Von Wolfgang Herrndorf, dem 2013 verstorbenen Maler und Schriftsteller, gibt es eine Erzählung mit dem Titel "Diesseits des Van-Allen-Gürtels" aus dem Jahr 2004. Darin fährt ein Nürnberger Kunststudent zusammen mit ein paar Freunden nach Italien, so wie Dürer oder Holbein es getan hätten, wie die jungen Leute meinen. Allerdings sind sie in einem alten Opel Corsa unterwegs, dessen Kofferraum sich nicht öffnen lässt. Die Fahrt führt selbstverständlich über den Brennerpass. Die Mautstelle Sterzing (Vipiteno) auf der italienischen Seite der Brennerautobahn ist indessen der letzte Ort, den der Erzähler wahrnimmt: "Es gab keinen Grund für mich, weiterzufahren. Aber es gab auch keinen Grund auszusteigen." Dann sinkt er in einen Halbschlaf, aus dem es offenbar nichts mehr zu berichten gibt, weil die Erzählung dann endet. Der Erzähler ist, wie es scheint, in einem Niemandsland versunken, in einem Un-Ort, in dem nur die Bewegung gewiss ist, die "Bewegung auf Fluchtwegen, die über keinen Fluchtpunkt mehr verfügen".
Brenner:Korridor des Stillstands
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Die Strecke über den Brenner wurde mit großen Visionen überfrachtet. Jetzt geht nichts mehr weiter und Tirol verbietet die Flucht auf die Landstraße. Über eine Straße, die mehr ist als eine Autobahn.
Von Thomas Steinfeld

Südtirol:Über den Brenner
Europas berühmteste Grenze zwischen Österreich und Italien nehmen Reisende heute kaum noch wahr. Das könnte sich bald ändern - wenn Populisten ihre Abschottungspläne umsetzen.
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