterneborg: Mit dem Motiv der Haare als starkes Symbol von Weiblichkeit spannt Laetitia Colombani ein Netz über die Welt und zwischen drei Frauen, die sich gegen starke Widerstände behaupten. In Nordindien gehört Smita der untersten, geächteten Kaste der Unberührbaren an. Um ihrer Tochter bessere Chancen zu verschaffen, beschließt sie die gefährliche Flucht in den Süden des Landes. In Apulien muss Giulia Wege finden, die Echthaarperücken-Werkstatt ihres Vaters vor der Insolvenz zu retten. Und in Monréal wird die erfolgreiche Anwaltskarriere der dreifachen Mutter Sarah durch eine Krebsdiagnose gebremst. In der Verfilmung ihres eigenen Romans feiert die Regisseurin weibliche Selbstbehauptungskräfte, lässt sich aber auch ein bisschen zu sehr von der Schönheit der Schauplätze ablenken und von Ludovico-Einaudi-Klängen einlullen. Entsprechend achtlos wischt sie über die bitteren Ursachen und Folgen der Globalisierung hinweg.

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