Es gibt ja im Grunde nichts, vor dem Menschen nicht Angst haben können. Arachnophobie - Panik beim Anblick von Spinnen - ist bekannt. Ähnliches gibt es freilich mit Bezug auf Schlangen, Katzen, Esel. Manche Leute erstarren zwischen Grausen und Schock bei Hosenknöpfen, andere bei Clowns, nackten Füßen, Bananen, Watte oder Staub. Und da wäre die Briefkasten-Phobie.
Eine Betroffene schilderte im Jugendmagazin bento mal ihr Leid. In einer Lebenskrise - Arbeitslosigkeit, Schuldenberg, Unterhaltsstreit, Wohnungsverlust - habe jeglicher Postverkehr den unsichtbaren Stempel "gescheitert" getragen, Post-Rausholen war noch nur mit Hilfe möglich. "Ich hoffe, mein Gehirn begreift eines Tages, dass der Kasten keine Gefahr mehr ist."
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Die oberfränkische Stadt gilt nicht nur als heimliche Hauptstadt des Bieres - sondern auch als "Zentrum der Lebensmittelkompetenz".
Nun muss es nicht so dramatisch sein, generell bieten Briefkästen heute selten Erfreuliches. Die lustigen Postkarten ersetzen längst Schabernack-E-Mails, handschriftliche Oden von der oder dem Liebsten werden rarer. Stattdessen: Rechnungen, nur Rechnungen. Just zum Jahreswechsel, wo jede Versicherung, von der man gar nichts wusste, einen Jahresbeitrag fordert. Nicht erfreut dürften daher die Kulmbacher gewesen sein, als sie jetzt Gebührennachzahlungen zur Straßenreinigung im Briefkasten hatten.
Tausende Bürger aber trauten ihren Augen nicht: mal zehn Cent, mal sieben, mal fünf waren fällig. Dafür die Schocksekunde morgens im Treppenhaus? Der Fränkische Tag wähnte einen "Amtsschimmel wiehern" und forschte bei der Stadt nach. Der Kämmerer beschwichtigte: "Verwaltungsaufwand gleich null", der Computer habe die Neuberechnung und Forderung vorgenommen. Vom Porto mal abgesehen hat die Stadt wohl kein Herz für Briefkasten-Phobiker. Oder Leute, die einfach Rechnungen nicht mögen - also alle.
Würde einer mit Verweis auf eine entsprechende Phobie Rechnungen nicht bezahlen, hätte er kaum Erfolg. Diese Argumentation ist schon mal vor einem Gericht gescheitert. In Kulmbach sieht man das allerdings nicht ganz so eng. Was passiert, wenn jemand säumig bleibt? Ein Mahnverfahren stehe wegen der Kosten für Mitarbeiter und Porto "in keinem Verhältnis mehr zu geforderten Summe", so der Kämmerer. Der Mini-Beitrag werde dann einfach beim nächsten regulären Abschlag abgebucht - in fünf Wochen.