Wintereinbruch in Bayern:Schneechaos und Skivergnügen

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Die sonnigen Seiten des Winters genießen Ausflügler am Sonntag bei Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Gunther Matejka/dpa)

Die starken Schneefälle am Freitag und Samstag haben in Teilen Bayerns den Verkehr lahmgelegt. Es gab Stromausfälle und vielerorts mussten Dächer von der Schneelast befreit werden. Am Sonntag dann wurde bei blauem Himmel ein weißes Vergnügen daraus.

Von Katja Auer und Matthias Köpf

Das erste Adventswochenende hat im Süden Bayerns mit einem Schneechaos begonnen und am Sonntag schönstes Winterwetter mit sich gebracht. Besonders der Verkehr in und um München war zunächst von den starken Schneefällen stark beeinträchtigt, Flughafen und Hauptbahnhof waren zeitweise lahmgelegt. Aber auch andernorts wirkte sich das Wetter auf den Verkehr aus.

In Teilen Bayerns gab es Stromausfälle wegen umgestürzter Bäume. Betroffen seien "viele tausend" Haushalte insbesondere in den Bereichen Penzberg, Kolbermoor, Freilassing, Parsberg, Vilshofen, Eggenfelden und Regen, teilte ein Sprecher des Netzbetreibers Bayernwerk am Samstag mit. Am Sonntag war die Stromversorgung in ganz Bayern weitgehend wiederhergestellt.

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Ein Problem war in manchen Gegenden das Gewicht des vielen Neuschnees auf den Dächern. In Straubing musste etwa das Dach des Eisstadions am Samstagabend vom Schnee befreit werden. In Weilheim wurden knapp 70 Bewohner aus einem Mehrfamilienhaus gebracht, das aufgrund der Schneemassen einzustürzen drohte.

Die Gemeinde Jachenau blieb von der Außenwelt abgeschnitten, weil sowohl die Straße aus dem Isartal als auch die Mautstraße vom Walchensee gesperrt waren. Die Bergwacht hielt dort ein Fahrzeug mit Schneeketten für Krankentransporte bereit. Wie das Innenministerium mitteilte, kam dort am Sonntagvormittag ein Polizeihubschrauber zum Einsatz, der durch den Abwind der Rotoren die Bäume vom Schnee befreien sollte. So sollten die Schneebruchgefahr beseitigt und gefahrlose Räumarbeiten möglich gemacht werden.

In Windberg im Landkreis Straubing-Bogen kämpft sich am Samstag ein Autofahrer durch den Schnee. (Foto: Armin Weigel/dpa)
In Landsberg am Lech hat ein Baum der Schneelast nicht standgehalten. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Schneeschaufeln war auch im schwäbischen Kaufbeuren angesagt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Anderswo in Südbayern normalisierte sich in der Nacht zu Sonntag auch der Verkehr. Die Behörden meldeten nur kleinere Unfälle. "Es stürzen immer noch ein paar Bäume um, aber da gab es nur Unfälle mit Blechschäden", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Rosenheim, das am Tag zuvor noch alle Menschen im südlichen Oberbayern aufgerufen hatte, zu Hause zu bleiben und anderenfalls Nebenstraßen und Waldstücke zu meiden. Auch in Niederbayern war das Unfallgeschehen am Sonntag einem Sprecher zufolge für die "Jahreszeit typisch". Ähnlich ruhig auf den Straßen verlief die Nacht laut Polizei im nördlichen Oberbayern und Schwaben.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dankte schon am Samstag den Tausenden Einsatzkräften, die seit Freitagnacht im Einsatz waren und geholfen hatten, Straßen und Wege von Schnee und umgestürzten Bäumen zu befreien, liegen gebliebene Züge zu evakuieren und bei Unfällen zu helfen. Angesichts des hohen Unfallrisikos appellierte Herrmann an alle Verkehrsteilnehmer: "Bleiben Sie in den Regionen, die von massivem Schneefall betroffen sind, möglichst zu Hause, denn jede vermeidbare Fahrt entlastet die Rettungskräfte."

Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) warnte noch am Sonntag vor dem Betreten der Wälder in Südbayern. Von herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen gehe eine große Gefahr aus. "Viele Bäume können im Moment der hohen Last des nassen Schnees in den Kronen nicht mehr standhalten und können ohne Vorwarnung umkippen oder zusammenbrechen. Wer nicht unbedingt in den Wald muss, sollte in den nächsten Tagen draußen bleiben", teilte die Ministerin mit.

Besonders gefährlich sei die Situation Kaniber zufolge in den Alpen, am Alpenrand sowie in den östlichen Mittelgebirgen. Mit einer Entspannung sei erst zu rechnen, wenn der Schnee von den Ästen abgetaut ist.

Auf der Zugspitze war am Samstag - nur einen Tag nach dem Start der Skisaison - der Bahnbetrieb eingestellt worden. "Wir haben die Zugspitze komplett geschlossen", sagte eine Sprecherin Zugspitzbahn. Weder die Seilbahn noch die Zahnradbahn könnten fahren. Es herrsche erhebliche Lawinengefahr, zudem gebe es Schneebruch auf der Strecke der Zahnradbahn. Bäume seien umgestürzt und versperrten die Gleise. "Die Mitarbeiter sind gar nicht erst nach oben gekommen." Auch die Straße zum Eibsee zur Talstation der Zugspitzseilbahn sei schwer befahrbar gewesen; ein Bus sei von der Straße abgekommen und in den Graben gerutscht.

Am Sonntag zog es viele Menschen bei schönstem Winterwetter hinaus. Wie den Skitourengeher in den Ammergauer Alpen, im Hintergrund die Hörnlehütte und der Zeitberg (1404 Meter). (Foto: Carsten Hoefer/dpa)

Am Sonntag änderte sich die Lage, es herrschte bestes Skifahrwetter. In den bayerischen Skigebieten liefen zahlreiche Lifte. An der Zugspitze war zumindest die Seilbahn wieder in Betrieb. An Sudelfeld, Spitzingsee und Brauneck genossen Skifahrer seit Samstag den Neuschnee. Auch am Großen Arber im Bayerischen Wald waren Pisten und Loipen präpariert.

In den kommenden Tagen rechnen die Meteorologen nur vereinzelt mit Neuschnee in Bayern, es soll aber weiter kalt bleiben. Der Lawinenwarndienst stufte die Gefahrenlage entlang der gesamten bayerischen Alpen als "erheblich" ein. Für den Landkreis Mühldorf beschloss das staatliche Schulamt, den Präsenzunterricht an allen öffentlichen Schulen an diesem Montag durch Distanzunterricht zu ersetzen.

In der Stadt Augsburg werden 20 Schulen, darunter Grund- und Mittelschulen sowie Gymnasien, vorläufig ganz oder teilweise gesperrt, wie die Stadtverwaltung am Sonntag mitteilte. Grund seien die Schneemassen, die auf den Dächern der Gebäude lasten. Nach dem Abtauen des Schnees müssten die Gebäude auf ihre Statik hin überprüft werden.

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