Politik in Bayern:Staatsregierung fordert "Integrationsgrenze" und Änderung des Asyl-Grundrechts

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In der Sitzung des bayerischen Kabinetts am Montag ging es unter anderem um die Migrationspolitik. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Ministerpräsident Markus Söder und der Ministerrat dringen seit Monaten auf eine schärfere Asylpolitik. Sie stellen Forderungen an Berlin.

Bayern will mit mehreren Bundesratsinitiativen eine schon seit Langem geforderte Verschärfung der Asyl- und Migrationspolitik erreichen. Dazu zählen die Etablierung einer "Integrationsgrenze" und eine Änderung des Asyl-Grundrechts. "Deutschland braucht eine Asylwende", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag nach einer Kabinettssitzung in München. Man sage Ja zu Menschlichkeit, aber entschlossen Nein zu einer unkontrollierten Zuwanderung. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte, die "Integrationsgrenze" müsse sich am Leistungs- und Integrationsvermögen der Kommunen orientieren, etwa was Schulen und Kitas angehe. "Die Asylbewerberzahlen müssen wieder deutlich sinken."

Zudem fordert die Staatsregierung die Bundesregierung auf, eine grundlegende Änderung des Asylrechts anzustoßen. "Deutschland kann seiner humanitären Verantwortung nur dann weiterhin gerecht werden, wenn unsere begrenzten Ressourcen zielgerichtet für die Menschen eingesetzt werden, die tatsächlich schutzbedürftig sind. Deshalb fordert die Staatsregierung entsprechende Rechtsänderungen, damit der nationale Gesetzgeber mehr Spielraum erhält", heißt es im Kabinettsbericht. Statt in Deutschland bei internationalen Krisen "individuell und unbegrenzt" Schutz zu gewähren, solle man mit festen Aufnahmezusagen der EU arbeiten. Zudem sollten Spielräume genutzt werden, um mehr Straftäter von einem Schutzstatus auszuschließen.

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Herrmann sagte auf Nachfrage, ob dies eine Abschaffung des individuellen Grundrechts auf Asyl bedeuten würde: "Wir müssen das sorgfältig abwägen und diskutieren." Man müsse es jedenfalls einschränken dahingehend, dass das individuelle Grundrecht auf Asyl nicht komplett auf ein Bürgerkriegsland mit Millionen Einwohnern angewandt werden könne. In einer Situation, wenn sich Zehntausende wegen Bürgerkriegssituationen etwa aus Syrien oder Afghanistan auf den Weg machten, müsse man eher über Kontingente diskutieren, wie viele Menschen man aus einem Land aufnehme. Zudem fordert Bayern einen konsequenteren Grenzschutz mit möglichen Zurückweisungen auch dann, wenn Migranten an der Grenze ein Asylgesuch äußerten. Zwei Drittel der Asylbewerber kämen hier an, ohne in einem anderen EU-Land registriert worden zu sein, sagte Herrmann. Das sei ein Verstoß gegen europäisches Recht.

Zur einfacheren und schnelleren Abschiebung ausreisepflichtiger Ausländer fordert Bayern sogenannte Bundesausreisezentren an den großen deutschen Flughäfen. Zudem sollen Asylverfahren und Asylgerichtsverfahren beschleunigt und die Liste der sogenannten sicheren Herkunftsstaaten um Algerien, Armenien, Indien, Marokko und Tunesien erweitert werden. Und schließlich fordert die Staatsregierung, Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine nur noch Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu gewähren statt Bürgergeld. Bei der Einführung einer eigenen Bezahlkarte für Asylbewerber ist der Freistaat laut Söder im Zeitplan: Ende März, Anfang April solle es so weit sein. Mit der Bezahlkarte sollen Asylbewerber dann in Bayern ähnlich wie mit einer EC-Karte in Geschäften bezahlen können.

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