Straubing:Boostern fürs Bierzelt

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Bedienungen stehen 2019 auf dem Oktoberfest beim traditionellen Kehraus auf den Tischen, halten dabei Wunderkerzen in den Händen und feiern damit das Ende der harten Arbeit auf der Wiesn. (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Das Klinikum Straubing rät Besuchern des Gäubodenfests, sich vorher noch mal impfen zu lassen. Warum ist darauf vorher niemand gekommen?

Glosse von Deniz Aykanat, Straubing

In den letzten zwei Pandemie-Jahren wurde weltweit ja so einiges versucht, Menschen dazu zu bringen, sich impfen zu lassen. Während man in Deutschland dummerweise auf den gesunden Menschenverstand und auf gratis Bratwürschtl setzte, konnte man in den USA per Piks an Millionen-Lotterien teilnehmen oder College-Stipendien gewinnen. In Israel gab's Hummus, in Indien Eier, Benzin oder Dreiräder und in Tschechien Urlaubstage.

In Deutschland, zumal in Bayern, hat die Aussicht auf Gesundheit, Gemeinwohl und Wurst bekanntlich nicht zu einer ausufernden Impfbereitschaft geführt. Vielleicht wäre ein anderer Ansatz besser gewesen. Nämlich der, Volksfeste nicht wegen der fehlenden Immunisierung abzusagen, sondern Volksfeste gerade deshalb zu veranstalten. Um die Menschen zur Impfung zu bewegen.

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Denn was tut der Bayer nicht alles, um mit wildfremden Leuten im Schweiße seines Angesichts auf harten Holzbänken sehr teures Bier in Masskrügen zu konsumieren und dabei den "Blechdimpfe" oder dem "Trio Voigas" zu lauschen? In Straubing muss die Antwort lauten: alles.

Dort startet am 12. August nach elendig langer Corona-Pause endlich wieder das Gäubodenvolksfest, größtes Volksfest Bayerns nach der Wiesn. Und damit man aus dem Bierzelt nur einen Fetzenrausch mit nach Hause bringt, aber keine Corona-Infektion oder wenn schon, dann eine mit milden Symptomen, weist das Klinikum Straubing vorsorglich darauf hin, dass man sich doch bitte jetzt schon impfen oder boostern lassen möge, für den sorglosen Bierzeltbesuch.

Eine ziemlich gute Idee. Warum ist darauf vorher niemand gekommen? Statt ewig rumzudiskutieren, ob Volksfest A stattfinden darf oder nicht, hätte man an zentralen Plätzen große Countdowns installieren können, die die Tage bis zu Volksfest A runterzählen. Dazu einen Zähler, der die Geimpften in Echtzeit angibt. Volksfest A wird stattfinden, wenn eine kritische Marke erreicht ist. Gruppenzwang ist ja fast schon Gemeinwohl.

Für derlei Erpressungsmaßnahmen ist nun ja leider keine Zeit mehr. Es bleibt nur der Appell an die Bevölkerung: Jetzt ist noch genug Zeit, bis zum Gäubodenfest wäre man immunisiert oder aufgefrischt! Man wäre dann auch gleich fürs Oktoberfest ein paar Wochen später in München gewappnet. Und - ach ja - für die dritte Herbst/Winter-Welle.

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