Bochum (dpa/tmn) - Mathematik? Damit tun sich viele Schüler und Studenten schwer. Schon allein der Gedanke an Sinus, Cosinus, Tangens und Co. versetzt viele in Angst und Schrecken - weil sie es nicht verstehen.
Mitunter kommt regelrecht Panik auf. Denn nicht selten befürchtet manch einer, wegen mangelnder Mathematik-Leistungen in der Schule oder im Studium zu scheitern.
Doch Kopf hoch: Das Problem ist lösbar. „Man muss sich halt durchbeißen und die Sache mit Respekt angehen“, sagt der Bochumer Mathematik-Professor Herold Dehling. Womit er meint: Sich regelmäßig hinsetzen und üben, dabei analytisch vorgehen.
„Einen einfachen Trick, eine Mathe-Krise zu überwinden, gibt es nicht“, stellt der Augsburger Realschullehrer Patrick Ditchen klar. Nötig ist vielmehr neben viel Selbstdisziplin eine klare Lernstrategie.
Mit der 20-Minuten-Strategie einfach mal anfangen
Dabei kommt es bei Schulkindern auch auf die Eltern an. „Statt sich über das Kind wegen der schlechten Mathe-Note zu ärgern und zu schimpfen, sollten sich Eltern mit dem Kind solidarisieren und gemeinsam überlegen, was künftig besser laufen muss“, rät Ditchen, der ein Buch zum Thema geschrieben hat. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass Eltern ihr Kind psychisch stärken, indem sie signalisieren: Wir schaffen das gemeinsam, wir finden einen Weg, damit du Deine Ziele erreichst.
„Hilfreich ist es, mit einer positiven Grundstimmung sich an die Mathe-Aufgaben zu setzen“, rät Hanna Hardeland, Lerncoach und Karriereberaterin in Hamburg. Es bringt einen nicht weiter zu sagen „ich verstehe das nicht“. Eine Strategie könnte etwa sein, sich 20 Minuten an eine schwierige Aufgabe zu setzen und sich bemühen, sie zu lösen.
„Klappt es nicht, dann eine Pause machen und anschließend die Fragen, die man hat, aufschreiben“, so Hardeland. Diese gezielten Fragen stellt man dem Lehrer oder Dozenten. „Manchmal bringt es einen schon weiter, in dem man es in Worten fasst, was man nicht begreift“, so Hardeland.
In anderen Worten erklärt - und es macht „Klick“
Im Internet wimmelt es nur so von Online-Angeboten, die bei Problemen in Mathe weiterhelfen sollen. Sie können zum Beispiel genutzt werden, wenn man auch nach einem intensiven Gespräch mit dem Lehrer oder Dozenten einen bestimmten mathematischen Sachverhalt noch nicht nachvollziehen kann. „Oft versteht man es besser, wenn es jemand anderes mit anderen Worten erläutert“, sagt Dehling.
Er empfiehlt, dass sich Schüler oder Studenten zu Lerngruppen zusammentun und sich gemeinsam der Materie zuwenden. „Dabei können Schwächere von denen profitieren, die fitter in Mathematik sind.“
Ditchen rät Schülern, die aktuell eher schwach in Mathematik sind, sich nach den Hausaufgaben noch einige Minuten Zeit zu nehmen und sich auf den Unterricht am nächsten Tag vorzubereiten. „Wer vorbereitet am Matheunterricht teilnimmt, versteht besser, wovon der Lehrer spricht und worauf er hinaus will.“
Schüler fühlen sich dann sicherer und haben weniger Angst, sich im Unterricht zu Wort zu melden und nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. „Zudem muss er oder sie keine mündliche Abfrage oder unangekündigte Probe fürchten“, so Ditchen. Zur Vorbereitung genügen nach seinen Angaben schon fünf Minuten.
Was ebenfalls wichtig ist, egal, ob als Schüler oder als Student: Sich selber motivieren. „Man sollte sich klarmachen, dass es sich lohnt, Zeit für Mathe zu investieren, weil man ein bestimmtes Ziel vor Aufgaben hat“, so Hardeland. Das kann die Versetzung in die nächste Klasse, der Schul- oder Studienabschluss oder aber ein bestimmter Beruf sein.
Wer gar nicht weiterkommt, kann auch einen Coach oder einen Lerncoach engagieren. „Im Prinzip ist Mathematik nicht schwieriger als eine Sprache zu erlernen“, betont Dehling. Alles baut sich systematisch aufeinander auf.
Viele Hochschulen bieten Vorkurse an
Angst vor Mathematik ist auch kein Grund für (angehende) Abiturienten, bestimmte Studiengänge von vornherein auszuschließen. „Wer etwa Ingenieur oder Softwareentwickler werden will, kommt an der Uni an Mathe nicht vorbei“, stellt Dehling klar. Er empfiehlt künftigen Erstsemestern, die an vielen Universitäten angebotenen Vorkurse in Mathematik zu besuchen und sich so einen ersten Überblick zu verschaffen.
„Angehenden Studierenden hilft es auch weiter, wenn sie sich vor Entscheidung für ein Studienfach erst einmal eine Orientierungsphase gönnen“, findet Hardeland. So können sie in Ruhe austesten, was ihnen liegt und woran sie Spaß haben. Dazu gehört, auch mal probeweise eine Vorlesung zu besuchen. Der Austausch mit Studierenden in den angestrebten Fachbereichen wie etwa Ingenieurwissenschaften kann ebenfalls zur ersten Orientierung beitragen.
Ob nun als Schüler oder Student: Probleme mit Mathematik sind kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Mit positiver Einstellung, Fleiß, Disziplin und guten Lernstrategien ist es zu schaffen“, betont Ditchen.