Bodensee:Der Fisch, der doch nicht ausgestorben ist

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Blick auf den Bodensee, wo sich eine früher typische Fischart in den vergangenen Jahrzehnten bestens versteckt hat. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Der für den Bodensee früher typische Tiefseesaibling war 40 Jahre lang verschwunden, nun haben ihn Forscherinnen wiederentdeckt. Offenbar hatte er sich gut versteckt.

Von Florian Fuchs

Der Bodensee ist das größte deutsche Binnengewässer und misst an der tiefsten Stelle etwa 250 Meter bis zum Grund. Da kann sich schon einmal ein Tier verstecken, sollte man meinen, und doch sprechen Superlativen eher abgeneigte Forscher von einem "unglaublichen Fischfang", der ihnen im Jahr 2014 gelungen war und bis heute Rätsel aufgab: Damals haben Wissenschaftlerinnen der Fischereiforschungsstelle Langenargen und des Wasserforschungsinstituts der Schweiz Tiefseesaiblinge in ihren Netzen entdeckt, eine Fischart, die eigentlich als ausgestorben galt.

Sicher aber war sich die Fachwelt nicht. Nun ist das Rätsel gelöst, wie die Zoologische Staatssammlung München am Mittwoch mitteilte: Salvelinus profundus lebt tatsächlich noch im Bodensee, die DNA der heute im See lebenden Tiere ist nahezu identisch mit der DNA historischer Exemplare.

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Unglaublich war der Fang auch deshalb, weil der Bodensee laut Staatssammlung als eines der am besten untersuchten Gewässer weltweit gilt. Es ist deshalb bekannt, dass die Population der Felchen abnimmt, was den Fischern Probleme bereitet und was Wissenschaftler auf den Klimawandel zurückführen. Es ist auch bekannt, dass die Quaggamuschel eingeschleppt wurde und nun den See bevölkert und so den Lebensraum verändert.

Nur den zugegeben blassen und nur bis zu 25 Zentimeter großen Tiefseesaibling haben die Wissenschaftler 40 Jahre lang übersehen, weshalb nach der Wiederentdeckung schnell die Theorie aufkam, das seien nur Abkömmlinge der normalen, nie ausgestorbenen, bis zu 40 Zentimeter großen normalen Saiblinge. Forscherinnen haben also gezielt die Tiefen des Bodensees befischt und dabei immer wieder Tiefseesaiblinge gefunden, die - wie jetzt klar wurde - nicht nur genetisch eindeutig den Tieren ähneln, die vor Jahrzehnten wie selbstverständlich den Bodensee bevölkerten. Die Exemplare haben auch andere Laichgebiete und Laichzeiten als die normalen Saiblinge. Offenbar haben Hilferufe der Berufsfischer in den 1950er-Jahren geholfen, die damalige Überdüngung des Bodensees zu verringern, wodurch einige Tiefseesaiblinge überlebt haben.

Die Wissenschaftler hoffen, dass der Tiefseesaibling die heutigen normalen Saiblinge künftig wieder verdrängen wird. Diese wurden bis in die 1990er-Jahre eingesetzt, entspringen also einem "Mix aus Zuchtfischen" aus aller Welt. Der angeblich ausgestorbene Tiefseesaibling würde so wieder zum Normalsaibling, der er bis vor Jahrzehnten schon einmal war im Bodensee.

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