Rechtsstreit:Ex-Beamter will Beweis für Geheimkonten von Franz Josef Strauß haben

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  • Eine Kopie eines Auszugs eines angeblichen Prüfberichts der Deutschen Genossenschaftsbank beweist für Wilhelm Schlötterer, dass Franz Josef Strauß Millionen im Ausland deponiert hat.
  • Bisher hatte der Ex-Beamte das immer behauptet, ohne Beweise zu liefern.
  • Die Familie des früheren bayerischen Ministerpräsidenten spricht von einer Fälschung.

Von Maximilian Gerl und Hans Leyendecker, München

Was Wilhelm Schlötterer erzählt, klingt unglaublich. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, beteuert Schlötterer, habe im Ausland geheime Bankkonten unterhalten und bis zur Auflösung der Konten im März des Jahres 1990 hätten sich exakt 359 498 000,66 Mark darauf befunden. Umgerechnet knapp 180 Millionen Euro.

Dass Strauß angeblich einige Hundert Millionen D-Mark im Ausland deponierte, das hatte Schlötterer schon früher gemeint. Aber er hatte keine Beweise.

An diesem Freitag nun meint er, endlich den ultimativen Beleg in Händen zu halten. Den versammelten Journalisten übergibt er einige Blätter. Die Kopie eines Auszugs eines angeblichen Prüfberichts der Deutschen Genossenschaftsbank (DGB) aus dem Jahr 1994 ist für ihn das entscheidende Dokument.

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Auf vier Seiten geht es um ein 1990 aufgelöstes Strauß-Konto bei der DG-Bank und um vier Unterkonten. Schlötterer sagt, ihn habe dieses Papier nicht überrascht. Es belege, wie Strauß durch illegale Geschäfte irre viel Geld beiseite geschafft habe.

Aber ist das Papier wirklich echt? Oder ist es ein eher dürftiges Falsifikat? Der älteste Sohn der Familie Strauß, Max Josef, gibt sich sicher: "Das Dokument ist eine dreiste Fälschung." Er schlägt zurück: Das sei "typisch für Schlötterer - einfach eine Behauptung in die Welt setzen und sagen, die ist nicht von mir."

Jahrzehntelanger Streit zwischen Schlötterer und der Familie Strauß

Das Papier ist der vorläufige Höhepunkt einer jahrzehntelangen Fehde zwischen Schlötterer und der Familie Strauß. Der 76-Jährige war früher Beamter in der Steuerabteilung des bayerischen Finanzministeriums. Er attackierte Franz Josef Strauß 2009 in seinem Buch "Macht und Missbrauch" heftig.

Als er auf einer Lesung Mutmaßungen über ein angebliches illegales Vermögen von Strauß anstellte, gingen dessen Kinder Max und Franz Georg Strauß sowie Monika Hohlmeier dagegen vor. Ergebnis: Das Landgericht und das Oberlandesgericht (OLG) Köln untersagten Schlötterer, seine Aussagen zu wiederholen. In Bayern obsiegte Schlötterer dagegen in einem anderen Verfahren: Seine Aussagen hätten das Andenken von Franz Josef Strauß nicht wesentlich verunglimpft, urteilte das Landgericht München I.

Mit dieser Art Unentschieden ist Schlötterer nicht zufrieden. Er hat gegen das Urteil des OLG Köln Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof (BGH) eingereicht.

Wäre das nun aufgetauchte Papier echt, würde es seine Position untermauern. "Zufälligerweise findet er ein Dokument, das ihm aus allen Beweisnöten hilft", ätzt Max Strauß. "Wir haben das Gefühl, der BGH soll angelogen werden."

Schlötterer sagt, er habe den Prüfbericht vor Kurzem aus einer anonymen Quelle erhalten. Er habe das Dokument zusammen mit seinem Anwalt lange geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass es echt sei. Deshalb habe sein Anwalt eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bochum gestellt.

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Die Staatsanwaltschaft versuchte vergeblich, einen Strafbefehl gegen den Strauß-Kritiker zu erwirken, weil er das Andenken des CSU-Übervaters verunglimpft habe.

Die Strafverfolger in Bochum bestätigen den Eingang der Strafanzeige. Sie wollen sich den Fall anschauen. Die DG-Bank gibt es längst nicht mehr. Sie ist 2001 zusammen mit einem anderen Geldhaus zur DZ-Bank verschmolzen worden.

Und die DZ-Bank will zu dem Papier keine Stellungnahme abgeben. Alles lang her, alles kompliziert. Bei Ermittlungen werden die Strafverfolger bei dem Geldhaus nachfragen. In dem Papier tauchen auch Namen von angeblichen DG-Bankern auf. Einige davon haben tatsächlich bei der DG-Bank gearbeitet.

Das Geld soll von "Medienmogul" Kirch gekommen sein

In dem angeblichen Prüfbericht verwendet der unbekannte Verfasser den Begriff "FJS-Konten". Schreibt so ein Bankmensch? Und Leo Kirch taucht als "Medienmogul" auf. Bankersprache?

Woher kam das Geld? Schlötterer zufolge stammten etliche Millionen von Kirch. Rund 100 Millionen Mark sollen 1983 und 1984 von dem berühmten ehemaligen Stasi-Oberst Alexander Schalck-Golodkowski überwiesen worden sein. Als eine Art Provision für den von Strauß eingefädelten Milliardenkredit für die DDR.

Hinzu kommen dann noch einige angebliche Überweisungen aus Saudi-Arabien und dem Libanon. Weil die Unterkonten filmreife Namen wie "Dessert-Foxx" oder "BigNefudTank" tragen, geht Schlötterer davon aus, dass es sich um Lohn für illegale Waffengeschäfte gehandelt habe.

Max Josef Strauß, der angeblich nach dem Tod seiner Mutter bis zur Auflösung des angeblichen Kontos Kontobevollmächtigter gewesen sein soll, überlegt jetzt, selbst rechtliche Schritte einzuleiten. Gegen den Erzfeind Schlötterer.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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