Mitten in Tännesberg:Gründlich Gebrauchter

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So stand der nunmehrige Gebrauchtwagen nach der Bergung durch die Polizei da. (Foto: Polizei/Polizeiinspektion Vohenstrauß/dpa)

Der alte Audi, der 2022 aus einem Stausee in der Oberpfalz geborgen wurde und der Polizei seither Rätsel aufgibt, steht zum Verkauf.

Von Matthias Köpf, Tännesberg

Das mit dem Werterhalt bei den Gebrauchten ist eine komplizierte Sache. Zu alt darf so ein Auto nicht sein, damit es noch was wert ist. Aber wenn es dann mal ganz alt ist, wird es zum Sammlerstück. Ein Audi 100 Coupé S war aber schon von Anfang an eine Art Rarität. Ungefähr 30 000 sind davon nur hergestellt worden von Ende der Sechziger- bis Mitte der Siebzigerjahre, Neupreis damals gut 14 000 D-Mark. Insofern wäre der Coupé S, der derzeit auf verschiedenen Gebrauchtwagenportalen für 7500 Euro feilgeboten wird, recht wertstabil geblieben, die Inflation mal ausnahmsweise außer Acht gelassen. Für so einen Oldtimer ist das Angebot sogar recht günstig. Allerdings ist das Auto auch 40 Jahre am Grund des Pfreimdstausees in der Nähe des Oberpfälzer Örtchens Tännesberg gelegen.

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Das Auto war im Sommer 2022 bei Sanierungsarbeiten am Stausee entdeckt und von Polizeitauchern geborgen worden. Der TÜV ist laut Plakette seit 1980 fällig, aber bald rankten sich allerlei Hypothesen über weit schlimmere Tatbestände um das offenkundig vorsätzlich versenkte Auto - zumal die Polizei in Vohenstrauß wider eigenes Erwarten und trotz des erhaltenen Schwandorfer Kennzeichens nichts über Fahrer und Halter herausfinden konnte, weil die Akten im Landratsamt längst vernichtet waren. Auch die schwarzen Rallyestreifen und die aufpreispflichtige Lackierung in Coronagelb führten die Fahnder nicht zu Erfolgen. Der Case blieb so cold wie der Stausee im Winter.

In der imaginären Asservatenkammer mit den Beweismitteln für vielleicht verübte Verbrechen konnte das Wrack aber auch nicht noch einmal für vier Jahrzehnte verschwinden. Also ging es als Fundsache an die Gemeinde über, und die hat es inzwischen einem Autohändler aus Bergheim bei Köln verkauft, wie lokale Medien neulich berichtet haben. Der Händler hat es nun online für mehr als das Dreifache seines angeblichen Einkaufspreises im Angebot, aber er hat den Audi ja auch selber nach Nordrhein-Westfalen geschafft und muss sich um die Vermarktung kümmern. Er würde das Auto auch versenden, heißt es auf einem der Portale, denn eine Restauration des gründlich durchgerosteten Trumms sieht der Händler selbst erklärtermaßen "eher als aussichtslos" an. Ähnlich aussichtslos sind wohl auch weitere Ermittlungen der Polizei. Aber vielleicht verrät sich ja jetzt doch noch wer beim Gebrauchtwagenkauf.

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