Landesausstellung 2027:Warum ausgerechnet Ursberg?

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Theo Waigel ist nicht mehr politisch aktiv. Das heißt aber nicht, dass er nicht gelegentlich im Hintergrund aktiv wird. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Ein kleiner schwäbischer Ort wird zentraler Standort der Landesausstellung 2027. Das könnte mit einem ehemaligen Spitzenpolitiker zusammenhängen, der der Staatsregierung Nachhilfe in Geschichte gab.

Von Florian Fuchs, Ursberg

Ursberg im schwäbischen Landkreis Günzburg ist ein kleiner Ort, dafür mit viel Geschichte. Manche bezeichnen es als Herz des sozialen Schwabens, hat dort doch das Dominikus-Ringeisen-Werk seinen Sitz. Vor 130 Jahren gründete Pfarrer Ringeisen die Einrichtung, die heute an 30 bayerischen Standorten vertreten ist und 5000 Menschen mit Behinderung begleitet und pflegt. Eine Landesausstellung mit dem Motto "Heilen und Helfen" also könnte in keinem besseren Ort stattfinden als in Ursberg, sollte man meinen. Die Region sei "prädestiniert" dafür, teilte am Mittwoch auch das Kunstministerium mit, nachdem Minister Markus Blume Ursberg besucht hatte.

Und trotzdem hat die Staatsregierung offenbar ein wenig Nachhilfe in Geschichtsunterricht bekommen, damit die Wahl für die 42. Landesausstellung auf den Ort nahe Krumbach fiel.

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Eigentlich favorisierte Ministerpräsident Markus Söder nämlich Dillingen als zentralen Ausstellungsort. Dass es nun doch Ursberg geworden ist, das schreibt sich unter anderem Theo Waigel auf die Fahne. Für Nachhilfe in Geschichtsunterricht ist der Mann wie geschaffen, 30 Jahre im Deutschen Bundestag, Bundesfinanzminister, die Einheit, die europäische Integration: Waigel kann da einiges erzählen, aus eigener Anschauung, und da ist es für den kleinen Ort Ursberg ein Segen, dass der frühere CSU-Vorsitzende nicht nur anschaulich über Maastricht und den Euro, sondern auch über seine Heimat referieren kann.

Waigel lebt heute im Allgäu, ist aber 1939 in Oberrohr geboren, ein Ortsteil Ursbergs. Insofern kann man davon ausgehen, dass Markus Söder und Markus Blume seinen ausführlichen Brief über die Vorzüge seiner Heimat genau studiert haben. Ursberg jedenfalls ist nun der zentrale Ausstellungsort der Landesausstellung 2027. Dillingen immerhin darf noch als Nebenschauplatz firmieren.

Manchmal kommt es eben auch darauf an, wer sich für etwas stark macht. Es war und ist sogar auch heute noch im Landkreis Günzburg der wegen der Maskenaffäre in Ungnade geratene, noch amtierende Landtagsabgeordnete Alfred Sauter, der oftmals im Hintergrund die Fäden zieht. Das löst auf Landesebene in CSU-Kreisen die eine oder andere Berührungsangst aus, was den Umgang mit dem Landkreis anbelangt, dabei kann Günzburg ja auch nichts dafür. Theo Waigel dagegen, der nachdrücklich anfragt - wie könnte sich der Ministerpräsident da verweigern?

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