Webseiten-Sperre bei Vodafone:Gema greift zum äußersten Mittel

Vodafone Sperre boerse.to

Diese Seite sehen Kunden, die über das Vodafone-Netz surfen, wenn sie Boerse.to mit ihrem Browser aufrufen wollen

(Foto: oh)
  • Die Tauschbörse Boerse.to ist für Vodafone- und 1&1-Kunden gesperrt.
  • Durchgesetzt hat die Sperre die Musik-Urhebergesellschaft Gema.
  • Dass eine ganze Webseite nicht mehr ohne Weiteres aufgerufen werden kann, ist in Deutschland extrem selten.

Von Max Hoppenstedt

Es gibt eine neue Schranke im deutschen Internet. Wollen Vodafone-Kunden die Webseite Boerse.to besuchen, erleben sie seit Ende März eine Überraschung. Statt auf das etwas chaotisch anmutende Forum, auf dem auch illegale Download-Links zu aktueller Musik, Videospielen oder Software geteilt werden, leitet Vodafone die Nutzer auf eine schmucklose weiße Webseite weiter: "Wichtiger Hinweis: Dieses Portal ist aufgrund eines urheberrechtlichen Anspruchs nicht verfügbar", steht da. Seit dem 26. März blockiert Vodafone Boerse.to für seine Kunden.

Verantwortlich für die Sperre ist die Gema. Die Autorengesellschaft, die viele Künstler vertritt, deren Werke auf Boerse.to unter Umgehung des Urheberrechts beworben werden, hatte den Internet-Provider 1&1 und später Vodafone aufgefordert, Boerse.to und die kleinere, ähnlich funktionierende Webseite DDL-Music vom Netz zu nehmen. Wer die Seiten betreibt, ist nicht bekannt. Ihre Administratoren verschleiern, auf wen die Seiten angemeldet sind.

Dass eine ganze Webseite blockiert wird und nicht mehr ohne Weiteres aufgerufen werden kann, ist in Deutschland extrem selten. Die Technik, die zum Einsatz kommt, ist zum Beispiel in China Teil der "Great Firewall", mit der der Staat den Zugang zu unliebsamen Seiten wie Facebook sperrt. Deutsche Internet-Provider finden eigentlich, dass sie nicht für die Inhalte von Webseiten wie Boerse.to verantwortlich sind und setzen solche Sperren nur äußerst ungern um. Nach Informationen der SZ wehrt sich 1&1 im aktuellen Fall vor Gericht gegen die Ansprüche der Gema.

Die Folgen der Sperre betreffen potenziell 25 Millionen Kunden von Handy- oder Festnetzverträgen: Sowohl mobil als auch über den Internetanschluss zu Hause sind Boerse.to und DDL-Music über das Vodafone-Netz nicht mehr ohne Weiteres abrufbar. Und zwar nicht nur für Vodafone-Kunden, sondern auch für jene von Kabel Deutschland und Providern wie 1&1 oder Otelo, die das Mobilfunknetz von Vodafone nutzen. Weil Vodafone das Netz kontrolliert, das diese Anbieter nutzen, sind auch ihre Kunden von der Sperre betroffen.

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