Die Woche in Bayern:Söder im Wohlfühlmodus, Seehofers Twitter-Gewitter, Umweltschutz light

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Was war los in der bayerischen Politik? Ein Rückblick.

Von Katja Auer

Heiß, gell? Zum Glück sind Ferien, vielleicht haben Sie ja auch frei und können raus - an einen See, auf die Berge, ein bisschen Rad fahren. Weit weg von Alltag, Beruf und Politik. Letzterer allerdings ist zurzeit kaum zu entkommen. Egal, wie weit draußen sie sind.

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher zum Beispiel radelt. Diese Woche durch die Oberpfalz und Niederbayern. Windischeschenbach, Kümmersbruck, Moosthenning, Grattersdorf, nie gehört? Die Roten Radler - so nennen sich die Genossen auf ihren Fahrrädern - kommen überall hin.

Hubert Aiwanger, der Vielfach-Chef der Freien Wähler, feierte derweil eine Strabs-Party in Kirchdorf an der Amper, was vermutlich nicht so verrucht war, wie es klingt. Es ging um die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung, kurz Strabs. Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann war Esel streicheln in Kollnburg und Markus Söder - Markus Söder ist überall.

Spessartfestwoche in Lohr am Main, Pichelsteinerfest in Regen, Almbegehung in den Tegernseer Bergen. Wer dort zufällig Wandern war am Mittwoch, muss besonders irritiert gewesen sein. Das halbe bayerische Kabinett und Landespolitiker aller Parteien waren dort anzutreffen, manche in Wandererkluft, anderen sah man an, dass sie nur zum Fototermin vorbeigekommen waren. Die Hauptalmbegehung hat Tradition, allerdings wird sie in der Regel von deutlich weniger Prominenz begleitet. Das kann schon am schönen Wetter in dieser Woche liegen. Oder doch am Wahlkampf.

Ganz oben war der Ministerpräsident auch schon diese Woche, das Kabinett tagte auf der Zugspitze. Eine Naturoffensive hat der Ministerrat dort beschlossen, die unseren Umweltexperten Christian Sebald nicht gerade in Begeisterung versetzt hat. Denn unter neuem Namen werden dort viele schon bekannte Maßnahmen gebündelt. Klingt nur besser.

Noch ein neues Schild gab es für die Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber, die jetzt Ankerzentren heißen. Das hat sich Bundesinnenminister Horst Seehofer ausgedacht und wir haben mal nachgeschaut, ob daran wirklich so viel neu ist.

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In der kommenden Woche geht es um etwas, was sich die Menschen in Bayern am meisten wünschen. Gemeint ist nicht etwa ein kühlender Regenschauer. Auch nicht Eis oder eine Klimaanlage. Vielmehr geht es um den Frieden an sich.

Insbesondere in Augsburg steht er nun oben auf der Agenda. Die Stadt feiert am Mittwoch das Hohe Friedensfest. Seit 1650 wird es am 8. August begangen. Ausnahme: die Kriegsjahre 1942 und 1944. Zurück geht der exklusive Feiertag auf den Westfälischen Frieden von 1648, der den Protestanten der Stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg die Religionsfreiheit garantierte. In Erinnerung daran wird auf dem Rathausplatz die Friedenstafel aufgebaut, an der sich Menschen aller Nationalitäten und Religionen zusammensetzen können, um miteinander zu reden und zu essen. Wahlweise auch Eis.

Nicht zu verwechseln ist das Ganze mit dem Straubinger Gäubodenfest, das am Freitag mit einem Umzug seinen Lauf nimmt. Die Räusche dort dienen profan der Lebensfreude - einst ermöglicht durch König Maximilian I. Joseph.

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