Neuerdings besitzt das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg eine Apparatur, die Besucher aus ganz Deutschland anhand ihrer Sprache ihrem Heimatort zuzuordnen vermag. Es sei ein "preußentauglicher Dialekttest", wie das Museum stolz vermerkt. Zu diesem Zweck müssen die Gäste nur ein paar Fragen beantworten, und schon spuckt das Teufelsgerät die Lösung aus. Gelegentlich liegt es aber leicht daneben. Wie etwa bei jenem Nürnberger Paar, das sich vor wenigen Tagen erwartungsfroh diesem Test unterzog. Doch am Ende war der Schrecken groß: "Allmächd", seufzte der Mann, "Braunau am Inn!" Da schluckte auch Museumsdirektor Richard Loibl. "Is hoid a Maschin!", sagte er schicksalsergeben.
Ansonsten aber herrscht im Haus der Bayerischen Geschichte höchste Zufriedenheit. Seit gut einem Jahr ist das Museum in Regensburg nun geöffnet. Das Interesse war von Anfang an so groß, dass der Riegel von den Besuchermassen beinahe erdrückt wurde. Selbst die zweimonatige Schließung wegen der Corona-Krise trübte die Jahresbilanz keineswegs. 460 000 Besucherinnen und Besucher wurden bis zur Schließung am 13. März 2020 gezählt, womit das Haus der Bayerischen Geschichte vom Zuspruch her auf dem hohen Niveau der bayerischen Königsschlösser rangiert.
Regensburg:Das goldene Hassobjekt
Das Haus der Bayerischen Geschichte hatte keinen leichten Start. Inzwischen sind die Regensburger milder gestimmt. Doch jetzt steht da diese neue Skulptur.
Während der bis Mitte Mai währenden Schließung wurde die Dauerausstellung "Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn so besonders macht" um neue Inhalte ergänzt. Am Dienstag warfen Kunstminister Bernd Sibler und Richard Loibl einen Blick in die Zukunft des Museums. "Wir wollen keine Dauerausstellung, die sich auf ewig nicht verändert", sagte Loibl und bekräftigte damit das Versprechen, das er schon zur Eröffnung gegeben hatte: "Wir wollen immer wieder Neues bieten." Das ergibt sich schon aus dem Umstand, dass Leihgaben zurückgegeben werden müssen und die Sammlungsbestände des Museums ständig wachsen. "Die Sammler wertschätzen uns mittlerweile als Institution", sagte Loibl und verwies zum Beweis auf ein erworbenes Objekt, das für Ludwig II.-Fans ein kleines Heiligtum darstellt. Es handelt sich um eine Planke aus jenem Fischerboot, mit dem der tote Monarch am 13. Juni 1886 am Starnberger See an Land gebracht wurde. Begleitet wurden Sibler und Loibl von dem ehemaligen Landshuter Eishockey-Star Alois Schloder, Mitglied jener Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck sensationell die Bronzemedaille gewann. Dass auf seinem Podiumskarterl der Name "Alois Schloderer" zu lesen war, belegte eindrücklich, dass auch er schon eine historische Figur ist und sein Name jungen Mitarbeitern des Museums wohl nicht mehr sehr geläufig ist.
Die Anwesenheit Schloders hatte damit zu tun, dass das dem Sport gewidmete Museumskabinett um den Aspekt Wintersport erweitert wurde. Ein neuer Film beleuchtet dabei den Wintersport von den Anfängen bis hin zu großen Olympiasiegen, wobei die dunklen Seiten des Sports in der Nazizeit nicht ausblendet werden.
Loibl präsentierte eine ganze Litanei an Neuerungen. Unter anderem erwarb das Museum aus den USA Werke des Künstlers Ludwig Hohlwein (1874-1949), ein stilbildender Vertreter der Reklamekunst. In seiner Person vereinigen sich Höhen und Tiefen. Seinerzeit prägte Hohlwein auch das visuelle Erscheinungsbild des Dritten Reiches, etwa durch seine Werke für die Olympischen Spiele 1936. Auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen für die nächste Bayern-Ausstellung, die am 26. September eröffnet wird. "Tempo, Tempo - 1920er in Bayern" lautet der Titel der Schau über eine Zeit, die in all ihrer Wirrnis viele Parallelen zur Jetztzeit aufweist. Ausgeweitet wurde auch die Sequenz zur NS-Zeit.
Eine neue Projektion mit historischen Filmausschnitten würdigt nun jene Künstler und Kunstwerke, die - Stichwort Bücherverbrennung - aus der Öffentlichkeit verbannt wurden. Erweitert wurde auch die Bühne, die den Widerstand gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf thematisiert. Dort werden nun noch stärker die Menschen in den Blick genommen, die den Protest getragen haben. Die Hülle des selbstgebauten Heißluftballons, mit dem zwei Familien 1979 aus der DDR nach Bayern geflohen sind, wird aus konservatorischen Gründen in einer Vitrine präsentiert. Nun wird die Teilrekonstruktion des Fluchtballons aus der Verfilmung von Michael Bully Herbig in wirklicher Größe gezeigt. An der acht Meter hohen Decke hängend, bietet die Filmrequisite einen Eindruck vom Volumen des Heißluftballons.
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