Infektionskrankheiten:Erstmals steht ein Malaria-Impfstoff vor der breiten Anwendung

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Laut WHO treten 90 Prozent der weltweiten Malariainfektionen auf dem afrikanischen Kontinent auf. Unter anderem in Kenia wurde deshalb auch ein Impfstoff gegen die Infektionskrankheit getestet. (Foto: Yasuyoshi Chiba/AFP)

Es hat Jahrzehnte gedauert, nun ist es soweit: Vom kommenden Jahr an werden die ersten 18 Millionen Dosen des neuen Vakzins in Afrika eingesetzt.

Von Berit Uhlmann

Erstmals in der Geschichte der Malaria wird nun ein Impfstoff für eine größere Zahl von Kindern verfügbar sein. Das Präparat mit dem Namen RTS,S oder auch Mosquirix soll in Kürze in insgesamt zwölf Ländern Afrikas eingesetzt werden, teilten die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Impfallianz Gavi sowie das Kinderhilfswerk Unicef am Mittwoch mit. Insgesamt 18 Millionen Dosen sind bis 2025 zugesagt. Sie sollen ab Ende dieses Jahres ausgeliefert werden und von Anfang 2024 an kleineren Kindern Schutz vor einer der tödlichsten Krankheiten des Kontinents bieten.

"Das Malaria-Vakzin ist ein Durchbruch", sagte Kate O'Brien, bei der WHO für Impfstoffe zuständig in einer Pressemitteilung. Tatsächlich aber war lange ungewiss, ob das Produkt je zur breiten Anwendung kommt.

Etwa 30 Jahre lang hatte der Pharmakonzern GSK gemeinsam mit internationalen Organisationen an dem Vakzin gearbeitet. 2015 lagen dann die Ergebnisse der Wirksamkeitsstudien vor - und stellten Experten vor ein Dilemma.

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Mosquirix schützt nur etwa ein Drittel der Kinder vor schweren Erkrankungen. Für diesen bescheidenen Erfolg müssen insgesamt vier Spritzen verabreicht werden, was in ärmeren Staaten eine Herausforderung sein kann. Auf der anderen Seite kann selbst der mäßig wirksame Impfstoff noch Zehntausende Kinderleben pro Jahr retten.

Die WHO entschied sich für eine weitere Studie. 1,7 Millionen Kinder in Ghana, Kenia und Malawi erhielten von 2019 an das Vakzin, um herauszufinden, ob die Verabreichung im Alltag ärmerer Staaten tatsächlich praktikabel und sicher ist.

Die Nachfrage nach dem Produkt ist groß

Es vergingen weitere zwei Jahre bis die Ergebnisse vorlagen und zeigten, dass die Impfungen durchaus machbar sind. Obwohl die Testphase teilweise in die Zeit der Corona-Pandemie fiel, erhielten mindestens 70 Prozent der infrage kommenden Kinder die erste Dosis und mindestens 62 Prozent auch die dritte Dosis. Für die vierte Spritze gab es zunächst nicht genug Daten.

Es zeigte sich in dieser Machbarkeitsstudie auch, dass der neue Impfschutz nicht - wie anfänglich befürchtet - die Bereitschaft sinken ließ, andere Malaria-Vorsorgemaßnahmen wie Bettnetze zu nutzen. Auch der Zuspruch zu anderen Impfungen wurde nicht beeinträchtigt. Die WHO empfahl schließlich den Einsatz vom Mosquirix.

Nun, nach weiteren zwei Jahren, stehen die ersten Empfängerländer fest. Neben den drei Staaten, die an der Machbarkeitsstudie beteiligt waren, sollen Benin, Burkina Faso, Burundi, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo, Liberia, Niger, Sierra Leone und Uganda Lieferungen erhalten. Damit sollen vorrangig jene Kinder den Impfschutz bekommen, die am stärksten gefährdet sind, sagte Dr. Kate O'Brien.

Den Bedarf decken diese Lieferungen noch lange nicht. Mindestens 28 Länder Afrikas bekundeten Interesse an dem Vakzin. Längerfristig werden nach WHO-Angaben 80 bis 100 Millionen Dosen pro Jahr benötigt.

Hoffnung schöpfen Experten jedoch aus der Tatsache, dass ein weiterer Impfstoff bald auf den Markt kommen könnte. Das an der Universität Oxford entwickelte Vakzin könnte ebenfalls bald eine offizielle Empfehlung der WHO erhalten. Es hatte in ersten klinischen Studien eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gezeigt. Ein Hersteller steht bereit.

In Afrika sterben jedes Jahr fast eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren an der Malaria. 96 Prozent der weltweiten Malaria-Todesfälle ereignen sich auf dem Kontinent, der Großteil der Betroffenen sind Kinder.

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