Arbeitskräftemangel:In Nürnberg sollen bald Studenten die Tram steuern

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Wer sitzt denn da am Steuer? Demnächst vielleicht einer von neun Studierenden, die die Nürnberger Verkehrsbetriebe suchen. (Foto: Peter Roggenthin/dpa)

In Ermangelung an Mitarbeitern wenden sich die Nürnberger Verkehrsbetriebe mit einem "lukrativen Nebenjob" an angehende Akademiker. Wer möchte, kann schon nach 30 Tagen Straßenbahnfahrer sein.

Von Max Weinhold

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte kürzlich im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel, er habe die Tagesschau gesehen und 15 Minuten lang keine gute Nachricht gehört. "Nicht eine?", lautete die Nachfrage. "Selbst die Wetterprognose war schlecht!", antwortete Weil, was die aktuelle Stimmungslage nicht weniger Menschen im Land treffend beschreibt: Mit Ausnahme von Krisen, so das Gefühl, mangelt es an fast allem. Zum Beispiel an Arbeitskräften.

Die sogenannte VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg bildet hier keine Ausnahme: Das Nahverkehrsunternehmen sucht neuerdings "Straßenbahnfahrer (m/w/d)". Und dies offenbar so händeringend, dass es seine Stellenanzeige auf eine eher ungewöhnliche Zielgruppe zugeschnitten hat. Man müsse, erklärt Beate Haberler, die bei der VAG für den Bereich Fahrdienst verantwortlich ist, "neue Wege in unserem Recruiting" gehen, wenn man das Nahverkehrsangebot in Nürnberg auf dem bisherigen Niveau halten und noch weiter ausbauen wolle. Und diese neuen Wege führen - Trommelwirbel - an die Hochschulen der Region.

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Gesucht sind Studierende, die sich in einer Art Crashkurs zum Straßenbahnfahrer ausbilden lassen wollen, wobei man das Wort Crash in diesem Zusammenhang vielleicht besser nicht verwenden sollte. Der Plan lautet jedenfalls: vom Hörsaal auf die Schiene in 30 Tagen. Aus Sicht von Beate Haberler ist das alles eine "echte Win-win-Situation": Junge Menschen könnten eine "Zusatzqualifikation" erwerben, als Werkstudenten abends nach Vorlesungen und an Wochenenden (für derlei Dienste erhalten sie entsprechende Zuschläge) Straßenbahn fahren und auf diese Weise zugleich die angestellten Tramfahrerinnen und -fahrer entlasten.

Einige Grundvoraussetzungen müssen künftige Straßenbahner freilich erfüllen: Mindestens 21 Lebensjahre sollen sie hinter sich haben und über einen gültigen Führerschein der Klasse B verfügen, überdies "zuverlässig, fahrdienst- und schichttauglich" sein. Dafür erhalten sie nach der vergüteten Ausbildung einen Stundenlohn von 15,66 Euro und nebst einigem mehr auch Vergünstigungen in den VAG-Kantinen. Bewerben können sich Interessenten bis Ende Dezember. Die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen: Innerhalb eines Tages gingen bereits acht Bewerbungen für neun Stellen ein. Die gute Nachricht ist aber: Einen Numerus clausus gibt es nicht.

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