Partynächte in Würzburg:Ausgebrochen unschön

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Party? Ist ja recht und schön: Aber die Hinterlassenschaften mancher Feierfreunde sind für die Anwohner, wie hier im oberbayerischen Vierkirchen, nur selten eine Freude. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das sogenannte Schönsaufen endet leider oft unschön: in Kater, Reue und anderen Hinterlassenschaften. Um Letztere kümmert sich in Würzburg eine Interessengemeinschaft - Instagram-Account inklusive.

Glosse von Maximilian Gerl

Das sogenannte Schönsaufen hat noch nie so richtig funktioniert. Klar, kurzfristig mögen die Dinge durch den Alkohol rosiger erscheinen; eine Verlockung, gerade in diesen Zeiten, in denen gefühlt ständig Krise herrscht. Außerdem können Sachverhalte - und das Gegenüber - umso schärfer wirken, je mehr der eigene Blick verschwimmt. Der Status quo bleibt dummerweise trotzdem, wie er ist. Manchmal kommen, wenn sich die Dünste verflüchtigen, sogar Kater und Reue hinzu.

Und manchmal noch mehr. Was, dokumentiert für Würzburg der Instagram-Kanal der Interessengemeinschaft Sanderstraße. Die Ecke ist so was wie ein Hotspot der örtlichen Kneipenszene, mit unschönen Folgen: Auf den von der IG Sanderstraße veröffentlichten Bildern sind hässliche Lacken an Hauswänden und auf Bürgersteigen zu sehen. Mitunter schwimmen halbkonsistente Partikel mit, die definitiv nicht vom Winterdienst ausgestreut wurden. Kein sehr appetitlicher Anblick also, auch für Anwohner nicht, wenn sie am Morgen vor der Haustür auf die Spuren des Abends treffen. Beim ersten Mal witzelt man vielleicht noch, dass der Tag ja ausgebrochen gut anfange. Beim zweiten, dritten und vierten Mal hat sich dann auch dieser schlechte Scherz abgenutzt.

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Bevor jetzt ein falsches Bild über das sonst ganz wundervoll anzusehende Würzburg entsteht: Die Ergebnisse des Prozesses, der schön beginnt und unschön endet, lassen sich auch anderswo in Bayern beobachten. Ärger um Hinterlassenschaften ist zum Beispiel für die Augsburger Maxstraße hinterlegt. Und in der Landeshauptstadt gilt die Gegend rund um die Theresienwiese als vorbelastet. "Der St.-Pauls-Platz ist zur Wiesn-Zeit das Urinal von München", echauffierte sich mal ein Lokalpolitiker.

Zum Glück verflüchtigen sich neben dem Kater irgendwann die übrigen Abendreste. Allerdings nicht von allein. Die Helferlein der IG Sanderstraße putzen ausweislich Instagram regelmäßig im Viertel durch. Freiwillig. Der intern "Kotzkalender" genannte Instagram-Kanal soll dabei - so hat es jüngst der Bayerische Rundfunk erfragt - auch der Abschreckung dienen. Zwar hat die Realität vom Schönsaufen selten abgehalten. Doch den "Würzburg Wischers" gerade deshalb für ihren Einsatz ein ausgesprochen herzliches Dankeschön!

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