Zoff um Umzug:AfD-Chef Protschka wehrt sich gegen Kritik aus eigenen Reihen

Lesezeit: 1 min

Der Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden der AfD im Jahr 2021. Er schlägt in der politischen Debatte einen brachialen, hemmungslosen Ton an. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Der Landesvorsitzende wolle Partei und Fraktion in Bayern miteinander verquicken, wenn es um die Repräsentanz in München gehe, hieß es in der Partei. Der Gescholtene fühlt sich missverstanden und legt den "Durchstechern" den Austritt aus der AfD nahe.

Von Johann Osel, München

Bayerns AfD-Chef Stephan Protschka verwahrt sich gegen Kritik aus den eigenen Reihen, er wolle bei der Repräsentanz des Landesverbands in München Partei- und Fraktionsinteressen vermischen. "Das habe ich so nicht gesagt", sagte er der SZ. Die Kritiker und die "anonymen Durchstecher" hätten "in der AfD nichts verloren, weil ihnen der Mut zur Wahrheit fehlt". Hintergrund ist der geplante Umzug der Parteizentrale aus dem Landkreis München ins mittelfränkische Greding. Aus finanziellen Gründen, wie Protschka vor einigen Wochen in einem Rundbrief an die Mitglieder angekündigt hatte: Sparen sei nötig, das Budget 2022 weise "eine massive Unterdeckung" auf, "die wir schnellstmöglich ausgleichen müssen".

Intern wird in der AfD vielfach bekrittelt, dass man sich mit dem Sitz fernab der Landeshauptstadt vom politischen Geschehen abschneide. Protschka hatte dazu im Donaukurier gesagt, die Sorge teile er nicht. Etwa für Pressekonferenzen könne man immer noch Räume in München anmieten. "Und unsere Landtagsfraktion hat ohnehin Räume im Maximilianeum." Kritiker werteten dies als Fauxpas, der Landeschef plane die Verquickung der Ebenen. "Von welchem Dilettantismus wird der Landesverband geführt?", fragte ein bekannter Ex-Funktionär auf Facebook. Ihm sei, sagte Protschka nun, "selbstverständlich klar, dass eine solche Vermischung nicht zulässig ist". Der Satz sei nur auf die Fraktion bezogen gewesen, die eben ihre Räume habe. Er sei in puncto Repräsentanz in München hier konkret nach der Fraktion gefragt worden.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

In Greding, wo die AfD ihre Landesparteitage abhält, hat sie schon jetzt Lagerkapazitäten angemietet und einen Raum für kleinere Treffen, kürzlich etwa der Programmkommission zur Landtagswahl 2023. Der geplante Umzug unter Aufgabe des Sitzes in Hohenbrunn hatte mediales Aufsehen erregt, da der Betriebsrat vor dem Arbeitsgericht München dagegen vorgehen wollte. Das Gremium und dessen Unterstützer wähnten den internen Flügel-Streit als eigentlichen Grund, nicht die Parteifinanzen. Das Gericht gab der Parteiführung recht, der Umzug darf stattfinden. Gekündigt wurde der Vertrag in Hohenbrunn aber noch nicht, sagte Protschka. Einem Mitgliederbegehren gegen den Umzug, das in der AfD vorbereitet wird, blicke er gelassen entgegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSöder, die Ampel und das "Bayern-Bashing"
:Die da oben, wir da unten

Der gemeine Norden gegen den armen Süden? Bayern bringt sich gegen den Bund in Stellung - mal wieder. "Ja varreck!", denkt sich da so mancher Kenner einer Historie voller Bosheiten.

Von Hans Kratzer und Lea Gardner (Illustrationen)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: