Hannover:Gewerkschaften fordern grüne Verkehrswende

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Mehrdad Payandeh (l), DGB-Landesvorsitzender, spricht bei einer Diskussion. (Foto: Lucas Bäuml/dpa/Archivbild)

Wie kann die niedersächsische Industrie die Corona-Krise hinter sich lassen? Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sagt: am besten mit Investitionen in...

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Hannover (dpa/lni) - Wie kann die niedersächsische Industrie die Corona-Krise hinter sich lassen? Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sagt: am besten mit Investitionen in klimafreundlichen Verkehr - mit Kaufanreizen für Fahrräder und E-Autos sowie günstigen Tickets für Bus und Bahn. Was jetzt an Geld in grüne Mobilität fließe, schiebe die Konjunktur an und fördere gleichzeitig den Klimaschutz, sagte DGB-Bezirkschef Mehrdad Payandeh am Donnerstag in Hannover. Das Warten auf ein Wunder aus dem Ausland sei in der globalen Krise vergeblich: „Das Wunder müssen wir selbst bewirken.“

AUTOS: IG-Metall-Bezirkschef Thorsten Gröger regte eine Prämie von 10 000 Euro beim Kauf von Autos mit CO2-freiem Antrieb an, die je zur Hälfte vom Staat und von den Autobauern getragen wird und auch dann gelten soll, wenn das Auto erst nach 2020 geliefert werden kann. Um die Lieferzeit zu überbrücken, sollten die Hersteller attraktive Leasingangebote machen. Für Autos mit der Schadstoffklasse Euro 4 solle es zusätzlich eine Abwrackprämie von 1000 Euro geben, die beim Kauf eines E-Autos auf 2000 Euro angehoben wird.

Ziel sei es, Arbeitsplätze der für Niedersachsen wichtigen Industrie zu sichern. Da in Deutschland zuletzt noch mehr als 16 Millionen Euro-3- und Euro-4-Fahrzeuge auf der Straße gewesen seien, lasse sich der CO2-Ausstoß im Verkehr mit den Prämien zudem deutlich reduzieren.

FAHRRÄDER: Kaufprämien soll es laut DGB auch für Fahrräder geben - konkret einen Rabatt von 25 Prozent oder maximal 750 Euro für E-Bikes sowie 30 Prozent oder maximal 2100 Euro für Lastenfahrräder. Abrufen könnten die Prämien sowohl Privatleute als auch Unternehmen. „Fahrräder werden ein zentraler Teil der Mobilität von morgen sein, vor allem in Ballungsräumen“, sagte Payandeh. Neben den Prämien würden daher auch reine Fahrradstraßen und neue Abstellplätze benötigt, um die Innenstädte zu entlasten. Als Vorbild nennt das DGB-Konzept die dänische Hauptstadt Kopenhagen, in der mittlerweile 1000 Kilometer Fahrradwege gebaut worden seien.

ÖPNV: Mit einem 2-Euro-Tagesticket für alle soll es attraktiver werden, das Auto stehenzulassen oder erst gar keines zu kaufen. Jugendliche und Rentner sollen sogar schon für einen Euro am Tag fahren können. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist dabei Verdi-Landeschef Detlef Ahting zufolge besonders für die Menschen auf dem Land wichtig. Gesellschaftliche Teilhabe gehe nur mit Mobilität - „das gilt insbesondere für ein Flächenland wie Niedersachsen“.

In den vergangenen Jahren sei der Trend allerdings in die andere Richtung gegangen. „Wir haben den öffentlichen Verkehr eher kaputtgespart“, sagte Ahting. Stillgelegte Strecken und Haltepunkte müssten daher reaktiviert, das Netz ausgebaut und saniert werden. Das führe auch zu einer gesteigerten Nachfrage für Bau und Industrie.

KOSTEN: Eine Summe, wie viel Geld investiert werden müsste, um die gewünschten Effekte zu erzielen, nannte DGB-Bezirkschef Payandeh auf Nachfrage nicht. Die Klimaziele der Politik seien aber nur mit Investitionen in die Mobilitätswende zu erreichen. Niedersachsen könne sich damit außerdem im Wettbewerb mit anderen Regionen einen Standortvorteil verschaffen. Mitte Mai hatte bereits die Konferenz der Umweltminister für klimafreundliche Konjunkturprogramme geworben. „Konjunkturmaßnahmen müssen so gestaltet werden, dass sich unsere Wirtschaft nicht nur erholen kann, sondern dass sie klimafreundlicher, ressourceneffizienter und nachhaltiger aus der Krise kommt“, sagte Niedersachsens Minister Olaf Lies (SPD) damals.

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