Landkreis Weilheim-Schongau:Im Kloster Polling entsteht ein Kinderhospiz

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Wo derzeit der Pollinger Klostergarten in eine Obstbaumwiese übergeht, soll der Neubau für das Kinder- und das Erwachsenenhospiz entstehen. (Foto: Matthias Köpf)

Seit 20 Jahren werden dort Sterbende begleitet. Nun wollen die drei letzten Dominikanerinnen auch jungen Menschen beim "Hinübergang vom Leben in den Tod" beistehen.

Von Matthias Köpf, Polling

Drei Nonnen leben noch im Kloster Polling in der Nähe der oberbayerischen Kreisstadt Weilheim, und wer behaupten würde, sie seien nicht mehr die allerjüngsten, wird ihnen damit nicht zu nahe treten. Aus dem Dominikanerinnenkloster im schwäbischen Donauwörth, zu dem Polling als Filialkloster gehört, werden kaum junge Schwestern nachkommen, denn dort sind sie auch nur noch zu viert. Priorin Teresa Westermeier aber war zuletzt öfter in Polling, denn die Dominikanerinnen haben große Pläne, und dafür brauchen sie Platz: Ein neuer Anbau soll die denkmalgeschützte Klosteranlage wieder fast zu jenem Geviert schließen, das sie in ihrer mehr als 1200-jährigen Geschichte wohl lange gewesen ist.

Dieses Bauvorhaben, das die Priorin "einen enormen Kraftakt" nennt, wird der Erweiterung des Hospizes dienen, das seit 20 Jahren seinen Sitz im Kloster hat, und unter dem selben Dach wird dazu noch ein zweites Hospiz entstehen. Das Kloster Polling wird dann auch schwer kranken Kindern und ihren Familien einen Ort bieten, an dem sie Ruhe finden und noch einmal Kraft schöpfen können.

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Denn als "Kraftort" empfinden viele dieses Kloster, immer wieder fällt dieses Wort, wenn davon die Rede ist. Priorin Teresa Westermeier benutzt es ebenso wie Pollings Bürgermeister Martin Pape oder der Augsburger Bischof Bertram Meier, zu dessen Diözese Polling gehört. "Also nicht nur Downsizing unserer Klöster, nicht geordneter Rückzug", sagt Meier zu dem Hospiz-Projekt. Die Schwestern hätten in Form eines Klostergrundstücks "sprichwörtlich ihr Tafelsilber" veräußert, um anderen Menschen beizustehen "in einem entscheidenden Lebensabschnitt, dem Hinübergang vom Leben in den Tod".

Das geschieht in Polling schon seit 2002, als der "Hospizverein im Pfaffenwinkel" hier mit der stationären Sterbebegleitung begonnen hat. Zehn Jahre zuvor hatte die Missions-Benediktinerin Angela Kirchensteiner in Bernried einen ambulanten Hospizdienst aufgebaut. Kirchensteiner ist immer noch eine treibende Kraft beim Hospizverein, genau wie dessen Vorsitzende, die ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Renate Dodell. Auch für Dodell ist das Kloster ein erklärter Kraftort, und sie teilt dieses Gefühl wie das Wort mit Christine Bronner von der Stiftung ambulantes Kinderhospiz München (AKM).

In Polling soll es acht Plätze für junge Menschen geben

Diese von Bronner und ihrem Ehemann 2004 als Hospizdienst und 2005 als Stiftung gegründete AKM begleitet inzwischen jedes Jahr mehr als 700 Kinder, Jugendliche und Familien aus ganz Bayern und unterhält dafür Stützpunkte in Inning am Ammersee, in Landshut und in Rosenheim. In Polling soll es nun ein teilstationäres Angebot mit acht Plätzen geben, die jungen Menschen sollen hier durchatmen können und nicht nur umsorgt, sondern auch pädagogisch gefördert werden.

Vier Jahre lang arbeiten die Stiftung und der Verein schon an ihrer Idee, zwei Hospize in einem Anbau im Kloster unterzubringen. Denn die zehn Zimmer des jetzigen Hospizes, in dem bisher mehr als 1900 Menschen gestorben sind, reichen längst nicht mehr aus, um alle Gäste zum richtigen Zeitpunkt aufnehmen zu können, und sie entsprechen nach 20 Jahren auch nicht mehr den neuesten Anforderungen. Sie sollen daher nur noch als Nebenräume dienen, wenn es in einigen Jahren im Neubau zunächst 14 und später vielleicht 16 neue Zimmer für die erwachsenen Gäste geben wird.

Drei Dominikanerinnen gibt es noch im Kloster Polling. Schwester Gabriela lebt hier schon seit mehr als 50 Jahren. (Foto: Matthias Köpf)

Doch noch gibt es für den Anbau nur ungefähre Planungen, die sich in den Abmessungen und der Dachneigung am bestehenden Klostergebäude und im Grundriss grob an einem Katasterplan von 1810 orientieren, der ein geschlossenes Klostergeviert zeigt. Der Neubau soll dort entstehen, wo jetzt der Klostergarten in eine große Obstbaumwiese übergeht. Er wird aber etwas Abstand zum anderen Gebäudeflügel halten müssen, der in Privatbesitz ist, seit 1803 auch das Kloster Polling säkularisiert wurde.

Das Kloster wurde um das Jahr 750 von Benediktinern gegründet

Gegründet hatten es um das Jahr 750 die Benediktiner, später lebten Augustiner Chorherren in Polling. Die Dominikanerinnen übernahmen erst 1892 Teile des alten Klosters und betrieben dort bis 1972 eine Schule. "Ein schlichter, zweckmäßiger Anbau" schwebt ihnen, dem Hospizverein, seinen Planern und dem St. Ulrichswerk des Bistums Augsburg, das den Bau betreuen wird, nun für die beiden Hospize vor. Die Denkmalschützer ließen mit sich reden, sagt Renate Dodell, selbst beim Thema Photovoltaik auf dem Dach hätten sie jedenfalls gleich und grundsätzlich abgewinkt.

Außer an genaueren Plänen und an Genehmigungen fehlt es für das Vorhaben aber vor allem noch an Geld. Mit 17,5 Millionen Euro kalkuliert das Ulrichswerk, doch damit es angesichts steigender Preise bei dieser Summe bleiben kann, müssen die Pläne wohl noch einmal abgespeckt werden. Das Bistum bringt viereinhalb Millionen Euro auf, sechs Millionen Euro sollen aus Krediten kommen, die beiden Hospizträger wollen vier Millionen möglichst in Form von Spenden beschaffen und haben dazu gerade einen gemeinsamen Förderverein gegründet. Drei Millionen kommen vom Kloster. Denn die Schwestern investieren in eine Zukunft ohne sie selbst.

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