Steuerhinterziehung:Andrea Tandler zu vier Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt

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Mehr als zwei Monate saß die Maskenmillionärin Andrea Tandler auf der Anklagebank. Nun wurde sie zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach einem Deal im Steuerprozess gegen die Maskenmillionärin steht nun die genaue Höhe der Gefängnisstrafe fest. Trotzdem kommt sie zunächst auf freien Fuß.

Von Thomas Balbierer

Die Münchner Unternehmerin und CSU-Politikertochter Andrea Tandler ist wegen millionenschwerer Steuerhinterziehung in zwei Fällen zu vier Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt worden. Das Urteil erging am Freitagmorgen nach einem gut zweimonatigen Prozess am Landgericht München I. In ihrer Begründung sagte die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner, dass die Beweisaufnahme "erdrückend und eindeutig" gewesen sei. Tandler und ihrem mitangeklagten Weggefährten Darius N. sei es darum gegangen, durch illegale Konstrukte ihre Steuerlast in Folge eines "exorbitanten Geldsegens zu drücken und zu vermeiden".

Die Gefängnisstrafe kommt nicht überraschend, bereits vorher hatten sich Richter und Verteidiger auf einen Strafrahmen im Bereich von vier Jahren und mehreren Monaten verständigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Tandler hatte gegen Ende des Prozesses eingeräumt, hohe Provisionen für Geschäfte mit Corona-Masken nicht korrekt versteuert und dem Fiskus dadurch 7,8 Millionen Euro vorenthalten zu haben. Die Werbeunternehmerin hatte zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 in großem Umfang Maskenlieferungen zwischen dem Schweizer Unternehmen Emix und deutschen Gesundheitsministerien eingefädelt. Dafür ließ sie ihre Kontakte in die CSU spielen - Tandler ist die Tochter des ehemaligen CSU-Generalsekretärs Gerold Tandler. Für die Vermittlung erhielt sie fast 50 Millionen Euro, die sie zum Teil rechtswidrig versteuerte.

"Für einen wirtschaftlichen Erfolg muss sich niemand schämen", sagte Richterin Wagner in ihrer Urteilsbegründung, auch wenn die Maskendeals "in der Moralvorstellung einiger" als unangemessen erachtet wurden. In dem Prozess sei es allein um die Steuerhinterziehung gegangen, Tandler sei "nicht stellvertretend für viele Glücksritter und Gewinnler" in der Pandemie verurteilt worden. Aber, das sagte die Richterin auch, bei der Politikertochter mit dem bekannten Namen habe es sich nicht um "irgendjemanden in Deutschland" gehandelt. Sie wies darauf hin, dass "ein Niemand in der Regel keine Abnehmer" für Masken in deutschen Ministerien hätte finden können. Tandler mit ihrer CSU-Nähe schon.

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Ebenfalls zu einer Haftstrafe wurde Tandlers Weggefährte Darius N. verurteilt. Der Münchner Gastronom muss drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Er hatte gemeinsam mit Tandler ein Unternehmen gegründet, um die Millionenprovisionen nachträglich als GmbH zu versteuern. Diese hatten sie in der Steueroase Grünwald angemeldet, obwohl sich der Firmensitz faktisch in München befand. Staatsanwaltschaft und Gericht werteten das als Gewerbesteuerhinterziehung.

Tandler und N. hatten die Vorwürfe im Rahmen eines Deals weitgehend eingeräumt. Die hinterzogenen Steuern haben sie inzwischen zurückgezahlt. Beide sitzen seit Januar in Untersuchungshaft. Die Monate im Gefängnis nannte Tandler "die schlimmste Erfahrung meines Lebens". Die 40-Jährige leidet an einer Darmerkrankung und musste während ihrer Haft zweimal operiert werden, eine weitere OP ist nötig. Ihr Haftbefehl wurde am Freitag unter Auflagen außer Kraft gesetzt, sodass sie ihre Erkrankung zunächst in Freiheit auskurieren kann. Auch N. kommt vorübergehend frei.

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