Soziales:SPD klagt: Umfang von Deutsch-Vorkursen gesunken

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Eine Tafel mit Buchstaben und Zahlen in einer Kita. (Foto: Christoph Soeder/dpa)

In Bayern soll es bald verpflichtende Sprachtests vor der Einschulung geben - so will es die Staatsregierung. Dazu passt jedoch nicht die Entwicklung bei den angebotenen Deutsch-Vorkursen.

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München (dpa/lby) - Der Umfang der angebotenen Deutsch-Vorkurse vor der Einschulung ist in Bayern in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen - obwohl die Staatsregierung immer wieder die Bedeutung ausreichender Deutschkenntnisse hervorhebt. Das geht aus Antworten des Sozial- und des Kultusministeriums auf parlamentarische Anfragen der Landtags-SPD hervor. Dies müsse sich dringend ändern, fordert die SPD-Sozialpolitikerin Doris Rauscher.

Im Kindergartenjahr 2020/2021 wurden für Bayerns Kindergartenkinder demnach noch 9191 Wochenstunden Deutsch-Vorkurse angeboten, im darauffolgenden Jahr 2021/2022 waren es 8737 Wochenstunden. Im zurückliegenden Kindergartenjahr 2022/2023 wurden dann nur noch 7771 Wochenstunden angeboten - also noch einmal fast 1000 Wochenstunden weniger. „Vor diesem Hintergrund erscheint das Ziel des Koalitionsvertrages, verpflichtende Sprachstandserhebungen vor Schulbeginn sowie daran anknüpfende Sprachfördermaßnahmen anzubieten, nur schwer umsetzbar“, heißt es in einem Antrag, den die SPD in Kürze im Landtag einreichen will.

Rauscher, die Vorsitzende des Sozialausschusses im Landtag ist, verweist auf den deutlich gestiegenen Bedarf an Sprachförderung. Deshalb sei es essenziell, dass die Anzahl der Kurse so rasch wie möglich wieder hochgefahren werde: „Jedes Kind, das Hilfe beim Deutschlernen braucht, muss sie auch bekommen“, sagte Rauscher. „CSU und Freie Wähler müssen ihrer Zusage aus dem Koalitionsvertrag deshalb dringend nachkommen, andernfalls geht dies zulasten vieler Kinder in Bayern.“ Sollten die Stunden nicht umgesetzt werden, drohten auch die Pläne aus dem Koalitionsvertrag für verpflichtende Sprachtests und ein verpflichtendes Vorschuljahr zu verpuffen.

„Gute Deutschkenntnisse sind die Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn eines jeden Kindes und das weitere Leben“, so Rauscher. „Die Staatsregierung muss deshalb schleunigst dafür sorgen, dass wieder mehr Personal für Deutschkurse zur Verfügung steht und die Wochenstunden wieder erhöht werden können.“

Die Staatsregierung verweist in einer Antwort auf die „besondere Situation“ im Schuljahr 2022/2023, mit dem Ukraine-Krieg und Corona, und die „damit verbundenen personellen Herausforderungen“. Von den Schulaufsichtsbehörden seien vorsorglich Maßnahmen ergriffen worden, „um das jeweils bestmögliche Bildungsangebot vor Ort bereitzustellen“. Deshalb habe in einigen Regionen das Angebot an Vorkursen Deutsch nicht im gewohnten Umfang vorgehalten werden können. Im Schuljahr 2022/2023 hätten insgesamt auch weniger Kindergartenkinder Vorkurse besucht als im Schuljahr 2021/2022.

Die Staatsregierung will zum neuen Schuljahr Sprachtests vor der Einschulung zur Pflicht machen. Dies hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jüngst noch einmal bekräftigt. Bei zu großen Sprachdefiziten sollen die Kinder dann ein weiteres, verpflichtendes Vorschuljahr belegen.

© dpa-infocom, dpa:240202-99-842228/3

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