Am auffälligsten ist die Abwesenheit: keine Plakate, keine Radiospots und vor den Nachrichtensendungen nur die übliche Werbung für das offenbar unvermeidliche Mittel gegen Blähungen. Jedes Smartphone, jedes Hustenmittel und jedes Tierfutter wird intensiver angepriesen als Impfungen und andere Maßnahmen, die in der Covid-Pandemie Leben retten. Seinerzeit kam niemand auf die Idee, die Ausbreitung des HIV und von Aids einzudämmen, ohne für safer sex zu werben. Und heute? Masken trägt man oder nicht, die Leute gehen zur Arbeit, mal ist in diesem Raum eine Präsenzkonferenz, mal in jenem dort hinten, die Menschen nutzen volle Busse und Bahnen oder stopfen ihre Kinder für den Schulweg hinein, sie pferchen sich in Betriebe und Büros, und kaum wen interessiert ihr Impfstatus oder ihr Testergebnis. Fast zwei Jahre lang dominierte Corona die Gedanken und Sorgen und das öffentliche Leben, aber nun ist alles verschwunden, wie durch einen Zauber. Und nicht nur die Pandemie scheint auf und davon zu sein, auch die Bundesregierung wirkt wie entwendet. Man weiß, dass es diese Regierung noch gibt, aber wo, und was treibt sie? Der geschäftsführende Gesundheitsminister ist offenbar, hört man, zugleich Kandidat auf die Führung seiner Partei in der Opposition.
Coronapolitik:Das tödliche Zaudern des Staates
Lesezeit: 5 Min.
Lange dominierte Corona Gedanken, Sorgen, das öffentliche Leben und auch die Politik. Nun ist die Pandemie mit Macht zurück, doch die Bundesregierung wirkt wie entwendet. Man weiß, dass es diese Regierung noch gibt, aber wo, und was treibt sie?
Von Nils Minkmar
Lesen Sie mehr zum Thema