Fastnacht in Franken:Söder macht doch den Kanzler

Lesezeit: 3 min

Ah, der Reichskanzler, nein, der Ministerpräsident. Markus Söder und seine Frau Karin Baumüller-Söder gehen als Reichskanzler Otto von Bismarck und vermutlich dessen Ehefrau Johanna zum Franken-Fasching. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Zum traditionellen Schaulaufen in Veitshöchheim erscheint der Ministerpräsident als Otto von Bismarck. Und lässt damit Raum für Spekulationen. Andere Prominente sind weniger staatstragend verkleidet - dafür viel bunter.

Von Katja Auer

Nun macht er also doch den Kanzler. Den Reichskanzler zumindest und wenigstens für einen Abend. Ministerpräsident Markus Söder geht als Reichskanzler Otto von Bismarck zum Franken-Fasching nach Veitshöchheim. Das ist kein Zufall, davon darf man ausgehen, Spekulationen sind freilich gewollt. Seine Frau Karin Baumüller-Söder begleitet ihn in passender Garderobe.

Das Programm ist das eine bei der Fastnacht in Franken. Comedians und Büttenredner, Garden und eine Feuerwehrkapelle aus der Oberpfalz. Alles wunderbar, aber genauso spannend ist für viele die Frage: Wer geht als was?

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Söder macht traditionell ein großes Geheimnis um seine Verkleidung. Nach seinem Amtsantritt als Landesvater erschien er eine Weile im seriösen Smoking, aber das war ihm dann offenbar doch zu fad. Im vergangenen Jahr nannte er sich selbst einen Stammesältesten, um den Bayern voranzugehen und Orientierung zu geben. Hätte er sich als Moses oder Abraham ausgegeben, es hätte auch zum Kostüm gepasst.

Früher war er ausgefallener unterwegs, da ging er als Shrek, als Gandalf und 2013 sogar als Marilyn Monroe. Nun also Bismarck, erster Reichskanzler des Deutschen Reiches von 1871 bis 1890. Ein großer Staatsmann, drunter macht es Söder nicht. Immerhin war er auch schon als Prinzregent Luitpold und als Edmund Stoiber beim Franken-Fasching.

"Strauß hat immer gesagt, in schweren Zeiten müssen die Bayern die letzten Preußen sein", begründet Söder seine Kostümwahl mit Verweis auf den ehemaligen CSU-Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. So sei das gedacht, "dass wir Preußen von Bayern aus helfen", sagt Söder. Bismarck sei zudem ein starker, durchsetzungsfähiger Staatsmann gewesen. "Er hat eine Bündnispolitik betrieben, die am Ende dazu geführt hat, dass Deutschland nicht isoliert war", gibt sich Söder auch staatstragend.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird von Maskenbildner Armin Häfner im Staatstheater Nürnberg in Reichskanzler Otto von Bismarck verwandelt. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Schminken lässt sich Söder ebenfalls schon traditionell im Staatstheater in Nürnberg. Immer mit dabei: Kameras und Fotografen, damit der ganze Aufwand auch entsprechend honoriert wird.

Bevor es losgeht mit der Prunksitzung laufen die prominenten Gäste über einen roten Teppich in die Mainfrankensäle. Da kann dann schon getestet werden, wie die Verkleidung ankommt.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat für den Frankenfasching die Rolle gewechselt und kommt als Dompteurin. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Landtagspräsidentin Ilse Aigner - überraschend erblondet - hat es gut getroffen und das Kostüm einer Dompteurin gewählt. "Das passt genau in die Zeit", sagt sie vor den BR-Kameras, schließlich muss sie im Landtag immer wieder die Abgeordneten bändigen. Angeblich unabgesprochen sieht auch CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek aus wie ein Zirkusdirektor.

Was Manfred Weber (CSU), der Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei, beruflich so macht, ist nicht zu übersehen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
FDP-Landeschef Martin Hagen gibt den Indiana Jones. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

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Ist das die Addams Family, die auch in Veitshöchheim vorbeischaut? Dann hat sie Zuwachs von CSU-Generalsekretär Martin Huber und seiner Frau bekommen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

CSU-Generalsekretär Martin Huber sieht arg blass aus, glatzköpfig und mit dunklen Augenringen und dann hat er auch noch eine abgehackte Hand auf der Schulter. Gut, dass Fasching ist, und keiner darauf kommen könnte, dass es in der CSU-Zentrale zugeht wie im Gruselfilm.

Nein, das ist nicht Charlie Chaplin. Sondern FW-Fraktionschef Florian Streibl mit seiner Frau Barbara. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

FW-Fraktionschef Florian Streibl und seine Frau Barbara erscheinen in schwarzen Anzügen, mit Schnurrbart und Melone. Das ist etwas für Comic-Kenner, sie stellen Schultze und Schulze aus Tim und Struppi dar.

Die Spitze der Bayern-SPD kommt ganz in Rosa, die Sozialdemokraten haben sich den Barbie-Film als Vorbild genommen. SPD-Chef Florian von Brunn ist Barbie mit langen blonden Haaren und hohen Absätzen, Co-Chefin Ronja Endres gibt den Ken. Und Generalsekretärin Ruth Müller ist ebenfalls blondiert und rosa gewandet. Warum? Na, vielleicht wollten sie einfach mal richtig viele Fans haben.

Ken und Barbie alias Johannes Becher und Katharina Schulze von den Grünen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Grünen haben die klassische Rollenverteilung gewählt, da geht die Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze als Barbie in rosa Karos, ihr Ken ist Vize Johannes Becher. Der hat für das Kostüm sogar den Vollbart geopfert.

Digitalminister Fabian Mehring (li.) und der FW-Abgeordnete Tobias Beck beim Fotostopp. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der neue Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) wandelt offenbar auf den Spuren von Ministerpräsident Markus Söder und ist als Punk verkleidet. So ging Söder, als er noch Finanzminister war, und schnorrte per T-Shirt-Spruch um einen Euro. Mehring hat sich ein durchgestrichenes Fax auf das T-Shirt gedruckt, die Geräte will er nämlich abschaffen.

Das ist schwer. Drache Tabaluga ist - Umweltminister Thorsten Glauber. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Kultusministerin Anna Stolz (FW), die zum ersten Mal im neuen Amt in Veitshöchheim ist, geht als Wonder Woman. Da sollten die Herren im Kabinett schon mal achtgeben. Der grüne Drache, der für das Foto posiert, ist kaum zu erkennen. Hinter dem Kostüm verbirgt sich Umweltminister Thorsten Glauber (FW). Auch im vergangenen Jahr brauchten manche eine ganze Weile bis sie ihn identifizierten, da war er als Chase aus Paw Patrol verkleidet.

FW-Chef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat keine Farbe im Gesicht. Er kommt als Maurer, wie 2023 als Handwerker, als er in Zimmermanns-Kluft erschien, um das "ehrbare Handwerk" zu vertreten. "Immer bei denen, die anpacken", sagt Aiwanger.

Innenminister Joachim Herrmann sieht aus wie jedes Jahr, wie im Kabinett ist er auch im Fasching eine Konstante: Er kommt als schwarzer Sheriff. Das ist inzwischen so normal, dass sich wahrscheinlich kaum jemand wundern würde, tauchte er so im Ministerium auf.

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